Der "böse" Wolf

Ein Kommentar von Johannes Greiner

21.05.2019 | Stand 02.12.2020, 13:55 Uhr

Der Wolf ist nicht einfach ein Tier.

Der wilde Verwandte unseres liebsten Haustiers rührt an tiefe Ängste ebenso wie an Natursehnsüchte der Menschen. Hier der sprichwörtliche "böse Wolf" der Märchenliteratur, da der wilde Jäger, dessen Rückkehr nach Deutschland manche als Sinnbild für die Rückkehr einer intakten Natur werten.

Als wäre das nicht genug, ist der Wolf auch noch zum Politikum geworden. Die AfD in den neuen Bundesländern macht Politik mit der Angst vor dem Wolf, der gut in ihr Schema des aggressiven Migranten passt. In der Bundesregierung blockierten sich das Umwelt- und das Agrarministerium monatelang gegenseitig. Höchste Zeit also, dass sich Kanzlerin und Vizekanzler eingeschaltet haben, um Bewegung in die Wolfs-Debatte zu bringen.

Der Gesetzentwurf, über den das Kabinett heute berät, ist ein klassischer Kompromiss, der weder Landwirte noch Naturschützer wirklich zufriedenstellen wird. Aber das macht ja gerade die Qualität von Kompromissen aus. Weder werden die Tierhalter mit dem Wolf alleingelassen, noch wird der unter Schutz stehende Wolf vorschnell zum Abschuss freigegeben. Aber dort, wo sich Wolf und Mensch in die Quere kommen, wird der Wolf weichen müssen. Anders ist das in einem dicht besiedelten und intensiv genutzten Land auch schwer vorstellbar.