Wolnzach
Der älteste Wolnzacher Verein

Beim Jahrtag feiert der Krieger-, Soldaten und Kameradenverein sein 175-jähriges Bestehen

12.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:56 Uhr
Wolfgang Kollmeyer
Ein Fahnenband hatte der Patenverein aus Gebrontshausen dabei (links): Walter Muth und Hans Schober (von links) überreichten es den beiden Wolnzacher Vorsitzenden Hans-Georg Kaempf und Thomas Neudert. −Foto: Kollmeyer

Wolnzach (WZ) Ein historisch wichtiges Jubiläum hat der Krieger-, Soldaten- und Kameradenverein Wolnzach von 1843 e.V. am Sonntag gefeiert: Er ist heuer 175 Jahre alt und damit der älteste Verein Wolnzachs.

Viele Mitglieder und Gäste trafen sich deshalb zu einem Gedenkgottesdienst mit Pfarrer Johann Braun in der Pfarrkirche St. Laurentius, um der Toten zu gedenken und sich auf den Jahrtag einzustimmen.Nach dem Gedenkgottesdienst legten die Mitglieder mit dem Vorsitzenden Hans-Georg Kaempf einen Kranz am Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Toten beider Weltkriege, die verstorbenen Vereinsmitgliedern und getöteten Bundeswehrsoldaten nieder.

Dabei mahnte Kaempf die Teilnehmer, die unrühmliche Zeit der Naziherrschaft und des Zweiten Weltkriegs mit 55 Millionen Toten nicht zu vergessen. Er gedachte aller Verstorbenen und Schwerverletzten und der Menschen, die durch Bomben und Flammen zu Hause den Tod fanden. Seit 1945 hätten über 250 Kriege, Bürgerkriege und Gewalttaten stattgefunden. Dies zeige, dass Politiker nicht wegsehen, sondern handeln müssten und weltweit den Frieden sichern müssten.

Zur Feier war auch der Patenverein eingeladen, der Soldaten- und Kameradenverein Gebrontshausen, der seinen Wolnzacher Freunden zum 175. Jahrtag ein Fahnenband schenkte, das nach dem Essen feierlich übergeben und an der Fahne angebracht wurde. Der Gebrontshausener Vorsitzende Hans Schober dankte für die Einladung und überreichte das farblich auf die Fahne abgestimmte Band mit den Worten "was zusammen gehört, soll auch zusammen kommen". Er gratulierte den Wolnzachern und lobte die langjährige tiefe Verbundenheit und Freundschaft mit dem Nachbarverein. Die Festrede hielt Thomas Neudert, der stellvertretende Vorsitzende des Wolnzacher Vereins. Er ging dabei auf die langjährige Geschichte des am 29. September 1843 gegründeten Vereins ein. Es lasse sich zwar nicht mehr feststellen, was Anlass für die damalige Gründung gewesen war, doch Neudert vermutet, dass es die Reaktion Wolnzachs auf die Gründung eines Veteranen- und Kriegervereins in Pfaffenhofen gewesen sein könnte, nach dem Motto: Was die Pfaffenhofener können, können wir schon allemal. In Europa herrschte um diese Zeit schon seit längerer Zeit Frieden. Wolnzach hatte damals gut 4000 Einwohner und der Verein hatte zur Gründungszeit 120 Mitglieder. Durch die deutsche Revolution 1848 mit folgenden Repressionen gegen die Bürger reduzierte sich die Vereinstätigkeit und lebte erst wieder nach dem von Bayern und Österreich gegen Preußen geführten und verlorenen Krieg wieder auf und erblühte nach dem deutschen Sieg gegen Frankreich 1871. Ein Jahr später gab es die erste Vereinsfahne.

Nach Ende des Ersten Weltkrieges waren über 100 Tote aus Wolnzach zu beklagen und der Verein versuchte, die größte Not zu lindern. Das vom Verein 1919 geforderte Kriegerdenkmal wurde 1926 eingeweiht. Nach der Machtübernahme der Nazis wurden alle Vereine gleichgeschaltet und die Vorsitzenden von der NSDAP bestimmt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte das Vereinsleben wieder aufleben, auch wenn der Verein noch von den Amerikanern als Nazi-Organisation noch verboten war. Doch über den VdK war eine Organisation möglich. Mehr als 150 Tote und Vermisste hatte der Ort zu betrauern. Erst 1952 lebte der Verein mit 67 Mitgliedern wieder auf.

Die Vereinsfahne war während des Krieges verschwunden und nach Gründung der Bundeswehr 1955 traten wieder vermehrt aktive und ehemalige Soldaten dem Kriegerverein bei. Im Jahr 1953 gab es dann eine neue Fahne mit Fahnenweihe, an der über 50 Vereine teilnahmen.

Durch die Abschaffung der Wehrpflicht 2012 ist der Zulauf nicht mehr so groß, so dass sich der Verein auch für Nicht-Soldaten öffnete. Derzeit gibt es im Krieger-, Soldaten- und Kameradenverein Wolnzach knapp 100 Mitglieder. Der Verein hat zur 175-Jahrfeier eine Festschrift herausgegeben, die gegen einen kleinen Obolus verkauft wird.

Wolfgang Kollmeyer