Maria
Den letzten Tagen Leben schenken

Ärztin Monika Emmerling klärte beim Beinberger Gespräch über Palliativmedizin auf

20.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:28 Uhr

Moderator der Beinberger Gespräche Thomas Schwehr (l.) und Pfarrer Michael Menzinger (r.) freuten sich über das Beinberger Gespräch über Palliativmedizin mit Monika Emmerling. - Foto: privat

Maria Beinberg (oh) Vergangenes Mal war es Sport, nun Medizin - die Beinberger Gespräche dringen in immer mehr neue Themengebiete ein. So war jüngst Monika Emmerling zu Gast und stellte zum ersten Mal ein medizinisches Thema vor: Möglichkeiten der Palliativmedizin.

Die Referentin ist die ärztliche Leitung des Palliativteams Wittelsbacher Land. Im Jahr 2003 begann Monika Emmerling eine Zusatzausbildung für Palliativmedizin, weil es für sie unbefriedigend war, zu sehen, dass sie die sterbenden Patienten ins Krankenhaus "zum Sterben" schicken musste. Bei vielen Erkrankungen sei es, so Emmerling, aber möglich, eine Begleitung anzubieten, die dann ansetzt, wenn es nicht mehr um Heilung, sondern um Linderung des Schmerzes und weitere fachkundige und zuverlässige ärztliche Hilfe geht.

In der Palliativmedizin gilt der Leitspruch von Cicely Saunders: Wir wollen nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen Leben schenken. Es werden nur Patienten angenommen, deren Lebenszeit durch Krankheit auf wenige Wochen oder Monate begrenzt ist. Der Grunddienst am Menschen heißt Leben bis zuletzt.

Das Palliativteam versucht mit ehrenamtlichen Helfern, Patienten den Wunsch, zu Hause zu sterben, zu ermöglichen. Damit Patienten weniger Schmerzen in der letzten Phase ihres Lebens spüren, reiche es oft schon, wenn sich die Patienten mit Angehörigen aussprechen können und geregelt ist, was mit ihrem Nachlass geschieht, so die einfühlsame Referentin.

"Auch für die Angehörigen kann es ein sehr großer Trost sein, wenn man selbst etwas beitragen kann, den letzten Weg dem Sterbenden leichter zu machen", so Emmerling. Ein Netzwerk aus Ärzten, ehrenamtlichen Hospizhelfern, Seelsorgern und der Familie ermöglichen diese intensive und wertvolle Zeit des Abschiednehmens. "Sterben", erklärte Emmerling, "gehört zum Leben, zu Hause ist es eingebettet ins Leben. Kinder, Ehepartner, Enkelkinder, Hund und Katze sind da." Für die Angehörigen sei das eine Herausforderung und am Anfang so mancher palliativer Begleitung stehe die Frage: Schaffen wir das? Im Rückblick sehen alle Familien diese Zeit des gemeinsamen Abschiednehmens daheim als besonders kostbar: "So finden manchmal Geschwister, die sich jahrelang aus dem Weg gegangen sind, am Bett ihres Vaters oder ihrer Mutter wieder zueinander und erleichtern so auch dem Sterbenden das Loslassen", sagte Emmerling.

Die Zuhörer des Beinberger Gesprächs waren sichtlich betroffen und berührt von dem Vortrag. Es waren auch Besucher gekommen, die ihre eigenen Erfahrungen mit der Palliativmedizin gemacht haben, diese geschildert haben und nur auf positivster Weise davon sprechen konnten. Das nächste Beinberger Gespräch findet am 22. April statt.