Langenmosen
Den Wiesenbrütern immer auf der Fährte

Küken des Großen Brachvogels sollen gleich nach dem Schlüpfen mit Sendern ausgestattet werden

14.04.2022 | Stand 19.04.2022, 3:35 Uhr
Gar nicht so einfach ist die Suche nach den Brachvögeln. Jan Tenner und Marie Heuberger sind mit leistungsstarken Ferngläsern ausgestattet. Sie beobachten, wo die Vögel Nester bauen, um die Gelege und die Jungtiere besser schützen zu können. −Foto: Hofmann, Archiv

Langenmosen - Familie Brachvogel richtet sich in diesen Tagen neu ein.

"Gerade sind sie noch dabei, neue Nestmulden zu finden", erzählt Gebietsmanagerin Marie Heuberger, die sich mit Wiesenbrütern wie eben dem Großen Brachvogel (kleines Bild) auskennt. Acht Brutpaare sollen es auch heuer wieder sein, hier auf den weitläufigen Wiesen bei Langenmosen, für die Heuberger zuständig ist.

Wählerische Brachvogelweibchen

Das mit der Wohnungssuche läuft beim Großen Brachvogel etwa so ab: Das Männchen bereitet ein paar Mulden vor, das Weibchen prüft sie genau und sucht sich eine davon aus, dann wird ein Nest draus gemacht, mitten in der Wiese. In der kommenden Woche werden dann wohl die Eier gelegt, und nach knapp einem Monat Brüten schlüpfen die Küken. Dann müssen Heuberger und ihre ehrenamtlichen Helfer schnell sein: Bevor die Jungtiere so gut zu Fuß sind, dass sie weglaufen können - und das dauert nicht lange -, werden sie mit kleinen Sendern ausgestattet. Diese Sender, erklärt Jan Tenner von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt, sind gerade mal ein Gramm schwer, werden den Küken auf den Rücken geklebt und fallen nach einiger Zeit wieder ab.

Bis dahin liefern sie den Vogelschützern interessante Informationen. Zum Beispiel lassen sich Lebensprofile der Jungtiere erstellen, und wenn eine Mahd bevorsteht, kann man feststellen, ob sich noch Große Brachvögel in den Wiesen aufhalten. Dann könne man den Landwirt bitten, noch ein wenig zu warten, "und in der Regel sind die Landwirte dazu auch bereit", berichtet Tenner.

Die Intensivierung dieser Zusammenarbeit ist dann auch eine wichtige Aufgabe für Marie Heuberger, die seit März dieses Jahres als Gebietsmanagerin für die Wiesenbrütergebiete bei Langenmosen und bei Lichtenheim zuständig ist. Finanziert wird das vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) und vom Bayerischen Naturschutzfonds. Heuberger sieht ihre Aufgabe als Schnittstelle nicht nur zwischen ehrenamtlichen Vogelschützern, Behörden und Landwirten, sondern auch zu den Jägern und ganz allgemein der Bevölkerung, in der das Bewusstsein für den Schutz der Wiesenbrüter, zu denen bei uns unter anderem auch Braunkehlchen, Wiesenpieper und Kiebitz gehören, gesteigert werden soll. Denn neben Fressfeinden wie dem Fuchs sind es vor allem Menschen, die die Bestände bedrohen - oft unabsichtlich. Zum Beispiel einfach nur, weil sie spazieren gehen.

Der Traum vom großen Wiesenbrütergebiet

Seit 2015 gibt es im Wiesenbrütergebiet bei Langenmosen einen großen Zaun. "Die Tiere haben sich tatsächlich daran gewöhnt, dass sie hier Schutz finden", erklärt Jan Tenner. Zu Marie Heubergers Aufgaben wird es gehören, diesen Zaun in Zusammenarbeit mit den Landwirten zu erweitern. Aber im Grunde seien das alles "Notmaßnahmen", sagt Tenner, der von einem großen, zusammenhängenden Wiesenbrütergebiet träumt, mit einem an die Wünsche der Vögel angepassten Grundwasserstand und möglichst ohne Wege mittendrin. Ganz aus der Nutzung genommen werden sollen solche Flächen allerdings nicht - im Gegenteil: "Wir brauchen die Landwirte", betont Tenner. Denn wenn nicht regelmäßig gemäht werde, verbusche die Landschaft. Und das mögen die Wiesenbrüter gar nicht. Auch eine extensive Weidehaltung könnte sich der Naturschützer vom Amt vorstellen.

Solche Projekte bleiben aber erst einmal nur vage Ideen. Und so greifen Marie Heuberger und Jan Tenner zu ihren hochwertigen Ferngläsern und Spektiven, um zu beobachten, wo sich die Großen Brachvögel - die sie auch an ihren markanten, tirilierenden Rufen erkennen - besonders oft aufhalten, denn dort werden sie dann in diesen Tagen ihre Nester einrichten. Auch eine Drohne mit Wärmebildkamera wird bei Bedarf eingesetzt, um die Brutplätze aufzustöbern, die dann mit einem elektrifizierten Gelegezaun umgeben werden. Der Biologe Norbert Model vermisst die Eier und kann so den Schlupfzeitpunkt bis auf ein, zwei Tage genau bestimmen. Und dann muss man rechtzeitig zur Stelle sein, um den frisch geschlüpften Küken die Sender anhaften zu können. Um weitere Erkenntnisse über die Tiere zu erhalten - und sie künftig besser schützen zu können.

Im vergangenen Jahr sind von 25 Jungtieren in Langenmosen und Lichtenheim gerade einmal drei flügge geworden. Diese Quote steigern - vor allem das hat sich Marie Heuberger zur Aufgabe gemacht.

SZ