Hilpoltstein
Dem Abstieg aus der 2. Bundesliga ganz nah

Hilpoltsteins Tischtennisasse können Klassenerhalt nach 0:6-Debakel gegen Bad Hamm nicht mehr aus eigener Kraft schaffen

31.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:27 Uhr
Komplett von der Rolle präsentierten sich Alexander Flemming und David Reitspies beim so wichtigen Heimspiel gegen den TC GW Bad Hamm. Die Beiden führen im Doppel schon mit 2:0-Sätzen und geben die Partie noch ab. Der Anfang vom Ende in diesem Heimspiel. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Schwarzes Wochenende für den TV Hilpoltstein, dessen Talfahrt ungebremst weiter geht. Nach der herben und womöglich folgenschweren 0:6-Heim-Klatsche gegen den TTC GW Bad Hamm und dem Punktgewinn des TTC Fulda-Maberzell II in Passau sind die TV-Tischtennisasse auf Abstiegsplatz neun abgestürzt.

Und schlimmer noch. Um den Klassenerhalt in der zweiten Tischtennis-Bundesliga doch noch zu schaffen, sind sie am letzten Spieltag auf die Mithilfe anderer Teams angewiesen. Ein Szenario, das der TVH unbedingt vermeiden wollte. Doch dafür hätte er im letzten Heimspiel der Saison (mindestens) einen Zähler gegen Bad Hamm benötigt. Ein ganz schweres Unterfangen gegen einen höchst unangenehmen Gegner. In Topbesetzung - so viel ist klar - gehört das Team aus dem Pott mit zum Besten, was die 2. Bundesliga derzeit zu bieten hat. Und Bad Hamm überließ in dieser richtungweisenden Begegnung nichts dem Zufall. Schon ein Blick auf die Hammer Aufstellung konnte einem Ehrfurcht einflößen: Frankreichs ehemaliger Weltklassemann Damien Eloi, der 16 Jahre junge Japaner Yukiya Uda - Nummer 88 der aktuellen Weltrangliste - dazu der deutsche Junioren-Nationalspieler Gerrit Engemann sowie Aufschlagspezialist Hermann Mühlbach sind ein hartes Brett für jeden Gegner.

Vor allem für Hilpoltstein, bei dem die 2:6-Pleite gegen Passau vor einer Woche offenbar Spuren hinterlassen hat. Und um es gleich vorwegzunehmen: Die Nerven spielten wieder nicht mit. Schon in den Doppeln nicht: Alexander Flemming und David Reispies brachten ein 9:6 nach einer 2:0-Satzführung nicht nach Hause. Und nebenan gaben Dennis Dickhardt und Francisco Sanchi einen 5:2-Vorspurng im entscheidenden Satz noch aus den Händen. Damit war die Partie im Prinzip schon entschieden.

Auch anschließend traten die Defizite deutlich zutage. David Reitspies spielte durchaus ansprechend, wie übrigens in der gesamten Saison. Dafür wurde der Tscheche auch vom Verband mit der WM-Teilnahme in Budapest belohnt. Doch nur gut spielen reichte nicht, schon gar nicht gegen einen Akteur wie Damien Eloi. Denn der nur 1,70 Meter kleine Franzose war für den Tschechen sportlich eine Nummer zu groß.

Völlig von der Rolle aber ist ausgerechnet der Mann, der das Team über die Jahre hinweg erfolgreich angeführt hatte: Alexander Flemming. Der Hilpoltsteiner Frontmann hat sich 2018 als Trainer selbstständig gemacht. Womöglich wird ihm gerade diese Tätigkeit sportlich zum Verhängnis, da bei der geringeren Intensität mit unterklassigen Spielpartnern die eigene Trainingshärte ein wenig auf der Strecke bleibt. Wie dem auch sei: Flemming wurde trotz einer 1:0-Satzführung von dem Japaner Uda regelrecht demontiert. Danach sackte der Kapitän förmlich in sich zusammen.
Das 0:4 zur Pause verhieß nichts Gutes, denn fortan ging es nur noch um die Höhe der Niederlage. Konnte Hilpoltstein wenigstens die "Höchststrafe" - das 0:6 - vermeiden? Doch weder Francisco Sanchi noch Dennis Dickhardt waren dazu in der Lage. Auch die Tischkante hatte kein Mitleid mit den Hilpoltsteinern. Nach zwei Stunden war der Spuk vorbei, das 0:6 bittere Realität. Auf diese Premiere hätten sie in der Burgstadt wohl gerne verzichtet, doch irgendwie hatte sich in diesem Tag alles verschworen. "Sport kann so grausam sein", konstatierte Hilpoltsteins sichtlich geknickter Team-Manager Bernd Beringer. "Das Glück war uns einfach nicht hold."

Aus eigener Kraft ist der Klassenerhalt nun nicht mehr zu stemmen. Theoretisch ist für die Hilpoltsteiner der Verbleib in der 2. Bundesliga aber noch möglich: Dafür müssten Fulda und/oder Passau verlieren und Hilpoltstein gleichzeitig beim Meisterschaftsaspiranten BV Borussia Dortmund gewinnen, wo Hilpoltstein noch nie verloren hat. "Wir kämpfen auf jeden Fall bis zum letzten Blutstropfen", gab Beringer Durchhalteparolen aus.

TV Hilpoltstein - TTC GW Bad Hamm 0:6 - Flemming/Reitspies - Eloi/Zeptner 2:3; Dickhardt/Sanchi - Engemann/Uda 2:3; Flemming - Uda 1:3; Reitspies - Eloi 1:3, Dickhardt - Mühlbach 1:3, Sanchi - Engemann 1:3.

Wolfgang Winkel