Kelheim
Dem Himmel so nah

07.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:07 Uhr

Klettern in der freien Natur ist für viele Alpenvereinsmitglieder das Größte. Wer lieber in einer Halle trainiert, kann das in Regensburg, Neutraubling oder Ingolstadt tun. - Foto: Alpinteam Abensberg

Kelheim (DK) Bergsport liegt im Trend. Das spürt auch die Sektion Kelheim des Deutschen Alpenvereins (DAV). Jedes Jahr melden sich zwischen 50 und 100 neue Mitglieder an. Aktuell sind es bereits 1700, denn in der Region ist für Kletterfreunde einiges geboten.

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein – die Mitglieder der Sektion Kelheim des Deutschen Alpenvereins wissen ganz genau, wovon Liedermacher Reinhard Mey singt. Sie haben dieses Gefühl bereits ausgiebig zu spüren bekommen, zwar nicht im Flugzeug, dafür aber auf Berggipfeln. Und da sei das Freiheitsgefühl ja auch ganz besonders ursprünglich, meint Helmut Hainzlmeier, der Vorsitzende der Sektion Kelheim. Allein im vergangenen Jahr waren einzelne Sektionsmitglieder unter anderem in der Bergwelt von Südtirol, in den Karpaten und in Peru unterwegs, um in der dortigen Bergwelt dem Himmel ganz nahe zu sein.

Mehr aktive Kletterer

Rund 1700 Mitglieder zählt die Sektion inzwischen, und es werden stetig mehr. "Wir haben jedes Jahr einen Zuwachs von 50 bis 100 Personen", erzählt Hainzlmeier. Denn der Bergsport liegt im Trend. Insgesamt hat der DAV im vergangenen Jahr ein Plus von 38 000 Mitgliedern verzeichnen können, sagt Thomas Bucher, Pressesprecher des Alpenvereins. "Das ist der höchste Zuwachs, den wir in der Vereinsgeschichte jemals hatten." 851 000 Mitglieder sind es derzeit, die der DAV in seinen Reihen zählen kann. "Seit Mitte der 1990er ist vor allem die Zahl der aktiven Kletterer sprunghaft gestiegen", führt Bucher weiter aus. "In dieser Zeit wurden die ersten Kletterhallen gebaut und aus der ehemals randständigen Sportart ist ein Trend geworden."

Hainzlmeier selber hat die Liebe zu den Bergen freilich schon viel früher für sich entdeckt. "Ich mache seit 1975 Bergtouren. Das Besondere am Bergsport ist, dass man das in jedem Alter machen kann. Zumindest Wandern geht immer, da müssen es dann ja auch nicht viele Höhenmeter sein. Und für Kinder ist Klettern ein Riesenspaß."

Inzwischen ist der 66-Jährige seit 18 Jahren im Vorstand der Sektion Kelheim, seit neun Jahren als erster Vorsitzender, und seine Aufgabe macht ihm immer noch Freude: "Wenn ich den Zusammenhalt zwischen den Leuten sehe, ihre Bereitschaft, ehrenamtlich mitanzupacken, dann erfüllt mich das mit Stolz."

Viel Eigeninitiative

Rund 80 Mitglieder beteiligen sich derzeit aktiv an den anstehenden Aufgaben, schätzt Hainzlmeier. Und auf dieses Engagement ist die Sektion auch dringend angewiesen. Immer wieder stehen neue Projekte an, und immer wieder ist zu deren Verwirklichung Eigeninitiative erforderlich. "In nächster Zeit werden wir uns verstärkt um unsere Hütte in der Nähe vom Wendelstein kümmern müssen", berichtet der Sektionschef. In dieser Hütte, in der jährlich rund 2500 Übernachtungen verzeichnet werden, muss nun beispielsweise eine biologische Stufe für die Kläranlage nachgerüstet werden.

Aber auch hier in der Region ist noch einiges geplant: "Mit Beginn des neuen Jahres wird eine neue Boulderwand in der Turnhalle des Gymnasiums Kelheim eingerichtet. Wir übernehmen die Kosten und die Installation und dürfen sie dafür außerhalb der Schulzeiten immer nutzen." Bouldern bedeutet übrigens Klettern in Absprunghöhe, führt Hainzlmeier weiter aus. Sicherungshaken sucht man hier vergebens, weil sie schlichtweg nicht nötig sind.

Zwar investiert der Verein stetig in die Zukunft, doch bereits jetzt ist für die Kletterfreunde im Raum Kelheim einiges geboten. So ist die Sektion beispielsweise an der Kletterwand in der staatlichen Berufsschule und am Hochseilgarten beim Naturfreundehaus vertraglich beteiligt. Nur auf eines werden die Alpenvereinsmitglieder in der Region noch länger verzichten müssen: eine eigene Kletterhalle. "Das ist nicht geplant. Für uns besteht ja die Möglichkeit nach Regensburg, Neutraubling oder Ingolstadt in eine Halle zu fahren. Deshalb werden wir in der Richtung nicht aktiv", macht Hainzlmeier deutlich.

"Prickelndes Gefühl"

Die Kletterer in der Umgebung scheint das nicht zu stören. Für die meisten ist die Bewältigung eines Felsens in der freien Natur sowieso viel schöner. "Ich gehe eigentlich nur im Winter in die Halle", erzählt Fritz Auhuber. Der 38-Jährige aus Bad Abbach klettert seit fast drei Jahren, auch im Umland von Riedenburg, und ist von dem Sport fasziniert. "Zum einen ist es ein echtes Ganzkörperprogramm, zum anderen kann man, wenn man im Felsen hängt, wunderbar abschalten." Mit dem Klettern begonnen hat er nach eigenen Worten, weil er schon immer einen Sport machen wollte, den man in der Natur betreiben kann und bei dem man ganz bei sich ist. "Wenn man oben auf dem Gipfel steht, dann ist das ein sehr prickelndes Gefühl. Diesen Ausblick haben sonst eigentlich nur Vögel."

Das ist eine Meinung der sich auch Hainzlmeier nur anschließen kann, und in noch etwas sind die beiden Bergsportler sich einig: "Der Alltag ist in diesen Momenten ganz weit weg. Das ist wirklich ein Gefühl von Freiheit."