Neuburg
Demokratie braucht Erinnerung

Gedenkfeier zum Volkstrauertag war auch den Opfern von Terrorismus und Bürgerkriegen gewidmet

17.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:25 Uhr

Mit Kranzniederlegungen und einer Ansprache von Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling gedachten die Neuburger am Sonntag vor dem Ehrenmal auf dem Friedhof an der Franziskanerstraße der Opfer von Kriegen und Terror. Aus diesem Gedenken erwachse auch die Pflicht zum Handeln, sagte OB Gmehling. - Foto: Frank

Neuburg (DK) In würdigem Rahmen fand am Sonntag auf dem alten Friedhof an der Franziskanerstraße die Gedenkfeier zum Volkstrauertag statt. Sie war den Opfern der Weltkriege, aber auch den Menschen gewidmet, die durch Terrorismus und Bürgerkriege in heutiger Zeit ihr Leben verloren haben.

Die Neuburger Stadtkapelle intonierte den Hymnus Festalis von Klaus Amann, die Bundeswehr war mit Soldaten und Kommodore Frank Gräfe vertreten, Landrat Roland Weigert vertrat den Landkreis und den Bund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die Gedenkansprache hielt Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling. Der OB sprach stellvertretend für den VdK. Eigentlich hätte der Sozialverband in diesem Jahr die Ehre gehabt vor dem Ehrendenkmal zu sprechen. Nachdem Kreisvorsitzender Heinrich Lechner von seinem Amt zurückgetreten und der Verband derzeit nur kommissarisch geleitet wird, übernahm der Rathauschef den Rednerpart. Gmehling bezog sich dabei auf den griechischen Dichter Homer, als er sagte, eine humanistische, demokratische Gesellschaft könne ohne Erinnerung an die Verstorbenen nicht gedeihen. Es sei deshalb von großer Bedeutung, sich am Volkstrauertag auf seine Vorfahren zu besinnen, die ihr Leben im Krieg lassen mussten, „die schuldig oder unschuldig Opfer von Gewalt, Hass und unkontrolliertem Machtstreben wurden. Wir erinnern uns aber nicht nur der Toten aus den beiden Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts, wir gedenken auch der Opfer von Terrorismus, Kriegen, Bürgerkriegen und gewalttätigen Auseinandersetzungen in heutiger Zeit.“ Man dürfe die Augen nicht vor den Kriegen in Syrien, Ägypten, Afghanistan und anderen Ländern der Welt verschließen, ebenso wenig wie vor terroristischen Anschlägen, „die jederzeit und allerorts von verblendeten, hasserfüllten und fanatischen Menschen unter Missachtung jeglicher Menschlichkeit verübt werden“. Gedacht wurde auch der Soldaten der Bundeswehr, die in Auslandseinsätzen bei der Erfüllung ihres demokratischen Friedensauftrages ihr Leben verloren haben.

Gmehling versteht den Volkstrauertag auch als Mahnung. Es sei ein Tag des Nichtvergessens – also nicht zu vergessen, welch gefährdetes Gut die Menschenwürde ist. Der Tag rufe zur Achtung vor dem Menschen auf, egal welcher Herkunft und welchen Glaubens er sei, wie er aussehe und welche Überzeugungen er habe. Damit sei der Volkstrauertag nicht nur ein Tag für die Toten, sondern auch für die Lebenden. Aus dem Gedenken erwachse auch die Pflicht zum Handeln. So müsse die Friedenserziehung im Elternhaus beginnen und in der Schule fortgesetzt werden, und das weltweit. „Demokratie“, so der Redner, „muss aber auch wehrhaft sein, wenn sie angegriffen wird.“ Wenn die freiheitlich-demokratische Ordnung durch äußere Gewalt bedroht sei, wenn der konfliktlösende Dialog verweigert werde, dann, so Gmehling, müssten auch Demokratien bereit sein, die Voraussetzungen für Gerechtigkeit und Frieden gegebenenfalls mit militärischen Mitteln zu verteidigen. Das dürfe aber in jedem Fall immer nur der letzte Weg, die Ultima Ratio sein.

Nach dem bayerischen Präsentiermarsch und der Totenehrung durch Oberleutnant Frank Apelt erfolgte unter Trommelwirbel die Kranzniederlegung. Dekorative Arrangements kamen vom Sozialverband VdK, der Stadt Neuburg, dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und dem Verteidigungsministerium. Die Stadtkapelle spielte das traditionelle „Ich hatt’ einen Kameraden“, das Friedrich Silcher im Jahr 1825 vertont hat und das fester Bestandteil von Trauerzeremonien auch im Ausland ist. Mehr Zuversicht brachten im Anschluss die Bayernhymne und Haydns Nationalhymne, jeweils von der Stadtkapelle feierlich und getragen dargebracht.