Kipfenberg
Den Kreis nicht überschreiten

Beim Wertungsplatteln des Donaugaus in Kipfenberg werden strenge Maßstäbe angelegt

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Gauehrenvorplattler Alfred Strobl (Mitte) wurde vom Gauvorsitzenden Rudi Dietz (rechts) für 70 Jahre Treue geehrt. - Foto: Kienast

Kipfenberg (DK) Gscheit's Schuhplatteln - das gibt's nur im Oberland, im Chiemgau oder tief drin in den Alpen? Wer in Grösdorf (Markt Kipfenberg) dabei war, der weiß: Das stimmt auf keinen Fall.

Gut 120 Buam und Deandl aus dem gesamten Donaugau - von Konstein bis Kelheim, von Gungolding bis Gerolfing, von Pöttmes bis Lenting - haben das Gegenteil beim diesjährigen Wertungsplatteln bewiesen. Und das feierte heuer Jubiläum: Zum 50. Mal trafen sich die Trachtler, um sich beim Platteln zu messen. Und da geht es schon ziemlich streng zu.

In der Mitte eine hölzerne Tanzfläche mit einem Kreis - der auf keinen Fall übertreten werden darf -, drum herum zehn Wertungsrichter, die alles ganz genau beobachten. Paarweise treten die Trachtler an. Jeder darf sich seinen Plattler selber aussuchen. Dann bleiben gut zwei Minuten, um zu zeigen, was man kann. Wenn eines der Paare die Tanzfläche betritt, herrscht im Grösdorfer Saal absolute Ruhe. Gut 200 Zuschauer wollen sehen, wie gut die Konkurrenz ist. Schließlich geht's darum, das beste Deandl und den besten Buam der jeweiligen Altersklasse zu ermitteln. Und es geht um Wertungsabzeichen von Gold bis Bronze.

Direkt an der Tanzfläche steht auch Brigitte Sebald vom Trachtenverein Gaimersheim: "Ich bin jetzt schon g'scheit nervös." Ihre Tochter Paulina macht heuer zum ersten Mal mit. "Da fiebere ich jetzt schon mit." Eine Freundin vom Trachtenverein hat das Handy gezückt: Fast jeder Auftritt wird hier aufgezeichnet - zur späteren Analyse. Und dann geht's los für Paulina. Zusammen mit ihrem Tanzpartner marschiert sie auf die Tanzfläche, die Musik beginnt, die Mama drückt die Daumen.

Ganz genau schauen die Wertungsrichter, wie Johannes Felbermeir aus Pfaffenhofen, hin. "Bei die Buam geht's drum, wie genau gestampft wird. Sind die Schläge im Takt, passt die Haltung, wie ist das Auftreten insgesamt. Da gibt's viel zu beachten. Und vieles passiert mit den Ohren, weil man manche Fehler leichter hört als man sie sieht." Bei den Deandl wie Paulina ist es eher schwer zu hören. Da wird genau geschaut: Dreht Paulina in der richtigen Geschwindigkeit, macht der Rock eine schöne Glocke und vieles mehr. Alles wird penibel notiert. 90 Punkte sind das Maximum. Wer einen Fehler macht, bekommt Abzüge.

Paulinas Mama ist nach dem Auftritt zufrieden: "Ich finde, es war gar nicht schlecht." Und Paulina? "Jetzt geht's mir besser", sagt sie mit roten Backen und schnauft noch angestrengt - weil das Drehen durchaus anstrengend ist. Aber wie sehen die Wertungsrichter Paulinas Leistung? Auf das Ergebnis muss sie warten, bis alle Kinder und Jugendlichen ihren Auftritt hinter sich haben.

Und da rinnt an diesem Tag so manche Träne: verplattelt, vertanzt, Punkte vertan. Ehrgeizig sind hier fast alle; jeder will zeigen, was er kann. Und wenn's nach Wochen des Probens ausgerechnet im entscheidenden Moment nicht klappt, ist die Enttäuschung groß. Nach gut drei Stunden haben es die Kinder und Jugendlichen geschafft. Dann wird ausgewertet. Paulina und ihre Mama können sich freuen: gleich aufs erste Mal 76 Punkte. Dafür gibt's ein silbernes Leistungsabzeichen. Zum Sieg hat das freilich nicht gereicht - noch nicht. Vielleicht klappt es nächstes Jahr. Gewonnen bei den Deandl hat Theresa Straus vom Trachtenverein Kipfenberg. Sie hat jetzt zum zweiten Mal mitgemacht.

Besonders genossen hat diesen Tag auch Donaugau-Ehrenvorplattler Alfred Strobl. Der Eichstätter Trachtler war schon 1966 beim allerersten Wertungsplatteln mit dabei. Damals als Vorplattler des Donaugaus. Der Vorsitzende des Donaugaus Rudi Dietz nutzte das Wertungsplatteln, um Alfred Strobl zu ehren, denn der ist seit sage und schreibe 70 Jahren im Donaugau aktiv dabei.

Und es dürfte den Jubilar auch besonders gefreut haben, dass am Nachmittag bei der Wertung der Erwachsenen gleich mehrere Podestplätze an seinen Eichstätter Trachtenverein gegangen sind.