Ingolstadt
Der Erleuchtung ganz nah

Christina ist 14 Jahre alt und vertritt selbstbewusst ihren buddhistischen Glauben

16.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:10 Uhr

Ab ins Nirwana: Christina eifert ihrem Glaubensvorbild Buddha nach. Sie versucht ihr Karma positiv zu halten, um den Kreislauf der Wiedergeburt zu durchbrechen und erleuchtet zu werden - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Mit drei Jahren interessierte sie sich für Wiedergeburt. Mit elf setzte sie sich intensiv mit dem Buddhismus auseinander und vor zwei Wochen vertrat die nun 14-Jährige beim Dialog der Religionen den buddhistischen Glauben.

Christina Beer ist eine normale Jugendliche. Sie besucht die neunte Klasse des Apian-Gymnasiums, kauft gern neue Klamotten und streitet mit ihren Geschwistern. Doch in einem Punkt unterscheidet sie sich von anderen Gleichaltrigen: Sie ist Buddhistin. „Ich glaube an Wiedergeburt und ans Nirwana.“ Letzteres heißt, dass die Seele nach dem Tod in einen Zustand endloser Ruhe wandert. „Um ins Nirwana zu kommen, achte ich auf mein Karma. Es bündelt alle guten und schlechten Taten und entscheidet, als was ich wiedergeboren werde.“ Das heißt, Christina darf nichts Schlechtes tun, denken oder fühlen. Leichter gesagt, als getan. „Ich ärgere mich auch mal über andere. Aber ich versuche, so jemandem aus dem Weg zu gehen.“

Neben der Schule engagiert sie sich ehrenamtlich für ein Sozialprojekt, das ein Lehrer mitorganisierte. „Erst wollte ich im Kindergarten und im Tierheim arbeiten. Aber mein Lehrer meinte, das wäre zu viel.“ Er hatte Unrecht. 30 Stunden soziale Arbeit im Schuljahr sind obligatorisch. „Seit Schulanfang war ich schon zwölf Stunden im Kindergarten.“

Auch sonst spielt der Buddhismus eine große Rolle im Leben der Schülerin. „Bei Stress meditiere ich.“ Das führte zu einigen Veränderungen: Ihre Schlafprobleme sind weg, sie wurde ruhiger und hat Mitgefühl für Tiere entwickelt. Doch ihr reicht die bloße Meditation daheim nicht. „Ich will den Buddhismus intensiver betreiben. Aber in Ingolstadt gibt es nur Erwachsenengruppen – nichts für Leute in meinem Alter.“ Vor zwei Jahren hatte Christina an einem buddhistischen Ferienlager im Allgäu teilgenommen. Dort traf sie viele Jugendliche, Buddhisten wie sie. „Das würde ich gern wieder machen.“

Christinas Mutter – selbst Buddhistin – unterstützt sie. Die restliche Familie ist katholisch, übt den Glauben im Alltag aber nicht aus. Die religiösen Ansichten von Christina stören sie nicht. „Es ist allen egal – Hauptsache, wir feiern Weihnachten zusammen“, erzählt sie. Das ist das Praktische am Buddhismus: Elemente und Rituale fremder Religionen dürfen übernommen werden. Christina geht Weihnachten in die Kirche, weil es eben dazugehört. Religionsunterricht hat sie auch noch, denn Ethik sagt ihr nicht zu. Mehr ist vom Katholizismus aber nicht übrig. Christina stört vieles: „Ich finde es falsch, dass Tiere im Christentum keine Seele haben.“ Sie hingegen gesteht selbst dem kleinsten Käfer ein Recht auf Leben zu. Ebenso kritisiert sie die Gottesgläubigkeit. „Ich glaube nicht an einen Gott, der uns beschützt. Wir sind selber für unser Leben verantwortlich.“

Das vertrat die Schülerin beim Dialog der Religionen. Die Veranstaltung hatte der Verein Miteinander Füreinander der Seniorenhilfe angeboten. „Ich fand es interessant.“ Christina hat es gefallen, sich für den Buddhismus zu engagieren. Für sie steht fest: „Ich würde jederzeit wieder mitmachen.“