Pipinsried
Der Dorfklub will nachlegen

Bayernligist FC Pipinsried untermauert zum Trainingsauftakt seine Aufstiegsambitionen

20.07.2020 | Stand 02.12.2020, 10:56 Uhr
Lockerer Aufgalopp: Angeführt von Co-Trainer Stephan Thee (links) absolvierte die Bayernliga-Mannschaft des FC Pipinsried die erste gemeinsame Einheit nach der Corona-Pause. −Foto: Kramer

Pipinsried - Viele neue Gesichter, aber immer noch 21 Punkte Vorsprung: Beim Trainingsauftakt mit anschließender Teampräsentation gab der FC Pipinsried jetzt den offiziellen Startschuss für seine Restsaison in der Bayernliga Süd.

 

Die Botschaft: Es kann auch mit neuem Personal so erfolgreich weitergehen wie vor dem verlängerten Corona-Winterschlaf.

Dass es an diesem Abend häufig rauscht und knarzt, ist tatsächlich nur wortwörtlich gemeint. Immer wenn FCP-Pressesprecher Hubert Fesl mit diebischer Freude das eingeschaltete Mikrofon desinfiziert ("So macht's viel mehr Spaß"), gibt es Gelächter auf der Eisstockbahn des Pipinsrieder Sportgeländes, wo die Gäste an Biertischen sitzen und gespannt zuhören. Die Situation passt irgendwie zum sympathisch-kultigen Dorfklub, der in dieser Saison ja vor allem sportliche Schlagzeilen geschrieben hat: 21 Punkte Vorsprung erspielte sich der Bayernliga-Tabellenführer vor der Pause und marschiert damit nun - allen Negativberichten zum Trotz - mit einem guten Gefühl dem Neustart entgegen.

Geschäftsführer weg, Sportlicher Leiter weg, zwei Trainer und ein paar Leistungsträger ebenfalls weg: In der allgemeinen Wahrnehmung konnten die Entwicklungen beim FCP in den vergangenen Monaten wohl tatsächlich zu einer Art Untergangsstimmung führen. Die große Sorge: Der Verein könne sich all das, was er in den vergangenen Jahren so erfolgreich aufgebaut hatte, schnell wieder kaputt machen. Das Bestreben der Verantwortlichen: genau diesen Eindruck nun zu widerlegen. Es soll erfolgreich weitergehen beim FC Pipinsried, so die Botschaft. Und so dürfen bei der Mannschaftspräsentation immer wieder Leute ans (vorher lautstark desinfizierte) Mikro, die die positive Grundstimmung im Dachauer Hinterland auch recht gut transportieren.

Der neue Hauptsponsor Burim Hazrolli etwa, der den FC Pipinsried, wie er selbst sagt, erst googeln musste, dann aber doch festgestellt hat, dass sein Unternehmen und der kleine Dorfklub ganz gut zusammenpassen ("Wir haben beide klein angefangen"). Oder der neue Bürgermeister von Altomünster, Michael Reiter, der das Feld für einen Regionalligaaufstieg bereits gesät sieht und sich schon jetzt auf die Spiele in der höchsten Amateurklasse freut.

Später verkündet der zweite Vorsitzende Martin Schmidl auch noch, dass der Verein in der neuen Saison eine B-Jugend-Mannschaft anmelden wird, was an sich nicht spektakulär klingt, auf dem Weg zum großen Ziel - irgendwann auch eigene Spieler für die erste Mannschaft auszubilden - aber ein wichtiger Schritt ist.

Und dann ist da natürlich noch die Mannschaft, die nach der ersten Einheit an den Tischen ganz vorne Platz genommen hat und von Fesl nach und nach vorgestellt wird. Kurzes Aufstehen, ins Publikum winken, wieder hinsetzen: so das Prozedere. Ein paar bekannte Gesichter sind nicht mehr dabei: vom überragenden Torhüter Johann Hipper (in 10 von 19 Bayernligaspielen ohne Gegentor), über Edeltechniker Amar Cekic bis zum Trainerduo Fabian Hürzeler und Muriz Salemovic. Dafür gibt es ein paar neue Gesichter, die sich die Pipinsrieder Fans in den kommenden Monaten bald auch auf dem Feld einprägen sollen. Allen voran Marian Knecht, der nach einem enttäuschenden Jahr bei Türkgücü München (verletzungsbedingt ohne Einsatz) zurückkehrt. Dazu zwei neue Torhüter (Julian Kirr und Tim Oberwahrenbrock), zwei beim TSV 1860 München ausgebildete 19-jährige Talente (Peter Guinari und Marc Koch) und zwei Spieler, die aus der Landesliga den Sprung nach oben versuchen (Andre Gasteiger und René Hamann).

Und natürlich sind immer noch viele Protagonisten aus der bislang so rekordverdächtigen Saison dabei. Einer davon darf dann auch ans Mikro, weil er ab sofort eben nicht mehr nur Spieler ist. "Das Mannschaftsgefüge wird sich verändern", sagt Stephan Thee, jetzt spielender Co-Trainer unter dem neuen Coach Andreas Thomas (siehe Text unten), um gleich darauf anzufügen, dass sich "gar nicht so viel verändern wird", da die meisten Säulen der Mannschaft ja noch da seien. Ex-Profi Thee ist eine davon, er soll mit Christoph Rech weiter den defensiven Rückhalt bilden. Dazu sind Leistungsträger wie Maximilian Zischler, der zweitligaerfahrene Fabian Müller oder Kreativposten Daniel Leugner ebenso geblieben wie die "Leiter" der Offensivabteilung: Steffen Krautschneider, bester Vorbereiter (18 Vorlagen) und zweitbester Torschütze (17 Treffer) der Bayernliga Süd, und Pablo Pigl, Führender der Torjägerliste (20 Treffer). "Viel Qualität" erkennt Thee nach wie vor in der Mannschaft, die ihren Vorsprung nun so souverän wie möglich verteidigen, am liebsten ausbauen und die Regionalliga "so schnell wie möglich eintüten will", wie der neue Co-Trainer betont.

Das kommt an bei den Mitgliedern, Fans und Förderern, die übrigens so zahlreich erschienen sind, dass sogar kurzfristig angebaut werden muss. Pressesprecher Fesl betrachtet das als "Indikator, dass auch bei den Spielen die Bude voll sein wird". Natürlich vorausgesetzt, die Corona-Entwicklungen lassen das ab September überhaupt zu. "Da wird der Söder dann sagen: Auweh, die 1,50 Meter gehen in Pipinsried nicht mehr", lacht Fesl. Solange sie in Pipinsried mit solch lockeren Sprüchen um sich werfen, muss man sich um den Dorfklub wohl tatsächlich keine Sorgen machen.

SZ