Tettenwang
"Der Duft zieht mich an"

22.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:45 Uhr

Majestätisch: Beim Hopfenzupfen legten die gekrönten Häupter selbst Hand an.

Tettenwang (DK) Bereits zum 13. Mal sind Besucher aus Altmannstein und Umgebung gestern zum Hopfazupfafest nach Tettenwang geströmt. Einmal mehr stand das grüne Gold im Mittelpunkt des Geschehens.

"Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen" – so lautet ein alter und weiser Spruch. Das Hopfazupfafest in Tettenwang stellt dieses Sprichwort auf den Kopf. Die Feier markiert jedes Jahr den Startschuss zur Hopfazupf, die auch heuer nach Sankt Bartlmä beginnt.
 

Mittlerweile zum 13. Mal fand das Hopfazupfafest im Altmannsteiner Ortsteil statt, in dem noch sieben Hopfenbauern tätig sind. Tettenwang machte seinem Namen als Hopfendorf bei sonnigem Sommerwetter einmal mehr Ehre. Anziehungspunkte waren der Bauernmarkt, das Bulldog-Oldtimertreffen und die krönende "Hopfazupf wie anno dazumal", an der königliche Majestäten teilnahmen.

"An Gottes Segen ist alles gelegen", sagte Pfarrvikar Georgekutty Kalathoor zum Auftakt, dem Festgottesdienst. Musikalisch gestalteten die Hexenaggerer Buam die Messe. Zünftig und fidel spielten sie beim anschließenden Weißwurstfrühschoppen und bis zum Spätnachmittag auf.

Etwas weniger Aussteller als in den vergangenen Jahren, aber dafür schöne Qualität – so lässt sich der Bauernmarkt beschreiben, der sich auf dem Gelände ausbreitete. "Wir wollen beim Hopfazupfafest den Wert nicht auf Brauchtum oder Schau legen, sondern den Direktvermarktern eine zusätzliche Einkommensquelle verschaffen", sagte Festwirt Michael Forster. Großer Andrang herrschte beim Korbflechter Anton Klingl aus dem niederbayerischen Schöllnach bei Deggendorf. An Ort und Stelle bastelte er den ganzen Tag über Spankörbe, Hopfakirma, Kochlöffel sowie Stühle und Spielzeug aus Holz.

"Es ist der aromatische Duft des Hopfens, der mich immer wieder anzieht", schwärmte eine Besucherin aus Nürnberg. Und dies ließen sich die Besucher nicht zwei Mal sagen: Viele nahmen sich ein Sträußerl des grünen Goldes mit nach Hause.

Während der Tettenwanger Max Brock für das Hopfazupfafest Raritäten aus Holz fertigte – darunter Hasen, Katzen, Vögel und Mäuse –, gab es bei Jan Nijboer holländischen Gerstensaft. "Bierbrauen ist meine große Leidenschaft", schwärmte er. "Mir gefällt die Gegend sehr gut, und es gibt den besten Aromahopfen in Tettenwang", so der 63-Jährige. Mit seiner kleinen Braustätte zeigte er den Besuchern, wie aus Hopfen und Malz Bier gebraut wird. "Nur Hallertauer Hopfen aus Tettenwang verwende ich, dazu heimisches Malz", sagte Biergenießer Nijboer, der mit seinem Wohnmobil das ganze Jahr über reist.

Ein Aufsehen erregender Höhepunkt war nach dem Mittagessen das Bulldog-Oldtimer-Treffen. "47 Traktoren aus alten Zeiten sind zu bewundern und zu hören", erklärte Organisator Bernhard Kraus. Überwiegend kleinere Maschinen der Marken Fendt, Lanz, Bautz, Eicher, Zetor und Deutz zogen ratternd beim Umzug durch die mit Menschen gefüllten Dorfstraßen. Das älteste Modell, einen Lanz Baujahr 1940 mit 20 Pferdestärken, rangierte Hubert Eisinger aus Hexenagger durch die Straßen.

In Zeiten der aussterbenden Landwirtschaft waren die kleinen Bulldogs nicht nur für so manche Kinder interessant. "Das waren noch Zeiten, als wir mit diesen Fahrzeugen unsere Felder bewirtschafteten", schmunzelten ältere Herrschaften. Hochbetrieb herrschte derweil im Hopfastadl beim Kinderschminken und am Glücksrad. Während sich die Herren ein süffiges Bier aus Tettenwang schmecken ließen, und die Frauen frische Küchel zum Kaffee verzehrten, vertrieben sich die Kleinen beim Büchsen- und Ringewerfen und anderen Spielen die Zeit.

Unter dem Motto "Unser Hopfen – unser Bier" zogen vier Wiesenköniginnen zum Hopfenzupfplatz. Mit von der Partie waren die frisch gebackenen Hallertauer Hopfenkönigin Christina Thalmeier aus Eckersberg bei Pfaffenhofen, die Oberpfälzer Bierkönigin Sabrina Stein aus Duggendorf, die Oberpfälzer Bierprinzessin Christina Diederichsen aus Burglengenfeld sowie die Jura-Hopfen-Königin Stephanie Kröker aus Mindelstetten. Mit ihren steirischen Harmonikas begleiteten Hans Gschwendtner aus Tettenwang und der Wettstettener Markus Nosse die Zupferinnen. Inmitten einer Menschentraube demonstrierten die jungen Frauen, wie es früher auf dem Feld beim Hopfenzupfen zuging. Mit leinenen Schürzen und Kopftuch ausgestattet, machten sie sich unter genauester Begutachtung der Besucher ans Werk. Wie anno dazumal schmeckte abschließend die frisch gezapfte Halbe Zupferbier aus Händen des Festwirts Michael Forster. Umrahmt wurde das Hopfenzupfen den ganzen Nachmittag über von musikalischen Einlagen der Tangrintler Sängerinnen unter Leitung von Konrad Rahm aus Pellndorf.