Ingolstadt
Der Eklat blieb aus

Karl Ettinger mit 47 zu 32 Stimmen zum neuen Vorsitzenden des Tierschutzvereins gewählt

29.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Der neu gewählte Vorstand (von links): Martin Köster, Karl Ettinger, Hortense Leimeister, Barbara Bischof, Ulrich Bannert, Eva Sponem und Angelika Meyer-Kathak - Foto: Schneider

Ingolstadt (DK) „Weltpremiere“ – so beschrieben langjährige Mitglieder des Tierschutzvereins die Mitgliederversammlung am Samstag in der Freien Turnerschaft. Der Eklat bei den Vorstandswahlen blieb entgegen gegenteiliger Erwartungen aus. FDP-Stadtrat Karl Ettinger setzte sich als neuer Vorsitzender durch.

Weil bei vergangenen Versammlungen die Fetzen flogen, sind die 1200 Mitglieder des Ingolstädter Tierschutzvereins einiges gewöhnt: Legendär ist der gläserne Aschenbecher, der einmal quer durch den Raum geflogen sein soll. Diesmal hatten sich die Tierschützer Hilfe aus München geholt. Christian Schönwetter, Justiziar beim Deutschen Tierschutzbund und somit unparteiisch, leitete die Versammlung mit Geduld und Ruhe und sorgte so für einen einigermaßen friedlichen Ablauf.

Cornelia Gaschka, bisherige Vorsitzende, bestätigte entsprechende Gerüchte und kündigte an, nicht mehr zu kandidieren. Auch wenn sie keine Gründe für ihre Entscheidung nennen wollte, sind diese nicht schwer zu erraten: Der Verein ist in zwei Lager zerstritten, die sich auch dieses Mal erbittert gegenüber standen.

Kandidat für den Vorsitz auf der einen Seite war Karl Ettinger, bisheriger Stellvertreter der Vorsitzenden, der sich selbst als Mediator präsentierte und gleich sein komplettes Wunschteam für die anderen sechs zu besetzenden Posten vorstellte. Auf der anderen Seite stand die Lehrerin Angelika Meyer-Kathak, die den bisherigen Vorstand als Rechnungsprüferin heftig angriff.

Glaubt man ihren Vorwürfen, scheint in der Vereinsverwaltung einiges schiefzulaufen: Fehlende Belege, dreistellige Mahngebühren und sogar ein Vollstreckungsbescheid wurden hitzig diskutiert. Die bisherige Schatzmeisterin Karin Schob quittierte die Vorwürfe mit ungläubigem Lachen, räumte aber später Fehler ein. Dennoch beschloss die Versammlung einstimmig die Entlastung des Vorstands für die vergangenen zwei Jahre.

Aber auch die Kandidatin Meyer-Kathak selbst musste sich Vorwürfe anhören. Zurzeit ist sie mit einem Hausverbot für das Tierheim belegt, von dem sie selbst behauptet, dass es ohne Begründung verhängt worden sei. So unbedingt wollte sie in den Vorstand gewählt werden, dass sie erst für den Vorsitz, dann für das Amt der stellvertretenden Schatzmeisterin und schließlich – mit Erfolg – als stellvertretende Schriftführerin kandidierte.

Mit 47 zu 32 Stimmen bei drei Enthaltungen errang Etttinger den Posten als neuer Vorsitzender – ein Ergebnis, dass vor allem die Mitarbeiter des Tierheims begeistert begrüßten. Während Ettinger mit Martin Köster als erstem Stellvertreter, Barbara Bischof als stellvertretender Schatzmeisterin, Eva Sponem als Schatzmeisterin und Hortense Leimeister als Schriftführerin seine Wunschkandidaten durchsetzte, ging der Posten des zweiten Stellvertreters an Republikaner-Stadtrat Ulrich Bannert.

Ob der neue Vorstand trotz dieser heterogenen Zusammensetzung zusammenarbeiten kann, muss sich zeigen. Die Herausforderungen für den Verein sind immens: Auch wenn eine Insolvenz vorerst vom Tisch ist, ist die finanzielle Lage weiter angespannt. Im kommenden Jahr steht unter anderem ein neues Dach für das Hundehaus an, das mit rund 50 000 Euro veranschlagt wird. Weitere 30 000 Euro werden für die Quarantänestationen benötigt. Zwar hatte der Verein 2014 Einnahmen von 260 000 Euro, von denen allein über 46 000 Euro von privaten Spendern kamen. Die Ausgaben für Personalkosten, Tierarzt, Futter und den Tierheimbetrieb lagen 2014 allerdings ebenfalls bei 261 000 Euro.

„Wir wollen über Tiere reden und uns nicht gegenseitig massakrieren“, versprach der neue Vorsitzende Ettinger. Letztendlich kam es am Samstag entgegen der Erwartungen zu keinem Eklat. So euphemistisch wie der Münchner Versammlungsleiter Schönwetter hat die Zankereien allerdings noch keiner zusammengefasst. Der Tierschutzverein Ingostadt sei eben ein Verein, in dem „rege kandidiert“ werde, sagte er.