Wolnzach
Der Countdown läuft

Ende zur Sanierung der Kläranlage ist in Sicht - Ursprünglich sollte sie schon seit fünf Jahren Dienst tun

09.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:35 Uhr
Per Computer kann das Team - hier zu sehen Karl Schwanzer (links) und Klärwerksleiter Robert Springer - alles überblicken. −Foto: Trouboukis

Wolnzach (WZ) Es ist kein Weihnachtsgeschenk geworden, aber traurig war darüber eigentlich niemand: Der Probebetrieb im Becken 1 der neuen Kläranlage wurde verschoben - der Sicherheit halber. In dieser Woche nun haben die Restarbeiten wieder begonnen, ein Ende ist in greifbarer Nähe. Der Countdown für die Wolnzacher Kläranlage läuft.

Das ist umso erleichternder, als dass die Inbetriebnahme dieser modernen Wolnzacher Kläranlage ja eigentlich schon vor fünf Jahren geplant war. Warum daraus nichts wurde, ist bekannt: Risse und Wölbungen in den Böden der Kombinationsbecken brachten schlussendlich ein Verfahren in Gang, das von Gerichtsgutachten, Anwaltsschreiben, Stellungnahmen und der Klärung der Schuldfrage gekennzeichnet war - und immer noch ist.

Gebaut wurde die neue Anlage, weil die alte ächzte, dringend ersetzt werden musste. Dass sie noch so viele weitere Jahr Leistung bringen musste, damit rechnete niemand, als die Bauarbeiten begannen. Sieben Jahre ist das jetzt her - und nach vielen Tiefschlägen, dem dauernden Bemühen um den reibungslosen Betrieb der alten Anlage, ist es sichtbar, das Licht am Horizont. "Wir sind schon sehr froh, dass wird jetzt endlich soweit sind", sagt Klärwerksleiter Robert Springer - und spricht damit für das ganze Team. Denn die alte Anlage habe mittlerweile 50 Jahre auf dem Buckel, sei im weiten Umkreis die älteste, die noch läuft. "Das spricht einerseits schon für die Qualität dieser Anlage", so Springer. Aber gleichzeitig sei der laufende Betrieb gerade für sein Team nur mit erheblichem Aufwand möglich gewesen - "und manchmal auch nur mit viel Improvisationsgeschick", so Karl Schwanzer von der insgesamt vierköpfigen Klärwerksmannschaft. Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre, als diese Anlage ans Netz ging, waren schließlich die Zeiten ganz anders - und nicht nur die Bevölkerungszahl geringer, sondern auch das weniger, was in die Anlage eingeleitet wurde. Private Sickergruben oder hölzerne Klohäusl waren schließlich damals durchaus noch weit verbreitet.

Andere Zeiten. Die brechen für das Wolnzacher Klärwerk jetzt auch mit der neuen Anlage an. Beispielsweise können alle Parameter, die komplette Anlage und auch alle angeschlossenen Pumpstationen im gesamten Gemeindebereich per Mausklick am Computer abgerufen werden, einfach ausgedrückt. Ein Riesenvorteil für die Mitarbeiter - und auch für die Bürger, sagt das Klärwerksteam. Sofort sehe man so nicht nur eine Störung, sondern auch, wo genau sie aufgetreten ist. Die Zeiten, in denen der Klärwärter in finsterer Nacht zur Pumpstation im Ortsteil fahren und schauen musste, was los ist, sind damit endgültig vorbei.

"Heute sehen wir alles direkt am Bildschirm", so Springer. Ein ganz neues Arbeiten für das Team, eine schöne Herausforderung, die man nur zu gerne annehme. Sich mit der neuen Anlage vertraut machen, das stemmt die Mannschaft Stück für Stück, während im Moment noch die Restarbeiten laufen. Weil über die Feiertage bei eventuellen Problemen die Fachfirmen nur schwer erreichbar gewesen wären, habe man sich entschieden, den Probebetrieb in Becken 1 eben nicht mehr vor Weihnachten zu starten. Jetzt aber steht der Probebetrieb unmittelbar bevor, aktuell wird gerade die Belüftung an Becken 1 eingebaut. Die muss dann noch geprüft werden, dann folgt der Einbau der Rührwerke und schließlich der Start für Becken 1, während die alte Anlage aber noch weiter laufen wird.

Nach den Restarbeiten an Becken 2 soll die neue Kläranlage dann in vollem Probebetrieb starten, zahlreiche Tests, Analysen und Prüfungen müssen dann zeigen, ob alle gesetzlich vorgegebenen Parameter stimmen. "Aber wir gehen davon aus, das jetzt endlich alles passt", sagen Springer und Schwanzer.

Es wäre ja auch an der Zeit.

Karin Trouboukis