Ingolstadt
Dem Monarchen auf ewig ergeben

Beim Wintertreffen der Königstreuen in Gammelsdorf war auch wieder eine Schanzer Abordnung vertreten

20.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
  −Foto: Pehl

Ingolstadt/Gammelsdorf (DK) Mehre hundert Teilnehmer zählte auch heuer das Winterpatriotentreffentreffen des Verbands der bayerischen Königstreuen in Gammelsdorf, darunter Vereine aus Ingolstadt und aus der Holledau. Brigitte Fuchs legte für die Stadt am Denkmal der Schlacht von 1313 wieder einen Kranz nieder - unter der neuen Vereinsfahne von Weiß-Blau Gammelsdorf, die sich jetzt auch ganz offiziell mit dem Ingolstädter Panther schmücken darf.

Ein strahlend blauer Himmel, Blechmusi und Lederhosen, so weit das Auge reicht: Mehr Bayern geht nicht. Wenn der Verband der Königstreuen alljährlich zum Winterpartriotentreffen ruft, ist es eine Frage der Ehre, dass Vereine und Vereinigungen samt Fahnen und Tafeln mit dabei sind - aus ganz Bayern wohlgemerkt, auch aus Franken: König-Ludwig-Fans genauso wie Hüter des Brauchtums, überzeugte Monarchisten oder Bewahrer weiß-blauer Lebensart.

Sogar Zuagroasde haben im Sinne der Liberalitas Bavariae bei den Königstreuen eine Daseinsberechtigung! So wie Anton Steinböck beispielsweise. Der frühere Augsburger Stadtrat mit nach wie vor nicht zu verleugnender norddeutscher Provenienz steht sogar an der Spitze der am vergangenen Samstag zahlenmäßig stark vertretenen Abordnung aus der Schwabenmetropole und sieht sich mittlerweile als "naturalisierter Bayer". Leben und leben lassen halt.

Solche Probleme hat Brigitte Fuchs nicht. Die CSU-Stadträtin ist seit rund 15 Jahren fast immer Gast beim Patriotentreffen, das 1974 von Georg Lohmeier ins Leben gerufen wurde, Autor der unvergessenen Serie "Königlich Bayerisches Amtsgericht". Und dort - wen wundert es - ist sie bestens bekannt und sehr beliebt und wird mit großem Applaus im Saal des örtlichen Gasthauses empfangen. Vor lauter Freude über die Ankunft der ehemaligen Bürgermeisterin vergisst Stefan Jetz, Landesvorsitzender der Königstreuen, bei der Begrüßung der insgesamt 31 versammelten Vereine zunächst prompt die Ingolstädter Königstreuen. Sie habe, so Fuchs, den CSU-Parteitag in München extra wegen des Patriotentreffens abgesagt - die Entscheidung fiel ihr vermutlich nicht allzu schwer...

"Ohne Ingolstadt hätten wir die Schlacht von Gammelsdorf vielleicht überhaupt nicht gewonnen", so Fuchs in ihrem Grußwort. Jenes berühmte Gefecht fand am 9. November 1313 nahe dem kleinen Ort Gammelsdorf im Landkreis Freising statt. Das Heer des Wittelsbacher Herzogs Ludwig IV. von Oberbayern kämpfte damals mit dem des Habsburgers Friedrich dem Schönen um die Vorherrschaft im Herzogtum Bayern. Das Ergebnis ist bekannt, das Ereignis selbst freilich weniger. Ob die Ingolstädter ihren Panther im Wappen tatsächlich für ihre Verdienste bei der Schlacht bekamen, lässt sich nämlich historisch nur schwer belegen, wie auch die tatsächliche Bedeutung der Auseinandersetzung umstritten ist. Aber ein Grund zum gemeinsamen Gedenken und zur Erinnerung an Bayerns Geschichte ist es allemal - und immer noch schöner als das Gemälde im Historischen Sitzungssaal, das die Schlacht darstellen soll...

Seit Jahrzehnten besucht Josef Zwiegel das Patriotentreffen. "Deswegen habe ich sogar eine Operation verschoben", erzählt er. Zwiegel ist seit nunmehr 28 Jahren der Vorsitzende der Schanzer Königstreuen, seine Frau ist Schriftführerin. Zwei Dutzend Mitglieder zählt der Verein, der 1988 im Gasthaus Mittl gegründet wurde und sich dort immer noch jeden zweiten
Donnerstag im Monat trifft. Sie feiern Geburtstage, ratschen, unterhalten sich über Brauchtum und bayerische Geschichte, erzählt Zwiegel: "Die Politik bleibt draußen. Lieber erzählen wir dreckade Witz", sagt er mit einem Schmunzeln. Er pflegt das Brauchtum - nicht nur an Feiertagen oder bei Treffen, sondern auch im Alltag. An Lederhosen mangelt es ihm nicht: Er hat sieben Stück.

Dieses wohl typischste aller bayerischen Kleidungsstücke dominiert natürlich auch die Versammlung, die größtenteils aus gestandenen Mannsbildern besteht. So mancher Gamsbart und einige Lederhosen dürften ein kleines Vermögen gekostet haben, wenn sie nicht vererbt wurden. Gleiches gilt für ein paar Charivari, Originalstücke aus dem Oberland, wie der Fachmann an den Kettengliedern erkennt. Viele Miesbacher und andere Gebirgstrachten sind zu sehen, aber auch die Hollerdauer und Aichacher Volkstracht mit den bekannten Faltenstiefeln.

Außergewöhnlich ist freilich die Erscheinung von Siegfried Mathes. Der 66-Jährige ist der Vorsitzende der 1913 gegründeten Vereinigung "Ludwig II - Deine Treuen" und zieht sofort alle Blicke auf sich: Er sieht aus wie der Märchenkönig. Viel machen müsse er dafür nicht, erzählt er. Einmal kurz die Haare nach hinten, und schon gleicht er dem "Kini". Siegfried Mathes kümmert sich persönlich um das Kreuz im Starnberger See, die Stelle, wo Ludwig zu Tode gekommen ist. Eigentlich ziehe es ihn aber gar nicht so sehr in die Öffentlichkeit, außer am 13. Juni, wenn jedes Jahr am Todestag die Gedenkmesse für den bekanntesten bayerischen Monarchen gefeiert wird, und jetzt auch beim Wintertreffen der bayerischen Patrioten.

Die ziehen wie jedes Jahr nach dem Mittagessen hinauf zum Denkmal der Schlacht von Gammelsdorf, wo Brigitte Fuchs wie jedes Jahr den Kranz der Stadt niederlegt. Der ehemalige CSU-Landtagsabgeordnete Stefan Jetz erinnert an das Gefecht von 1313 und verbindet seine Worte mit einem Appell, sich gemeinsam für den Frieden einzusetzen. Nach dem Rüchmarsch folgt die traditionelle Exklamation des Landesvorsitzenden der Königstreuen. An seinem Tisch liegen auch viele kleine Zettel mit dem Text der Bayernhymne. Eigentlich völlig überflüssig, könnte man bei so einem Treffen meinen. Doch dem ist nicht so. Denn in Gammelsdorf wird die 1. Strophe in der Fassung von Joseph Maria Lutz und der Bayernpartei von 1948 gesungen ("Heimaterde, Vaterland" statt "deutscher Erde, Vaterland") sowie die 3. Strophe, die so genannte Königsstrophe, die heute in der Bayernhymne nicht mehr vorkommt. "Gott mit ihm dem Bayernkönig! Segen über sein Geschlecht! Denn mit seinem Volk in Frieden wahrt er dessen heilig Recht."

Bernhard Pehl