Dem Frieden und der Einheit zuliebe: "Einsicht und Umkehr"

18.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:32 Uhr

Zum Artikel „,Das Ding stört’“ (EK vom 12. März 2015):

Es ist kaum zu glauben: In einer Zeit, in welcher unsere Kirche von Skandalen geschüttelt wird, unser Papst Franziskus immer wieder von der dienenden Kirche spricht, deren Geld das Geld der Armen sein muss, leisten sich das Domkapitel und das Diözesanbauamt von Eichstätt einen schwelenden Streit mit dem Kirchenvolk wegen eines Osterkerzenleuchters im Eichstätter Dom.

In einer Zeit, in welcher unsere Kirche seit langem den mündigen Christen fordert, glauben einige Herren in der Eichstätter Kirchenleitung das Recht zu haben, die große Mehrheit der Gläubigen bevormunden zu können.

Leider muss man den Umgangsstil der Verantwortlichen im Domkapitel mit dem Dompfarrgemeinderat und auch einigen Kritikern als der Sache nicht dienlich, ja als arrogant bezeichnen; und er ist auch weiterhin von Hinhaltetaktik bestimmt.

Als nicht weniger arrogant entpuppte sich auch der Ersteller des Leuchters, der Künstler Rudolf Bott. Dieser erklärte nach der eindrucksvollen und auf hohem Niveau geführten Diskussion zu diesem Thema am 21. Mai 2014 in St. Marien auf die Frage, warum er sich nicht auch zu Wort gemeldet habe: „Es war kein einziger Beitrag dabei, auf den es Wert gewesen wäre, zu antworten.“ Offensichtlich hatte man sich hier mit einem sehr selbstbewussten Künstler zusammengetan, welcher aber von der Liturgie so gut wie keine Ahnung hatte. Wie Herr Domdekan Willibald Harrer bei besagter Veranstaltung in St. Marien darlegte, sollte eine schon länger geplante Neugestaltung des Altarraumes im Eichstätter Dom mit modernen Elementen realisiert werden. Das ist auch mit den sogenannten Kathedralleuchten und dem Leuchter am Taufbecken teilweise gelungen. Leider wurde dann aber mit dem Konstrukt Osterleuchter und Ambo für das Evangeliar weit über das Ziel hinaus geschossen.

Die bis dahin erhabene und würdige Atmosphäre des Altarraumes, mit dem Altar als einzigem Mittelpunkt im Blickfeld, von wo aus uns Jesus als Speise gereicht wird, wurde dadurch erheblich gestört. So sieht es auf jeden Fall die große Mehrheit des Kirchenvolkes von Eichstätt.

Die Initiatoren, unterstützt von einigen Zaungästen, argumentieren zwar mit der hohen Symbolkraft des Leuchters, ignorieren aber dabei liturgische Vorschriften und vor allem die Meinung des mündigen Kirchenvolkes, welches ein derartig dominantes Objekt im heiligen Bezirk des Altarraumes als aufdringlichen Fremdkörper, als ehrfurchtlos, störend und permanentes Ärgernis empfindet, an welches man sich auch nicht gewöhnen kann.

Und es artikuliert sein berechtigtes Anliegen unter dem Anspruch: „Vox populi, vox dei.“ Kann ein Ärgernis an dieser Stelle in unserem Dom der Ehre Gottes dienen, der wir uns doch alle verpflichtet wissen sollten? Deshalb ist es unbegreiflich, warum man weiterhin die Treuesten der Treuen, die Gottesdienstbesucher, mit diesem Leuchter provoziert.

Darum möchte ich vor allem die Geistlichen unter den verantwortlichen Herren bitten: „Wenden Sie doch das, was Sie uns jetzt in der heiligen Fastenzeit predigen, doch auch einmal auf sich selbst an. Nämlich: „Einsicht und Umkehr!“ Zeigen Sie menschliche Größe und gehen Sie, dem Frieden und der Einheit zuliebe, mit einem guten Beispiel voran. Zerstören Sie nicht weiterhin durch unnachgiebiges Verhalten noch vorhandenes Wirgefühl und Freude am Mittun in unserer Kirche. Auch Ihnen dürfte es doch nicht entgangen sein, dass sich in unserem Dom sogar an Hochfesten die Bankreihen lichten. Stellen Sie diesen Osterleuchter im Diözesanmuseum auf, denn er ist ja trotz allem nun schon ein Teil der Eichstätter Domgeschichte geworden.

Das wäre kostenneutral, weil viele Leute für einen derartigen Umzug gerne zu spenden bereit wären. Vor allem könnten Sie dadurch verloren gegangenes Vertrauen und Achtung wieder gewinnen und wieder ein Klima des Miteinanders in der Kirche von Eichstätt schaffen. Vor allem aber möchte ich unseren verehrten Bischof Gregor Maria bitten, in dieser Angelegenheit ein klärendes, der Einheit dienendes Wort zu sprechen.

Willibald Dirsch

Eichstätt