Neuburg
Der "berühmteste Sohn" der Gemeinde Rennertshofen

Freunde erinnern sich gerne an die Zeit mit Bernd Eichinger

10.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:35 Uhr
Ein Bild aus den 90er-Jahren: Monika und Bernd Eichinger mit ihren Eltern Manfred und Ingeborg in Rennertshofen. −Foto: Rein

Neuburg (DK) Abenteuer an der Ussel, der strenge Kirchgang und allerlei Schabernack in der Volksschule - Ernst Gebert erinnert sich nur allzu gerne an die Zeit mit seinem Schulfreund Bernd Eichinger.

Sechs Jahrzehnte liegen diese Kindheitstage jetzt zurück. Am heutigen Donnerstag wäre Bernd Eichinger, 2011 in Los Angeles verstorben, 70 Jahre alt geworden.

"Der Film ist mein Leben. " Die Passion und fast unglaubliche Laufbahn Bernd Eichingers als Filmproduzent von Weltruhm - damals in Rennertshofen war davon noch nichts zu spüren. Aber Eichinger, unbeirrbar, kinosüchtig und arbeitswütig, hat es geschafft. Der Markt Rennertshofen nennt ihn seinen "berühmtesten Sohn". Zweifelsohne zurecht, sagt Ernst Gebert, der selbst 36 Jahre lang seiner Heimatgemeinde als Bürgermeister gedient hat.

Die Verneigung der Gemeinde galt zunächst Dr. Manfred Eichinger, dem Landarzt, der in die hintersten Weiler fuhr, um Kinder zu impfen, Wunden zu versorgen oder bei der Hausgeburt zu helfen. Die Rennertshofener vertrauten ihrem Doktor. 1997 ehrte ihn die Gemeindepolitik mit der Bürgermedaille. Ehefrau Ingeborg, Tochter Monika und Sohn Bernd Eichinger freuten sich mit. Die Familie führte den Filmemacher immer wieder zurück in seinen Geburtsort Rennertshofen - nach dem Tod des Vaters 2004 vor allem in Fürsorge um Mutter Ingeborg. Sie starb im November 2011. Schwester Monika war 2007 einem Herzinfarkt erlegen. Mit dem Gymnasium in Neuburg konnte der streng katholisch erzogene Bernd nicht viel anfangen. Die Eltern schickten ihn ins Internat nach Deggendorf. Mit 17 musste er wechseln, das Abitur machte er 1970 am Erasmus-Grasser-Gymnasium München. Seine Zeit im Internat machte er zum Thema seines Bewerbungsfilms "Die Sonne schien, da sie keine andere Wahl hatte, auf nichts Neues". Die neugegründete Hochschule für Film und Fernsehen nahm ihn auf.

Nach drei Studienjahren, Mitarbeit in den Bavaria Filmstudios und ersten Drehbüchern begann 1978 mit dem Kauf der insolventen Constantin Film und der ersten Produktion "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" sozusagen der Durchbruch.

Die Freunde in Rennertshofen verloren Bernd Eichinger und seine Karriere nicht aus den Augen. Der Theaterspielverein studierte sogar monatelang "Der Name der Rose" ein, ein Eichinger-Film nach Umberto Eco mit Sean Connery. Kinobetreiber Fritz Appel zeigte 2010 noch seinen Streifen "Der Bildwerfer" mit Überraschungsgast Bernd Eichinger. Drei Tage nach dessen Tod starb auch Fritz Appel. Zu einem vieldiskutierten "Kinoseum" in Rennertshofen reichte es nicht. Der Gemeinderat scheute die Kosten.

Winfried Rein