Ingolstadt
Den Kopf frei bekommen

Schnupperklettern verschafft Asylbewerbern etwas Abwechslung – Angebot des DAV kommt gut an

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Klettern als Abwechslung vom eintönigen Leben in der Erstaufnahmeeinrichtung. Das Angebot der DAV-Sektion Ringsee kommt an - Fotos: oh

Ingolstadt (DK) Sie sind aus Eritrea, Tansania, Nigeria oder ganz woanders her. Ihre Muttersprache ist unterschiedlich – Spaß an der Bewegung haben sie alle gemeinsam. So wird das Angebot an die Asylbewerber in Ingolstadt zum Schnupperklettern im Kletterzentrum gut angenommen.

Wolfgang Hora unterrichtet Deutsch in der Max-Immelmann-Kaserne in Oberstimm, der Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Sein Engagement geht weit über die Deutschkurse hinaus. Als die Sektion Ringsee des Deutschen Alpenvereins das Angebot machte, einigen Bewohnern der Kaserne ein Schnupperklettern im Ingolstädter Kletterzentrum anzubieten, war er sofort begeistert – und hängte die Nachricht in der Einrichtung in drei Sprachen aus.

Das Interesse war groß, denn die Zeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung ist für Asylbewerber trotz guter physischer Versorgung eine quälende Phase – „eine Zeit zwischen meist gefahrvoller Flucht und unsicherer Zukunft“, so Hora. Und in dieser Phase sind die Flüchtlinge größtenteils zum Nichtstun verdammt: Der monotone Alltag im Camp wird nur durch Spaziergänge und das Angebot von Deutschunterricht etwas aufgelockert. Da kam das Angebot der Sektion Ringsee des Deutschen Alpenvereins gerade recht: Silvia Wagner, ehrenamtliche Helferin im Kletterzentrum, organisierte Schnupperkurse, wo Asylbewerber unter Betreuung ehrenamtlich tätiger Trainer an vier Samstagen in Folge bei kontrollierten Kletterübungen für einige Zeit ihre bedrückende Situation beiseiteschieben konnten. Die Teilnehmerzahl ist auf je acht limitiert.

Nach zwei körperlich fordernden, aber dafür seelisch entspannenden Stunden sagte einer der Flüchtlinge: „This has been the first time in seven months, that I’ve got my mind free again.“ („Das erste Mal seit sieben Monaten, dass ich meinen Kopf wieder frei bekommen habe.“) Im Camp in der Max-Immelmann-Kaserne gibt es inzwischen auch ein erstes Angebot an interkultureller musikalischer Aktivität, das offensichtlich einem großen Bedarf entgegenkommt.