Der Emsländer mit nur drei Länderspielen

30.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:36 Uhr

Bockhorst im Nordosten des Landkreises Emsland: Nur knapp 1000 Einwohner zählt diese auf einem schmalen Geestrücken inmitten von riesigen Moorgebieten liegende Gemeinde. Natur pur herrscht hier. Die große Fußballwelt mit Champions League sowie Millionenumsätzen - sie scheint so unendlich weit weg zu sein.

Und trotzdem wohnt da ein ganz Großer. Einer, der sich Europameister 1980 nennen darf, den Europapokal der Pokalsieger holte, zweimal Deutscher Meister wurde und sich auch in Frankreich einen nationalen Titel sicherte.

Ja, dieser Caspar Memering kehrte vor Kurzem endgültig dorthin zurück, wo er vor rund 63 Jahren geboren worden war - als eines von neun Kindern von Vater Caspar sowie Mutter Maria. Hier oben, am Küstenkanal, verloren sich schon damals normalerweise kaum Talentspäher. Wie es der spätere Nationalspieler dennoch in den Profifußball schaffte? Angeblich hatte ein Herr Robben seine Hände im Spiel. Nicht Arjen, sondern Ewald - und der war einst Vereinswirt bei der DJK Bockhorst sowie großer Fan des jungen Caspar. Prompt rief er 1969 einfach mal beim SV Werder Bremen an: "Hey, wir haben wir ein besonderes Talent."

Und siehe da: Die Hanseaten wollten Memering dann tatsächlich. Der Haken an der Sache war nur: "Ich sollte sofort zu ihnen und deshalb die Schule abbrechen. Nur das ging wirklich nicht", erinnert sich der Emsländer. Also ging er erst 1970 in die große Stadt an der Weser - nach seinem Abschluss an der Handelsschule. Und nur zum Kicken? Nein. Der SV Werder besorgte ihm zusätzlich eine Lehrstelle als Großhandelskaufmann, und untergebracht wurde der Mittelfeldakteur in einer Pension. Dort einer seiner Zimmernachbarn: ein gewisser Rudi Assauer. Jener Saarländer, der später zum wohl bekanntesten Manager aufstieg, den der FC Schalke 04 je hatte.

Trotzdem blieb Memering nicht lange in Bremen, am Tag seines 18. Geburtstag unterschrieb er beim Hamburger SV. Warum das Ganze? "Weil mir Manfred Kaltz und der damalige HSV-Talentsucher Gerhard Heid einen Zwei-Jahres-Vertrag angeboten hatten, den ich einfach nicht ablehnen konnte", erinnert sich der inzwischen 63-Jährige: "Und da auch meine Eltern nichts dagegen hatten . . ."

Also Hamburg. Stolze 303 Bundesligapartien absolvierte er für die dortigen Rothosen, erzielte 37 Treffer für sie. Seine Nationalmannschaftskarriere war dagegen eher nur kurz, insgesamt nur dreimal durfte der Emsländer den Adler auf der Brust tragen - das letzte Mal am 17. Juni 1980 in Turin gegen Griechenland. Aber da jene Partie zur EM-Endrunde in Italien zählte, darf sich Memering jetzt als gestandener Europameister fühlen.

Von 1982 bis 1984 schnupperte er zudem Auslandsluft bei Girondins Bor-deaux, um dann noch für 17 Bundesligaspiele nach Deutschland zurückzukehren, Genauer ausgedrückt zum FC Schalke 04, zu Assauer - womit sich ein Kreis schloss. 1986 war schließlich komplett Schluss für ihn - wegen einer Rückenverletzung. "Beziehungsweise wegen der Berufsgenossenschaft, die forderte, dass ich aufhöre, weil ansonsten mein Versicherungsschutz weg wäre", berichtet der 63-Jährige traurig.

Seinen allergrößten Sieg feierte er trotzdem erst danach - nämlich 1994, als er einen Gehirntumor erfolgreich überstand. "Er konnte Gott sei Dank rechtzeitig behandelt werden" erinnert sich Memering: "Und damals habe ich endgültig erkannt, dass Gesundheit das Wichtigste im Leben ist."