Hilpoltstein
Der eilige Weihnachtsmann ist da

Bei den Wohngruppen im Haus Arche am Auhof herrscht große Vorfreude auf die Bescherung

23.12.2015 | Stand 02.12.2020, 20:23 Uhr

Foto: Jürgen Leykamm

Hilpoltstein (HK) Die Vorfreude auf Weihnachten ist groß, egal ob bei behinderten oder nichtbehinderten Menschen. Die Wohngruppen im Haus Arche am Auhof haben sich bei einer großen Weihnachtsfeier auf das heilige Fest eingestimmt.

Wozu der Engel seine Flügel benutzt? So will es Heilerziehungspflegerin Claudia Schröder bei der Weihnachtsfeier im Haus Arche des Auhofs wissen. „Zum Fliegen“ natürlich, weiß Bertold Stubenrauch, lässt dabei seine Arme schwingen und lächelt vergnügt in die Runde. Er ist froh über den gerade eben absolvierten Auftritt des Bewohnerchors, in dem auch seine Stimme erschallt.

Nun lässt es sich „Berti“, wie er hier genannt wird, bei Stollen und Lebkuchen so richtig gut gehen. Das hat er sich redlich verdient. Die weihnachtliche Andacht in der Kapelle der Rummelsberger Einrichtung für Menschen mit Behinderung wurde durch ihn und die Lieder des Chores zur Bereicherung.

Durch jeden, der sie besucht oder an ihr mitgewirkt hat. Das ist die Botschaft dort. Jeder Mensch ist wichtig. Weil „Gottes großes Herz für uns alle offen ist,“ sagt Auhof-Seelsorger Gerhard Lechner. Das gilt auch für den mittellosen Hirten des Krippenspiels, der dem Christkind absolut nichts materielles anzubieten hat. Aber er darf es in Händen wiegen und schenkt so seine Liebe.

Sie anderen Menschen weiterzugeben ist heute noch das Schönste, was man dem Kind in der Krippe geben kann, predigt Lechner. Er weiß, dass diese Botschaft in der Dezemberhektik oft verloren zu gehen droht. Auf schelmische Art kommentiert dies die Theatergruppe des Auhof mit ihrem Stück vom „eiligen Weihnachtsmann“, der das Christfest beinahe verschlafen hätte. Dann schafft er es doch noch alle Geschenke auszufahren – bis auf eines. Aber das ist für ihn selbst: ein Wecker.

In helle Aufregung versetzt den Saal der Bewohner im roten Kostüm, als er eifrig Geschenke austeilt. Doch für die meisten bleibt es bei der Vorfreude, Weihnachten kommt ja erst noch. Die Bescherung muss warten bis zum Heiligen Abend. Auch im Haus Arche, wo nach der Andacht noch lange weiter gefeiert wird.

Petra Seiniger erinnert sich gerne, wie es letztes Jahr war. Da bekam sie eine CD von Hansi Hinterseer geschenkt. Ihn hat sie schon live erlebt und ein Autogramm ergattert. Als sie die CD noch mal auspackt, stellt sich die gleiche Freude wie letztes Weihnachten ein. Solche Freude kommt auf, als der ehemalige Mitarbeiter im Haus Arche, Stefan Monatsberger, an seiner einstigen Wirkungsstätte zur Gitarre greift, um mit den anderen die Weihnachtsbäckerei zu besingen.

Noch schöner singt „Engel Daniel“, von dem Ex-Kollegin Claudia Schröder erzählt. Doch eines Tages ist er so auf den eigenen Gesang konzentriert, dass er den eigenen Flügelschlag vergisst und auf die Erde herunterkracht. Dort trifft er auf zwei traurige Kinder, deren Eltern sich keinen Christbaum leisten können. Daniel zaubert einen herbei, bevor er sich wieder emporhebt.

Dann ertönt es wieder ganz irdisch zur Gitarre: „Kling, Glöckchen, klingelingeling“. In dem Lied kommt das Christkind selbst zu Wort: „Öffnet mir die Türen, lasst mich nicht erfrieren“. Letzteren Satz singt eine Seniorin besonders lautstark mit. Erinnerungen an alte Zeiten schwingen da vielleicht mit. „Ihr Kinderlein kommet“, erklingt es weiter im Haus Arche. Der Ruf wird gleich erhört. In Person der kleinen Jasmin. Sie ist zarte sechs Monate jung, Papa Peter Wälzlein trägt sie liebevoll im Arm. Mama Carmen kümmert sich derweil um ihren eigenen Bruder, der im Haus Arche zuhause ist.

Emanuel Zischler sitzt nachdenklich in seinem Rollstuhl. Für ihn ist die Situation schwierig. Ein bisschen hat der 34-Jährige mit der Eifersucht auf seine halbjährige Nichte zu kämpfen. Liebe üben im Sinne Weihnachtens ist eben für jeden eine Herausforderung. Bei dem Stichwort fällt nun auch „Berti“ ein, dass er im Bastelkurs „Kunst am Freitag“ ein kleines Kunstwerk mit zwei Christbäumen geschaffen hat. Stolz präsentiert er es der Wohnbereichsleitung Simone Weindl.

Das animiert auch Mitbewohner Arthur Schaffner, sein eigenes Werk zu zeigen. Er selbst ist ein echter Glücksbringer – der Clubfan war zweimal im Stadion des 1.FC Nürnberg, der prompt beide Male gewann. Ob er deswegen in der Bundesliga ankommt, ist derzeit offen. Ankommen, „Ankunft“ – das ist es, was „Berti“ mit Weihnachten verbindet. Das Wort so unvermittelt aus seinem Mund zu hören, macht nachdenklich über unsere Zeit, in der jeder auf dem Weg ist und keiner je irgendwo anzukommen scheint. Und in der wie wild mit den Flügeln geschlagen wird.

Aber nicht mit engelhaften. Genug der Gedanken. Gleich gibt es Essen im Haus Arche. Der Tortelliniauflauf wartet. Und dann heißt es warten. Auf Heiligabend. Da wird gemeinsam gekocht und sich auf die Bescherung gefreut. Was man dann dem Christkind schenken kann, hat die Andacht vor der jetzigen Feier ja schon verraten.