Dem "Grant" mit Europa Sendezeit gegeben

31.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:10 Uhr

Wer kann wasserdichte Auskünfte zu einer europaweiten Ausschreibung des Investorenwettbewerbs geben? Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer (rechts) stellte vor laufender Kamera sein Problem vor (von links): Verbraucherschutzminister Horst Seehofer, Moderator Tilman Schöberl, Moderatorin Irmtraud Richardson, Hennig Arp von der Europäischen Kommission und die stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Adelheid Rupp diskutierten darüber am Stehpult. - Fotos: chl

Eichstätt (EK) "Nicht winken, nicht in der Nase bohren! Vergessen Sie nicht, wir haben sechs Kameras im Saal, Sie können immer im Bild sein." Die letzten Instruktionen an das Publikum im Alten Stadttheater vor dem Start der Live-Sendung waren durchaus ernst gemeint.

Das Bayerische Fernsehen hatte am Mittwochabend seine Live-Sendung "Jetzt red i – Europa" aus Eichstätt gesendet: Unter großer Mitwirkung der Bevölkerung: Gut 200 kostenlose Sitzplatzkarten hatte es gegeben. "Die waren schnell weg." Anette Fürsich und die Techniker des Alten Stadttheaters standen dem insgesamt 36-köpfigen Fernsehteam schon seit Dienstag tatkräftig zur Seite – eigentlich schon seit Anfang des Jahres, als Redakteurin Katrin Pötzsch angefangen hatte, mögliche Themen zu sammeln und auf ihre Sendefähigkeit abzuklopfen (wir berichteten). Nun konnten die Eichstätter mit Spannung verfolgen, was das Fernsehteam davon tatsächlich aufgegriffen hat – und auch "Promis" hautnah erleben: Die beiden Moderatoren Tilman Schöberl und Irmtraud Richardson wurden immer wieder von Eichstätter Fans – fleißige Bayern-1-Hörer – angesprochen, begrüßt und um gemeinsame Foto gebeten, während die Stadtkapelle sich und das Publikum vor Beginn der Sendung warmspielte, die Kameraleute in Stellung gingen und die Fachleute begrüßt wurden.

Der BR hatte als Ansprechpartner für die Europathemen der Eichstätter Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer eingeladen – für den der Auftritt in Eichstätt natürlich ein Heimspiel war. Dazu nutzte die neue stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Adelheid Rupp die Möglichkeit sich vorzustellen, und als Vertreter der Bundesrepublik in der Europäischen Kommission Henning Arp – der natürlich am meisten gefordert wurde.

Denn sollte in der Sendung um den "Grant" gehen, den die Kommunen und Bürger mit Europa haben. Und da hätten die Eichstätter noch viel mehr Themen in Petto, als in die 45-minütige Sendung passten. Den Reigen der Wortmeldungen eröffnete der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes Egid Nunner, der ebenso wie der Sprecher des Imker-Berufsverbandes Walter Haefeker gegen die geplanten Veränderungen im Gentechnik-Einsatz wetterte. Der Vorsitzende der Forstbetriebsgesellschaft, Johann Stadler kritisierte die aktuelle Feinstaubdiskussion, die das Heizen mit Kaminöfen in Misskredit bringt, und der Eichstätter Schweinehalter Johannes Scharl beschwerte sich über die bürokratische Art der Qualitätskontrolle für Fleischproduzenten. Die Eichstätter Stadt- und Kreisrätin Eva Gottstein prangerte angesichts der aktuellen Nokia-Geschichte die europaweite Subventionspolitik an, die oft zulasten der heimischen Betriebe gehe.

Sie alle bekamen von den Politikern verständnisvolle, mitfühlende und auch lobende Antworten – freilich ohne konkrete Besserungszusagen

Etwas mehr dürfen da die Köschinger hoffen: Bürgermeister Max Schöner hatte auf deren Sorge aufmerksam gemacht, dass nun eine geplante Umgehungsstraße aus zweifelhaften Naturschutzgründen näher an ein Wohngebiet verlegt werden müsse und fragte, ob denn der "Tierschutz hier vor den Menschenschutz" ginge. Seehofer versprach: "Ich schalte mich hier ein."

Auch Oberbürgermeister Arnulf Neumeyer darf hoffen, endlich eine zuverlässige Aussage darüber zu erhalten, wie denn nun der Investorenwettbewerb für das Eisenbahngelände wasserdicht europaweit auszuschreiben sind: Seehofer und Arp versprachen, sich da zügig kundig zu machen.

Und die vor laufender Kamera gemachten Zusagen sollen die 45-minütige Sendezeit, die wie im Fluge verging, durchaus überdauern. Während die Stadtkapelle mit dem "Waldesgruß-Marsch" aus der Sendung hinausspielte, erklärte Produktionsleiter Holger Stühmer zumindest gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER: "Wir bleiben schon an den Themen dran und schauen, was daraus wird."