Meckenhausen
Dem Essen auf der Spur

30.05.2011 | Stand 03.12.2020, 2:46 Uhr

 

Meckenhausen (HK) Zwei Wochen lang machen sich rund 1250 Kinder aus dem Landkreis auf 25 Bauernhöfen auf die Suche nach unseren Nahrungsmitteln. "Dem Essen auf der Spur – Entdeckungsreise auf dem Bauernhof", heißt das Projekt des Bauernverbandes, das gestern in Meckenhausen startete.

Markus Walter, 30, Agraringenieur und Landwirt aus Meckenhausen, hat schon einen großen Tisch mit grünen Pflanzen, Körnern, Mehl, Nudeln, Öl, Schrot und Bier aufgebaut. Er erwartet 16 Zweitklässer der örtlichen Grundschule, die pünktlich um 8.30 Uhr um die Ecke biegen. Markus Walther macht keine großen Umschweife. "Was wisst ihr denn von einem Bauernhof" fragt er die Kinder. Die zählen munter auf: Kühe, Schweine, "einen Bulldog", ruft einer, Ställe, Getreide, Raps, Weizen, Mais.

"Viele Kinder auf dem Land sind in der Landwirtschaft gar nicht mehr so bewandert", sagt Lehrerin Maria Schick, die selbst bei ihrer Tante auf einem Bauernhof in Greding groß wurde. "Früher war das selbstverständlich, dass die Kinder sich mit dem Bauernhof auskannten."

Aus der Grundschulklasse sind zwei Kinder dabei, die noch einen Betrieb zu Hause haben. Auskennen tun sich trotzdem fast alle. Aus Weizen kann man Brötchen machen und Spaghetti, die Gerste wird verfüttert oder man bringt sie "zur Raiffeisen", wie der kleine Markus weiß. Lukas weiß sogar, dass man für die Rapsernte ein extra Schneidwerk am Mähdrescher braucht, weil Raps zu arg zusammenwächst.

Dass Gerste auch zum Bierbrauen nötig ist, weiß keiner. Selbst der dezente Hinweis mit zwei Bierflaschen auf dem Tisch führt sie nicht auf die richtige Spur. Auch die kleinen weißen Zuckerrüben, erst wenige Wochen alt, kann niemand identifizieren. Aber zumindest fällt den Grundschulkindern nach dem Hinweis "ihr wart doch schon mal im Kino" noch ein, was man aus Mais machen kann, das weiß, lecker und süß ist: "Popcorn", rufen sie im Chor.

"Die Kinder sind die Verbraucher von morgen", sagt Kreisbäuerin Anni Peipp. "Es ist wichtig, dass sie den Werdegang der Lebensmittel sehen, dass sie schmecken und erleben." Deswegen führen die Landfrauen bereits zum achten Mal diesen Schnupper- und Erlebnistag durch. Zwei Wochen dauert die Aktion, die in allen Orten des Landkreises stattfindet.

Die Familie Walther war schon oft dabei. Sie opfert gerne einmal einen Vormittag, um Kindergärten oder Schulen auf ihrem Hof herumzuführen. "Es wäre schon gut, wenn die Kinder wenigstens Grundkenntnisse hätten", sagt Markus Walter.

Inzwischen ist die Klasse am Stall mit den vier bis sechs Wochen alten Mastkälbern angelangt. Markus Walter schiebt die Tür auf und sofort drängen alle Kinder ans Gitter. Die Jungbullen verlieren auch bald ihre Scheu und schauen die Besucher neugierig an. "Es hat mich abgeschleckt", schreit Antonia und lacht. Drei der Kälber stammen von ihrer Familie, sie sind hier untergestellt. "Alle haben eine Ohrmarke", erklärt Markus Walter. Damit sind sie registriert, ihre Aufzucht kann elektronisch verfolgt werden. "Die sind jetzt eineinhalb Jahre bei mir", sagt Walter, "dann sind sie schlachtreif." Statt jetzt 60 Kilogramm wiegen die Bullen dann 750 Kilogramm. Die Tiere werden in Bernlohe geschlachtet und dann bei Tengelmann verkauft.

Im nächsten Stall stehen die größeren Bullen. "Iiiih, die stinken", ruft ein Junge und zieht sich sein T-Shirt über die Nase. Die Jungs stehen jetzt sowieso lieber in der Schlange zum Probesitzen vor dem riesigen Bulldog an. Der interessiert die Mädchen nicht. Sie streicheln lieber die Kühe.

"Wenn die Kinder bei uns sind, informieren sich auch die Eltern", sagt Xaver Walter, der Senior auf dem Hof. Der Wert der Landwirtschaft werde dadurch verstärkt. Die Landwirtschaft ernähre 95 Prozent der Bevölkerung, so Xaver Walter. "Und die haben Anspruch auf gesunde Nahrungsmittel." Die sind in der grünen Brotbox, die die Kinder nach einer Stunde mit zurück in die Schule nehmen. Franziska Walther hat noch eine Breze dazugelegt und eine Packung Spaghetti. Die werden ja bekanntlich aus Weizen gemacht.