Berg im Gau
Denkmal vom Naturschutz "verschandelt"?

Berg im Gauer Gemeinderat wehrt sich gegen ein Vorhaben des Landratsamts

01.10.2021 | Stand 06.10.2021, 3:35 Uhr
Nicht mehr viel übrig ist von der einstigen Schönheit der Berg im Gauer Dorflinde. −Foto: Hofmann

Berg im Gau - Lediglich in dieser Ansicht dürften sich die Untere Naturschutzbehörde (UNB) am Landratsamt Neuburg-Schrobenhausen und die Berg im Gauer Gemeindevertreter einig sein: Die alte Dorflinde in der Ortsmitte sieht längst nicht mehr wie ein Naturdenkmal aus. Ansonsten aber sind die Standpunkte kontrovers. In der Gemeinde ist man so sauer über das Vorgehen der UNB, dass man keine neuen Naturdenkmäler ausgewiesen haben möchte.

Die Naturschützer des Landratsamts überarbeiten derzeit die Naturdenkmalverordnungen. Neue Naturdenkmäler - dabei handelt es sich in der Regel um prägende Einzelbäume oder Baumgruppen - sollen aufgenommen, nicht mehr existierende oder nicht mehr schutzwürdige Objekte aus der Liste entfernt werden. Im Berg im Gauer Gemeindebereich will die UNB nun drei neue Naturdenkmäler in die Verordnung aufnehmen. Eine Eiche in Dirschhofen gegenüber des ehemaligen Dorfwirts und eine Lindenreihe unweit des Schlosses in Oberarnbach befinden sich auf Privatgrund. Die Zustimmung der Gemeinde ist lediglich erforderlich bei der Eichengruppe an der Straße zwischen Berg im Gau und Dirschhofen.

Das eigentliche Problem für die Berg im Gauer ist beim Ansinnen der UNB aber nicht unbedingt diese Baumgruppe, sondern vielmehr das, was aus der Naturdenkmalverordnung herausgenommen werden soll: eine Gruppe Eschenbäume an der Nordostseite des Leichenhauses, also am Sportplatz - und eben die alte Dorflinde zwischen Kirche und Gasthaus Schaller.

Die Zuständigkeit für Linde und Eschen würde damit an die Gemeinde übergehen, was vor allem auch bedeutet, dass künftig die Gemeinde sicherstellen muss, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht, zum Beispiel durch herunterbrechende Äste. Eine Gefahr, die vor allem bei der Dorflinde wohl nicht völlig von der Hand zu weisen ist. Schließlich ist der Baum schon mehrmals zurückgeschnitten worden, sieht aber trotzdem alles andere als kraftstrotzend aus. Die UNB habe ihn "verschandelt", sagte Bürgermeister Helmut Roßkopf (FW): "Und wir sollen ihn dann für teures Geld entsorgen? Den sollen sie behalten!"

Auch mit der Aufnahme der Eichengruppe zwischen Berg im Gau und Dirschhofen in die Naturdenkmalliste konnten sich Roßkopf und seine Gemeinderäte dann nicht mehr anfreunden. Eine solche Einstufung würde künftig nur Probleme mit sich bringen, befürchteten sie - zum Beispiel, wenn unter dem direkt vorbeiführenden Geh- und Radweg im Wurzelbereich ein Glasfaserkabel verlegt werden oder wenn die Bäume gegen den Befall des Eichenprozessionsspinners behandelt werden müssen. Das Gremium lehnte den Vorschlag der UNB zur neuen Naturdenkmalverordnung komplett und einstimmig ab. Nun ist man auf die Antwort aus Neuburg gespannt.

SZ