Eichstätt
Dem Provokateur keine Chance geben

08.08.2010 | Stand 03.12.2020, 3:47 Uhr

Trainer Attila Dikilitas vermittelte den Jugendlichen den richtigen Umgang mit Provokationen. - Foto: oh

Eichstätt (pp) "Vor ein paar Tagen hat mich ein Junge blöd angemacht. Ich bin dann einfach weggegangen, da hat der Provokateur keine Chance gehabt, um auf mich loszugehen." Situationen wie die vom 14-jährigen Ben hier geschildert haben viele Jugendliche schon einmal erlebt.

Alexandra Urbanietz-Hermann, Jugendsozialarbeiterin am Förderzentrum Eichstätt, kennt persönliche Problemlagen der Jugendlichen und weiß um ein spürbares Gewaltpotenzial, das in Konfliktsituationen unvermittelt ausbrechen kann.

"Ein respektvoller und freundlicher Umgang miteinander wirkt sich positiv auf das Zusammenleben aller in der Schule aus. Aus dieser Überzeugung heraus wurde der mehrwöchige Kurs "Power in Respect" angeboten, dessen Ziel es ist, bei Schülern Lernprozesse anzustoßen, die gewaltpräventiv wirken.

Die Jugendlichen erhielten im Kurs die Möglichkeit, ihr eigenes Verhalten in gewaltnahen Situationen zu überdenken und gewaltfreie Alternativen zu entwickeln", erläutert die Pädagogin. Dabei wurden mittels Rollenspielen Werte wie Höflichkeit und Respekt beleuchtet, aber auch Selbstbeherrschung und gegenseitiges Aufpassen trainiert.

Der Workshop selbst wurde von Attila Dikilitas durchgeführt, dem einzigen staatlich anerkannten Gewaltpräventionstrainer in der Region. Der Trainer hat bereits ähnliche Kurse in Grund- und Hauptschulen sowie Gymnasien der Region durchgeführt und Schülerinnen und Schülern aufgezeigt, wie sie gewaltfreie Reaktionen entwickeln können. "Wenn man Ärger hat, gibt es andere Möglichkeiten, um sich abzureagieren – es muss nicht ein Mitschüler sein, auf den ich dann losgehe", schärfte Attila Dikilitas den Eichstätter Schülern ein.

Auf dem Programm standen Spiele und Aktivitäten zur Gemeinschaftsbildung, Rollenspiele zu Aggression und Deeskalation, Höflichkeits- und Respektrituale am Beispiel der asiatischen Kampfkunst, Bewegung und Körperbeherrschung sowie Meditation und Entspannung mit Musik und Geschichten. Belohnt wurde die Teilnahme mit einem speziellen Zertifikat für jeden Teilnehmer.

Durch die ergänzende Arbeit zwischen Schulsozialarbeit und Lehrkräften hatten die Schüler des Förderzentrums einen zusätzlichen Vorteil, denn die Lehrkräfte bauten die Workshop-Bausteine ins Unterrichtsgeschehen mit ein. "Somit war die Nachhaltigkeit doppelt gesichert", freute sich Jugendsozialarbeiterin Urbanietz-Hermann, die den Kurs federführend organisiert hatte "Der Tag fängt für alle schon mal besser an, wenn man sich gegenseitig einen Guten Morgen wünscht." Auch "Bitte"- und "Danke"-Sagen sind für die Teilnehmer nun keine autoritären Pflichtübungen mehr.