Pondorf
"Den Superbaum gibt es nicht"

04.05.2010 | Stand 03.12.2020, 4:03 Uhr

Eine Baumart mit Zukunft ist die Kirsche, die Andrea Otto hier zeigt. Die Vogelkirsche ist "Baum des Jahres".

Pondorf (DK) Der Klimawandel wird sich auch auf den heimischen Wald enorm auswirken. Wie dies ausschaut und welche Vorsorge getroffen werden kann, erläuterte die zuständige Försterin Andrea Otto Betroffenen bei einem Spaziergang im Wald bei Pondorf.

Dem Klimawandel sollten sie sich nicht kampflos ergeben, lautete Ottos Botschaft. Sie hätten die waldbaulichen Möglichkeiten, um die Wälder für die kommenden Veränderungen fit zu machen. Dann könnte man doch noch optimistisch nach vorne schauen.

Die Leiterin der Forstdienststelle Altmannstein wies darauf hin, dass der Wald im andauernden Klimastress sei. "Machte vor Jahren das Waldsterben Schlagzeilen in den Medien, ist es heute der Klimawandel, der alle beschäftigt." Temperaturanstieg und die Reduzierung des Niederschlags seien Kennzeichen des Klimawandels. Bei höheren Temperaturen steige der Wasserverbrauch der Bäume. "Unsere Wälder spielen als CO2-Speicher eine entscheidende Rolle. Die Waldbesitzer sind stark gefordert, ihre Wälder für den Klimawandel fit zu machen", so Otto. Vor allem bei instabilen Fichten-Kiefer-Wäldern sei ein Waldumbau unumgänglich: "Sollte sich ein Temperaturanstieg mit der vorhergesagten Geschwindigkeit vollziehen, bedeutet dies eine große Gefahr für die Wälder", warnte die Fachfrau. Das Gefährliche beim Klimawandel im Wald seien die langen Produktionszeiträume.

Bei ihrem Waldspaziergang erläuterte sie die Behandlung der Fichten-Bestände und informierte, wie die Risiken gesenkt werden könnten. Zum anderen stellte Andrea Otto Baumarten vor, die nach jetzigem Wissensstand auch dann noch wachsen, wenn es wärmer und trockener ist: "In einem sind sich alle Forstleute einig – nur der gemischte Wald bietet die größte Sicherheit." Nur die Mischung aus unterschiedlich alten Nadel- und Laubbäumen werde in Zukunft wirtschaftliche, ökologische und soziale Sicherheit bieten. Andrea Otto: "Den Superbaum gibt es nicht. Auch bei den Mischbaumarten gibt es mehr oder weniger geeignete Baumarten, Gewinner der Klimaerwärmung oder Verlierer."

Gewinner bei den Baumarten werden zum Beispiel die Kirsche, Walnuss, Eisbeere, Robinie, Speierling, Linde, Hainbuche, Edelkastanie und ähnliche Baumarten sein, die sich auf trockenen bis sehr trockenen Standorten wohl fühlen, Verlierer die Fichte.

Zu den Gewinnern gehöre auch die Vogelkirsche, der "Baum des Jahres 2010", außerdem die Buche: "Sie ist eine boden- und bestandspflegliche Baumart und verdient zu Recht den Titel Mutter des Waldes", erläuterte Andrea Otto. Sicherlich werde die Fichte auch weiterhin eine große Rolle spielen: "Es kommt auf die richtige waldbauliche Behandlung der Fichte an, um das Risiko zu verringern."

Werde der Waldumbau vernachlässigt, so könnte weiterer Gewinner ein Winzling sein, der schon in den vergangenen Jahren oft Probleme bereitete: "Der Borkenkäfer profitiert, möglich sind eine Massenvermehrung und der Befall von gesunden Bäumen." Zudem verweist Andrea Otto auf neu eingewanderte Schadinsekten, wie den schwarzen Naturholzborkenkäfer aus Ostasien.

Auf die Anfrage, wie lange so mancher Baum bis zur Wirtschaftlichkeit brauche, kamen schon gut 80 bis 100 Jahre zur Sprache, je nach Boden und Baumart: "Hier muss man deutlich die Nachhaltigkeit sehen", so Otto. Die heutigen Pflanzen wären für die folgenden Generationen, meinte die Försterin, die auch auf die Tanne als Hoffnungsträger im Klimawandel verwies – ebenso auf die Standortkartierung in diesem Gebiet, aus der deutlich abzuleiten sei, welche Bäume in welche Gebiete wegen der jeweiligen Bodenbeschaffung passen: "Halten Sie deswegen ruhig mit mir Rücksprache", so Otto und bot ein umfassendes Beratungsangebot zum Waldumbau an.

Denn eines sei klar: "Es werden große Veränderungen auf uns zu kommen. Nun liegt es an uns, sich dem Klimawandel nicht kampflos zu ergeben", so Otto. Allerdings sollte heute damit begonnen werden: "Wir dürfen nicht warten, bis uns die Ereignisse überrollen", schwor sie die Waldbauer ein. Jetzt könnten noch vielerorts die Wälder gestaltet werden, später könne nur noch auf die Katastrophe reagiert werden.