Neuburg
Den Nachtschwärmern auf der Spur

Bei einer Tour durch den Auwald machen sich die Teilnehmer auf die Suche nach Leuchtkäfern und Glühwürmchen

02.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:36 Uhr
Die ersten Leuchtkäfer werden vorübergehend in die Becherlupe, die Biologe Norbert Model (r.) mitgebracht hat, eingesperrt und eingehend betrachtet. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Sie leuchten um die Wette und lassen sich weder von den Trommeln der Schlossfestwache noch der lauten Musik, die von irgendeiner Feier ans rechte Donauufer herüberweht, stören.

Es ist wenige Tage nach Johanni und den Johanniskäfern gehören die ersten Nachtstunden.

Johanniskäfer? Eigentlich ist die kleine Schar der Nachtwanderer, die dem Aufruf des Aueninformationszentrum im Rahmen von BayernTourNatur gefolgt sind, auf Glühwürmchen und andere Nachtschwärmer eingestellt. Doch Biologe Norbert Model nutzt die erste Dreiviertelstunde, ehe es dunkel wird, für etwas Theorie vorab. Seine Zuhörer erweisen sich als gut informiert. Miriam (9) weiß, dass es sich bei den sogenannten Glühwürmchen im biologisch-systematischen Sinne keineswegs um Würmer, sondern um Insekten handelt. Aber welche? Miriams Mutter liegt richtig - es sind Käfer, Leuchtkäfer genauer gesagt. "Weltweit gibt es rund 1900 Arten, aber nur 30 davon leben in Europa, in Mitteleuropa sogar nur zwei bis drei", sagt Model und erklärt anhand von mitgebrachtem Bildmaterial, dass beim Männchen nur zwei der bis zu acht Hinterleibsegmente auf ihrer Unterseite als Leuchtorgan dienen. Erzeugt wird das Licht aus dem Leuchtstoff D-Luciferin, der mit Hilfe des Enzyms Luciferase, Wasser und Sauerstoff zu Oxiluciferin oxidiert wird und dabei Energie in Form kalten Lichtes abgibt.

Kaum ist es dunkel, werden die Käfer sichtbar, leuchtet es hier und da, meist in Augenhöhe, selten drei Meter oder auch mal nur zehn Zentimeter über dem Boden, und die Jagd nach dem großen, dem "Glühwürmchen", und dem kleinen Leuchtkäfer, dem Johanniskäfer, beginnt. Denn Model hat als Überraschung für jeden Teilnehmer einen kleinen Kescher mitgebracht, so dass im Handumdrehen die ersten Käfer im Netz zappeln, von dort in eine Becherlupe gebracht und genau untersucht werden. Bei allen handelt es sich um männliche Johanniskäfer, erkennbar an der großen Leuchtkraft, vor allem aber den Flügeln, denn die Weibchen sind flugunfähig, da sie nur Stummelflügel besitzen. Männchen des großen Leuchtkäfers dagegen leuchten weniger stark. Nun setzten die Leuchtkäferfänger alles daran, ein Weibchen zu fangen oder vielleicht auch mal einen großen Leuchtkäfer. Ein ums andere Mal muss Model mit der Taschenlampe kommen und den Boden absuchen, wo zuvor ein Leuchten gesehen worden war. Doch statt des ersehnten Weibchens, das sich nur am Boden bewegen kann und von dort den leuchtenden Hinterleib nach oben reckt, um Männchen anzulocken, werden regelmäßig Männchen entdeckt, die in Bodennähe in einem Spinnennest festsitzen. Die Leuchtkäfer sind zwar Hauptziel der Wanderung, nicht aber das einzige. Der Kuwitt-Ruf des Weibchens des Waldkauzes, der größten heimischen Eulenart, begleitet die Gruppe durch den Wald bis zur Abzweigung auf den Damm, wo sie nun ganz nah dran ist und sogar verschiedene Jungtiere anhand ihrer typischen Bettelrufe in mehreren Bäumen identifizieren kann.

Nach zweieinhalbstündiger Tour zum "Tierischen Nachtleben im Auwald" sind alle rundum zufrieden. Model weil es "ein gutes Glühwürmchenjahr ist", seine Begleiter, weil alle erfolgreiche Jäger waren - obwohl die Leuchtkäfer fast so schnell wieder aus den offenen Keschern entfleucht sind, wie sie hineinkamen. Mindestens 100 dürften es insgesamt gewesen sein, gut ein Drittel davon hat Miriam erbeutet. "Es war toll, auch wenn ich mit meinen kurzen Armen nicht so viele gefangen habe", meint Anni Willi, worauf Gabi Oberhauser lachend anmerkt, Miriams Arme seien ja wohl noch kürzer.