Roth
Der Blues ist ein Franke

Heimatabend mit der NC Brown Blues Band und dem "Bratwurst City Blues" in der Kulturfabrik

04.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr

Kino vor dem Konzert: Der "Bratwurst City Blues" erzählt Nürnberger Bluesgeschichte(n).

Roth (HK) Astreines Fränkisch hat der Blues am Sonntag in der Kulturfabrik gesprochen. Im Mittelpunkt des zweiten Abends der 25. Rother Bluestage standen nämlich die NC Brown Blues Band und der vorab gezeigte Film "Bratwurst City Blues".

Franken und der Blues, das ist eine Verbindung, die offensichtlich alle Moden überdauert. In "Bratwurst City Blues" gehen Stefan Gnad und Steffen Radlmaier der Frage nach, wie viel Blues in Franken steckt und warum die Szene so nachhaltig ist. Zu Wort kommen Franz Hajak sowie die Mitglieder von NC Brown Chris Schmitt, Reinhold Engelhardt und Keili Keilhofer, dazu gibt es von Fitzgerald-Kusz-Texten unterlegte Filmpassagen und Ausschnitte von Konzerten.

Pegnitzauen und Mississippidelta, irgendwo scheint es da eine Verwandtschaft zu geben. Seine defensive Art, so sieht es Franz Hajak, scheint den Franken für den Blues zu prädestinieren. Schon frühe Zeugnisse werden ausgegraben, wie Albrecht Dürers rätselhaftes Bild "Melencolia I", auf dem zweifelsohne alle Protagonisten den Blues haben.

Ein kleines Denkmal schafft der Film dem früh verstorbenen Martin Philippi, der schon aufgrund seiner Lebensgeschichte ein absolut authentischer Blueser war. Letztlich sind sich alle einig, dass er die Nürnberger Bluesszene schuf, deren Integrationsfigur war und sie vermutlich bis heute prägt.

Nicht zuletzt die NC Brown Blues Band, die aus der gleichen Ursuppe kommt wie die einstige Martin Philippi Band. Seit 35 Jahren stehen die Mitglieder mittlerweile auf der Bühne und haben vielleicht heute sogar noch größeren Spaß als früher am Musizieren. Sie sind vor allem entspannt, wenn sie zu den treibenden Rhythmen der beiden Schlagzeuger Yogo Pausch und Olders Frenzel grooven und improvisieren.

So wie die beiden Drummer sind auch der Rest der Band Ikonen der Nürnberger Szene. Da wäre der immer korrekt beschuhte und stimmlich nach wie vor überzeugende Reinhold Engelhardt - im Übrigen ein gebürtiger Rother. Daneben der Harmonikavirtuose und Philippi-Weggefährte Chris Schmitt. Für das Gebläse sind James T. Durham und Udo Schwendler zuständig, für den treibenden Bass und die Rockstarfrisur Peter Tobolla. An den Tasten sitzt der fantastische Budde Thiem und die Gitarre bedient - "ich bin kein Star, ich bin Sideman" - Keili Keilhofer.

Die neun Helden bewältigen Klassiker wie "Fever", "Steady Rollin' Man" und vor allem "Ain't No Sunshine" mit Grandezza und verpassen den Liedern immer eine eigene Note. Die Soli kommen unaufgeregt und sind nie zu lange, längst muss sich niemand mehr in den Vordergrund schieben. Dass sie nach wie vor ein scharfe Klinge reiten können, beweist die Band mit dem extrem funkigen "Messin' With The Kids". Selbstredend, dass auch der letzte Zug nach Hersbruck immer noch unterwegs ist. Dampf machen kann Chris Schmitt wie kaum ein Zweiter, auch wenn er nach dem Solo erst einmal ein Bier braucht. "Wie gut, dass unser Zug einen Speisewagen hat."

Zu NC Brown hat seit jeher eine ausführliche Bühnenkommunikation gehört, allerdings haben sich mittlerweile die Themen ein wenig verändert. Beispielsweise geht es nun ums älter werden und sein. So erzählt Schmitt, dass man kürzlich in einem Altersheim gespielt habe. Dabei sei eine Frau mit ihrem Elektrorollstuhl ständig gegen die Bühne "gedotzt". Er habe dann gemerkt, dass sie ihm etwas mitteilen wollte. "Ich habe mich heruntergebeugt und sie hat gesagt: 'Ihr seid geil, heute tanze ich meine Batterie leer.'" Bands im Altersheim? Eigentlich nur logisch, so Engelhardt, viele der Bewohner seien schließlich mit Rock 'n' Roll aufgewachsen. Auch die teils komplett verschwundene Haarpracht treibt die Musiker um. Der verstorbene Kollege Dieter Riedel habe dafür immer die Bühnenspots verantwortlich gemacht, erzählt Engelhardt. "Glatzenbrenner" seien das.

Wenn dann mit dem unvermeidlichen "Route 66" und "Sorry" als Zugaben ein gut dreistündiger Abend zu Ende geht, gibt es im Publikum und auf der Bühne nur zufriedene Gesichter. Das Wiedersehen mit der NC Brown Blues Band war eine Freude, und die ausgelassene Truppe darf sich jederzeit gerne in Roth blicken lassen.