AuF WachstumSKURS
Der Aufschwung hält an

Gute wirtschaftliche Lage ermöglicht hohe Investitionen

26.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:58 Uhr
Bahnhalt bei Audi: Zum Spatenstich am 19. März kommen unter anderem (von rechts) Bayerns Bahn-Chef Klaus-Dieter Josel, Audi-Produktionsvorstand Peter Kössler, Innenminister Joachim Herrmann und Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel. Das 15-Millionen-Euro-Projekt soll Ende 2019 und damit pünktlich zur Landesgartenschau 2020 fertig werden. Der neue, für jedermann nutzbare Schienenhalt wird, so ist die Hoffnung, einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des Pendlerverkehrs zu Audi und um das Werk herum leisten. −Foto: Foto: Eberl

Das Jahr 2018 verläuft aus Ingolstädter Sicht durchaus erfolgreich.

Jahresrückblick 2018
Die wirtschaftliche Lage der Stadt ist trotz der Probleme bei Audi im Zusammenhang mit dem Skandal um manipulierte Diesel-Abgas-werte nach wie vor gut. Unter anderem dank nochmals sprudelnden Gewerbesteuereinnahmen durch den VW-Konzern hat Kämmerer Franz Fleckinger 2018 knapp 650 Millionen Euro zur Verfügung. Die Pro-Kopf-Verschuldung soll bis Ende 2019 sogar auf null sinken - ein Spitzenwert unter den deutschen Großstädten. Die positive Grundstimmung macht sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Die Arbeitslosenzahlen sinken auch 2018 weiter. Mit einer Quote von zuletzt 2,8 Prozent ist praktisch Vollbeschäftigung erreicht. Die Kehrseite: Viele vor allem mittelständische Firmen klagen inzwischen über wachsenden Fachkräftemangel.

Brennpunkt Wohnungsmarkt
Eine leichte Entspannung gibt es nach Ansicht von Branchenkennern auf dem Wohnungsmarkt. Nachdem die Immobilienpreise und Mieten in den vergangenen Jahren sprichwörtlich durch die Decke gegangen sind, scheint jetzt die Spitze erreicht. Grund dafür ist zum einen die starke Bautätigkeit der privaten und öffentlichen Hand. Zudem scheint zumindest der Markt für Immobilien im Hochpreissegment zunehmend gesättigt, wie Makler berichten.

Bei der Schaffung von günstigem Wohnraum tun sich besonders die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) und das St.-Gundekar-Werk Eichstätt hervor. In diesem Jahr konnten mehrere Projekte fertiggestellt werden. Darunter die Bebauung auf dem früheren Viehmarktgelände im Osten der Stadt. Die GWG will bis 2026 rund 1600 weitere Mietwohnungen zur Entlastung des Marktes errichten und investiert dafür 400 Millionen Euro. Große Wohnanlagen entstehen unter anderem an der Hugo-Wolf-Straße, an der Stinnesstraße beim Gartenschaugelände und an der Stargarder Straße. Weitere Projekte sind in Planung. Händeringend gesucht bleiben jedoch Baugrundstücke, die sich für eine Nachverdichtung eignen. Einen in der Bevölkerung nicht unumstrittenen Ausweg sieht das Stadtplanungsamt im Bau einiger Hochhäuser an markanten Punkten der Stadt.

Die wachsende Bevölkerung - inzwischen leben rund 138100 Menschen in der Schanz (Stand Mitte Dezember, nach 136500 Mitte Dezember 2017) - macht natürlich auch weitere Millioneninvestitionen notwendig. 63,8 Millionen Euro sind im Haushalt 2018 für große Bauprojekte wie Schulen, Kitas und Straßen eingeplant. Die Ausgaben für Bildungseinrichtungen bleiben damit auf sehr hohem Niveau. Aber das genehmigte Geld wird nicht reichen. Bald stellt sich heraus, dass der Neubau der Emmi-Böck-Schule in Zuchering teurer kommt, ebenso im Reuchlin-Gymnasium, dessen Sanierung samt Abriss und Neubau des Ostflügels derzeit vorbereitet wird. Das Vorhaben verteuert sich um mindestens 10,4 Millionen auf 39,2 Millionen Euro. Es bleibt nicht die einzige Kostensteigerung. Das führt zu großer Kritik im Stadtrat.

Groß ist die Nachfrage auch an Krippenplätzen. Lange Diskussionen im Stadtrat gibt es um den Bau einer Kita in der Grünanlage am Kreisel zwischen Gerolfinger und Krumenauer Straße wegen des problematischen Standorts an der vielbefahrenen Straße. Doch die Befürworter setzen sich durch. Im September öffnet die mit 1400 Quadratmetern zweitgrößte Kita der Stadt (nach dem Marienheim). Ihr Name: An der Schutter. Die von den Eltern sehr gelobten Räumen bieten Platz für 111 Kinder in sechs Gruppen.

Am Kongresszentrum geht es weiter
Nur schleppend geht es dagegen weiter mit dem Bau des Kongresszentrums auf dem Gießereigelände. Am größten Loch der Stadt, in exponierter Lage neben dem Neuen Schloss, herrscht längere Zeit Stillstand, nachdem die archäologischen Grabungen dort abgeschlossen sind. Am 12. März gibt es zumindest einmal einen offiziellen Spatenstich, dem jedoch eine weitere Ruhephase folgt. Inzwischen laufen die Arbeiten an der Tiefgarage des Komplexes offenbar zügig. Eine Fertigstellung des Millionen-Projektes, das neben dem Kongresszentrum auch ein Viersterne-Hotel der Maritim-Gruppe beherbergen soll, ist nach derzeitigem Stand im Frühjahr 2021 geplant.

ada/sic  

Die zweite BankenfusionDie Nullzinsphase auf dem Kapitalmarkt hält zumindest im Euro-Raum weiter an, die Lage auf den Finanzmärkten bleibt schwierig. Dazu kommt der Druck der Digitalisierung auch im Bankenwesen. Dies geht an den Kreditinstituten in der Region Ingolstadt nicht spurlos vorüber. Nach der Fusion der Sparkasse Ingolstadt mit der Sparkasse Eichstätt im vergangenen Jahr (die ursprünglich mit im Boot sitzende Sparkasse Pfaffenhofen war letztlich aus dem Projekt ausgestiegen), kommt es in diesem Jahr zu einer weiteren spektakulären Bankenhochzeit: Die Volksbank Raiffeisenbank Bayern-Mitte in Ingolstadt und die Hallertauer-Volksbank in Pfaffenhofen schließen sich zusammen. Damit entsteht das zweitgrößte Kreditinstitut der Region mit einer Bilanzsumme von rund 4 Milliarden Euro, 843 Mitarbeitern und 51 Filialen. 87140 Mitglieder gehören der Genossenschaft an.

Besiegelt werden die im Frühjahr bekannt gewordenen Fusionspläne, nachdem die Vertreterversammlungen beider Genossenschaftsbanken im Juni dem Zusammenschluss zugestimmt haben. Der Sitz des Unternehmens bleibt in Ingolstadt. Wegen des damit gestiegenen Raumbedarfs in der bisherigen Zentrale an der Ludwigstraße werden im Herbst Pläne für einen Neubau eines Büroturmes an der Südlichen Ringstraße auf dem Parkplatz der Saturn-Arena bekannt. Hier könnten, wie es heißt, auch Teile der Stadtverwaltung mit einen dritten Rathaus einziehen. 

ada


 Wohnen mit FernsichtNach jahrzehntelanger Pause werden in Ingolstadt wieder Hochhäuser gebaut.
Erstes Großprojekt ist der sogenannte IN-Tower am Nordbahnhof, der von einem privaten Investor hochgezogen und im Laufe des Jahres fertiggestellt worden ist. Die Wohnungen im Hochpreissegment sind dem Vernehmen nach schnell verkauft. 

ada  

Das Jahr in Zahlen

Bäume  für die Gartenschau
1. April: Auf dem Gelände der Landesgartenschau 2020 zwischen Westpark und Güterverkehrszentrum startet nach der Winterpause  die heiße Bauphase. Die ersten Bäume sind  bereits  gepflanzt, jetzt geht es  richtig zur Sache. Zentrales Bauwerk ist  ein künstlicher See, der sich keilförmig in das  Gelände schiebt. Er wird über einen zwölf Meter tiefen Grundwasserbrunnen gespeist und soll anders als der künstliche Bachlauf im Klenzepark, dem Gelände der ersten Gartenschau 1992, später ganzjährig   zur Verfügung stehen. Das Jahr über werden mehrere Führungen über das Gelände angeboten, die meist gut besucht sind.

Nacht der Unternehmen
20. April:  Was passiert im Herzkatheterlabor des Klinikums? Wie wird Rohöl verarbeitet?  Wie entsteht eine Zeitung? An 22 Stationen öffnen  Unternehmen und Bildungseinrichtungen  ihre Tore in der ersten „Langen Nacht der Unternehmen und Wissenschaft“. Neben Vorträgen können sich  junge Menschen über zahlreiche Berufe informieren. Die Resonanz auf die vom Regionalmanagementverein Irma organisierte Veranstaltung ist überwältigend –  eine Neuauflage ist 2019 geplant.

Wilde Tiere unerwünscht 
26. Juli:  Zirkusse mit Wildtieren dürfen nicht mehr auf städtischen Flächen in Ingolstadt auftreten. Diese Entscheidung trifft der Stadtrat genauso knapp (24:22-Stimmen) wie überraschend in seiner Juli-Sitzung. Immerhin liegt ein Vertrag mit Circus Krone über ein mindestens fünfjähriges Weihnachtsgastspiel auf dem Tisch. Doch die Grünen setzen sich mit ihrem Vorstoß für das Wildtierverbot durch – und Ingolstadt setzt ein großes Zeichen.Eberl, Heimerl
 
Primark-Filiale öffnet 
30. August:  So viele Menschen sind in der Innenstadt selten zu sehen: Eine Stunde nach der Eröffnung werden knapp 1100 Kunden im neuen Primark an der Ludwigstraße gezählt. Es ist die 27. Filiale des irischen Textildiscounters in Deutschland – die zweite in Bayern. Die meisten Besucher äußern sich positiv über das neue Angebot. Außerhalb des Geschäfts fordern etwa zwei Dutzend Demonstranten faire Bedingungen in der Textilproduktion. Doch die Begeisterung des vornehmlich jungen Publikums überwiegt. Rund 200 Arbeitsplätze entstehen nach Unternehmensangaben in der neuen Filiale.