Ingolstadt
Den Kreislauf häuslicher Gewalt durchbrechen

Präventionsprojekt des Caritas-Frauenhauses startet mit 16 500 Euro Spenden

07.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:10 Uhr

Geld für Prävention gegen häusliche Gewalt: 3000 Euro spendete der Soroptimist-Club Ingolstadt, vertreten durch Präsidentin Bettina Neisen-Belmann (r.). 13 500 Euro brachte Thomas Echtler von der Caritas-Frühjahrssammlung mit. Die Frauenhausmitarbeiterinnen Vera Schoen, Katharina Graf und Antje Rössler (von links) haben schon mit der Arbeit begonnen - Foto: Schattenhofer

Ingolstadt (DK) Es ist eine traurige Gewissheit: Gewalt wiederholt sich häufig von Generation zu Generation. Niemand weiß das besser als die Mitarbeiterinnen des Caritas-Frauenhauses.

„Bei uns leben Frauen, die waren schon als Kinder mit ihren Mamas hier“, berichtet Antje Rössler. Einen Ausweg aus diesem Teufelskreis bietet vor allem eines: Prävention. So früh wie möglich. Mit Spenden konnte das Frauenhaus jetzt ein neues Projekt für Schulkinder starten.

In manchen Familien erleben Mädchen und Buben häusliche Gewalt – meist des Vaters gegen die Mutter. Was sie beobachten, wenden die Kinder später oft selbst an: Sie werden zu Tätern oder Opfern. Solche Zusammenhänge wollen die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses jungen Menschen ab der 7. Klasse bewusstmachen. Sie gehen an Schulen und erklären Kindern und Jugendlichen, wie man frühe Anzeichen von Gewalt erkennt und wie man richtig damit umgehen kann.

Für das Präventionsprojekt haben Antje Rössler, Katharina Graf und Vera Schoen eine Zusatzausbildung absolviert. Zunächst ist es auf ein Jahr befristet. „Mit 13 500 Euro aus der Caritas-Frühjahrssammlung leisten wir eine Anschubfinanzierung“, erklärt Thomas Echtler, stellvertretender Caritas-Direktor. „Wir erwarten später allerdings auch einen finanziellen Beitrag der Schulen.“ 3000 Euro steuern die Frauen des Ingolstädter Soroptimist-Clubs bei. „Wir sehen das Projekt mit seiner Sensibilisierung und Aufklärung zum Thema häusliche Gewalt als schlüssige Erweiterung unseres Engagements für das Frauenhaus und haben es in unsere Langzeitfinanzierung aufgenommen“, betonte Präsidentin Bettina Neisen-Bellmann gestern bei der Spendenübergabe in der Zufluchtstätte.

Die drei Frauenhausmitarbeiterinnen gehen bei ihrer Arbeit an Schulen überaus sensibel vor. „Wir sprechen beispielsweise vorher mit den Lehrern, ob häusliche Gewalt schon ein Thema war oder ist“, erklärt Antje Rössler. „Oder ob es in der Klasse eine sexualisierte Sprache und Machogehabe gibt.“ Dann reden die Sozialpädagoginnen mit den Kindern und Jugendlichen über ihre Rollenbilder, ihre Vorstellungen von Beziehungen und Freundschaft, erklären ihnen aber auch, wie Gewalt und Grenzverletzungen zu erkennen sind. „Natürlich weisen wir die Schüler auch auf Hilfsmöglichkeiten hin, die sie selber nutzen können“, ergänzt Katharina Graf. Oft laute die erste bange Frage: „Wird dann gleich das Jugendamt eingeschaltet“

Das Caritas-Frauenhaus hat allen Schulen das auf drei Stunden angelegte Projekt angeboten (es heißt PräGe, eine Abkürzung von Prävention gegen Gewalt). „Es kamen schon Rückmeldungen“, sagt Antje Rössler. „Das Interesse ist da.“ An der Sir-William-Herschel-Mittelschule ging es bereits im April los mit den Rollenspielen.