Riedenburg
Den Bierbrauern vergeht das Lachen

Die beiden Riedenburger Braustätten leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise

12.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr
Szenen wie diese auf einem früheren Riedenburger Volksfest wird es heuer nicht geben. Die beiden Riedenburger Brauereien verzeichnen wegen des Ausfalls der vielen Festivitäten im Sommer einen erheblichen Umsatzrückgang. −Foto: Erl (Archiv)

Riedenburg - Bier ist für Bayern weit mehr als nur ein Getränk. Die Bier- und Wirtshauskultur samt Volksfesten und Vereinsfeiern sind ein Teil der lebensfrohen bayerischen Identität und in keinem anderen Teil der Republik gibt es mehr Klein- und Familienbrauereien als im weiß-blauen Freistaat. Nirgendwo anders ist deshalb die Vielfalt der Biersorten und Geschmacksrichtungen üppiger als in Bayern. Das vergleichsweise kleine Riedenburg mit seinen zwei Brauereien ist ein Beispiel dafür. Doch die Corona-Pandemie hat das Potenzial, diesen über Jahrhunderte gewachsenen bunten Fleckenteppich an Brauereien grundlegend zu beschädigen.

 

Wie ernst die Situation ist, hat Georg Schneider in seiner Eigenschaft als Präsident des Bayerischen Brauerbundes jüngst in einem Brandbrief an den bayerischen Ministerpräsidenten geschildert. "Retten Sie Bayerns Brauer", fordert er als Vertreter von rund 650 bayerischen Brauereien Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eindringlich auf. Er attestiert dieser Brauereivielfalt eine hohe kulturelle Systemrelevanz.

Georg Schneider befürchtet, dass viele Brauereien, die vom Wirte- und Gastronomieumsatz leben, den teilweisen Ausfall der umsatzstarken Sommermonate nicht überleben werden. Zudem sei der weltweite Export des bayerischen Bieres zu großen Teilen weggebrochen.

Was Schneider in seinem Brandbrief aufzeichnet, können die beiden Brauereien in Riedenburg nur bestätigen. "Es ist ganz einfach: Da fällt die Gastronomie weg und die Leute bleiben zu Hause. Aber daheim wird nicht das getrunken, was in den Wirtshäusern und auf den Festen getrunken wird", weiß Bräu Friedrich Riemhofer. Natürlich verzeichnet auch seine Brauerei deutliche Umsatzeinbußen, weil etliche Vereinsfeste und zwei Volksfeste ausfallen. "Wir haben mittlerweile Kurzarbeit, aber wir werden diese Krise überstehen", ist Riemhofer zuversichtlich. Der Ausfall der sonst umsatzstarken Sommermonate kann seiner Meinung nach kaum kompensiert werden. "Was in den Osterwochen und im Sommer nicht getrunken wird, ist nicht aufzuholen. Ein Wirt kann sein Zimmer im Sommer ja auch nur ein Mal vermieten", vergleicht er. "Wir haben keine Wintersaison im Tourismus und was im Sommer nicht erwirtschaftet werden konnte, fehlt in den Wintermonaten", lautet seine Analyse.

Sorgen macht sich der Bräu allerdings auch darüber, ob die Menschen nach der Coronakrise ihre alten Gewohnheiten wieder aufnehmen. Dem entsprechend fällt seine Prognose aus. "Gesunde Betriebe werden auch diese Krise überstehen, aber für alle anderen wird es schwierig", prophezeit er.

Sein Kollege Maximilian Krieger vom Riedenburger Brauhaus sieht die Situation ähnlich. Auch für sein Brauhaus sind die Umsätze in der Gastronomie und bei Veranstaltungen weggebrochen. Aber die Öko-Brauerei hat nach wie vor einen hohen Handelsanteil, alle Bio-Märkte in Deutschland führen seine Biere und sogar europäische Nachbarländer werden beliefert. "Die Italien-Exporte sind den Umständen entsprechend gut, aber es gibt auch im Auslandsgeschäft spürbare Verluste. Wir sind als Öko-Brauerei genauso betroffen wie alle anderen", berichtet der Chef. Einen Grund für den Brandbrief des Brauerpräsidenten sieht Krieger zudem in der schlechten Liquidität der Gastronomen. "Die Gesundheit muss natürlich Vorrang haben. Aber Aufgabe der Politiker ist es, nicht die Situation zu beschreiben, sondern Lösungen zu besorgen", redet Krieger Klartext.

Als Malzfabrikant hat Helmut Rast den Blick über das Altmühltal hinaus. "Die Coronakrise trifft die gesamte Branche hart. Man ist machtlos und in der Folge schlägt sich das auch auf den Braugerstenmarkt durch", bestätigt er. Rast weiß um die Vielschichtigkeit der Brauereien, ihre Spezialisierungen im Markt und ihre unterschiedlichen Ausrichtungen. "Es kann sein, dass einige kleine Brauereien, die jetzt schon eine schwierige Struktur haben, auf der Strecke bleiben und vorwiegend die großen Braukonzerne diese Krise besser überleben", prognostiziert er. Eines aber ist für Helmut Rast sicher: "Bier ist für Bayern unverzichtbar. Aber man kann nicht in die Zukunft blicken, das wäre reine Kaffeesatzleserei".

erv