"Demokratie ist ein Mandat auf Zeit"

03.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:05 Uhr

Ingolstadt (rl) Sie haben es nicht geschafft: Paul Lindemann, Nesrin Yilmaz, Ralf Bauernfeind, Claudia Majehrke (Foto rechts), und Josef Christl von der CSU werden dem neuen Ingolstädter Stadtrat nicht mehr angehören. Ihre Stimmenzahl reichte nicht für ein Mandat. Von den Freien Wählern hat Klaus Böttcher den Einzug in den Stadtrat nicht mehr geschafft. Wenn auch mancher enttäuscht gewesen sein mag, besonders traurig wirkten die Befragten gestern nicht.

"Demokratie ist ein Mandat auf Zeit", sagt Paul Lindemann (Foto unten links), der die Ingolstädter Stadtpolitik 24 Jahre lang mit geprägt hatte. Er macht kein Hehl daraus, dass er gerne wieder in den Stadtrat eingezogen wäre. "Jeder, der sich aufstellen lässt und nicht gewählt wird, ärgert sich", sagt er. Die Kandidaten der Stadtteile seien im Vorteil, "die bringen immer mehr Wählerstimmen mit". Lindemann, von der CSU Mitte, ist um 14 Plätze nach hinten gerutscht und jetzt erster Nachrücker. "Ich werde meine Sache ordentlich und sauber beenden", so Lindemann. Seine Frau Annemie könne dem Ergebnis etwas Positives abgewinnen: "Jetzt haben wir endlich mehr Zeit für uns Zwei", habe sie ihn am Wahlabend getröstet.

Trotz umfangreicher Werbung hat auch Nesrin Yilmaz ihr Mandat nicht verteidigen können. "Ich habe gewusst, dass die CSU landesweit einbricht", sagte sie gestern. Die Altstadtwirtin begründet dies unter anderem mit dem Nichtraucherschutzgesetz. Sie habe zwar wenig Listenstimmen, jedoch viele Einzelstimmen bekommen, tröstet sich Yilmaz (Foto links). Ihre Arbeit im Ortsverband will sie auf jeden Fall weiterführen. "Die CSU ist ein Stück von mir." Ob sie in sechs Jahren erneut kandidieren werde, weiß sie nicht. Jetzt werde sie sich erst einmal auf neue Aufgaben konzentrieren. Etwa als Jugendschöffin oder als Vorsitzende des Vereines IN-City. "Und vor allen Ehrenämtern kommt mein Sohn."

Einen Stammtisch im Pater Noster mit den CSU-Größen Hermann Regensburger, Horst Amenda und Johann Hohenwarter, die sich nicht mehr aufstellen lassen haben, will sie beibehalten. "Die sind wie Väter zu mir", sagt Yilmaz.

Ein alteingesessener CSU-Mann hatte es nochmal wissen wollen: Mit 69 hatte Josef Christl (Foto unten) auf Platz 50 kandidiert. Dass er den Sprung in den Stadtrat nicht geschafft hat, verwundert ihn nicht. Sein selbst gestecktes Ziel hat er dennoch erreicht: "Ich wollte zwischen 10 und 15 Plätze nach oben kommen", sagt Christl. Er schaffte 15. Auch wenn der frühere Kreishandwerksmeister 26 Jahre dem Stadtrat angehört hat, langweilig wird ihm ohne die Politik nicht. Christl: "Ich habe einen großen Garten." Klaus Böttcher war nur eine Periode lang für die Freien Wähler im Stadtrat. "Ich habe gewusst, dass es eng wird auf Platz zehn". Aber irgendeiner müsse ja den Letzten machen. "Mein Ergebnis habe ich sogar leicht verbessern können. Andere sind abgestürzt." Klaus Böttcher (Foto rechts) ist erster Nachrücker. Ein Gerücht, wonach FW-Stadträtin Carina Liepold, die wieder gewählt wurde, Ingolstadt bald verlassen werde und mit ihrem Mann beruflich in die USA gehe, hat Liepold kürzlich auf Anfrage des DONAUKURIER entschieden dementiert.

Zwei weitere scheidende Ratsmitglieder, Claudia Majehrke und Ralf Bauernfeind (Foto links) waren gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar.