Deftiges mit feiner Ironie

11.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:03 Uhr

Neuburg (DK) Weiß-blaue Unterhaltung der Extraklasse erlebten am Samstag nahezu 500 Zuschauer in der Neuburger Parkhalle beim Gastspiel des Chiemgauer Volkstheaters.

Wenn zwei sich gegenüberstehen, von denen jeder meint, der andere wär der angekündigte Sommergast, dann ist für höchste Gaudi gesorgt. Umso mehr als jener Erwartete ein "nervöses" Leiden haben soll – "narrisch iss er" auf gut bayerisch. "So a achteckigs Rindviech", sagt Vinzenz Polsterer (Rupert Pointvogl) über Xaver Obermeier (Egon Biscan), der ihm kaum nachsteht im Erfinden wenig schmeichelhafter Bezeichnungen. Die Zuschauer lachen beinahe Tränen mit und über Publikumsliebling Egon Biscan, der der Rolle des aufs Kreuz gelegten Erbonkels seinen unvergleichlichen Stempel aufdrückt. Mal kratzbürstig–genervt den Doktor hinauskomplimentierend, mal allen Charme bei den Damen ausspielend, dann wieder listig und schlagfertig seinem Neffen Anton Ederinger (Andreas Kern), dem Titelhelden "Hallodri", entgegentretend – Biscans Mienenspiel ist einfach unschlagbar.

Konkurrenz macht ihm da Tom Kreß, der in der leider allzu kleinen Rolle des Kinobesitzers Johann Untermeier seinem komödiantischen Talent die Zügel schießen lässt. Ob bellender Hund, herunterfallender Topfdeckel oder Schützenfest – Kreß reagiert sofort mit nervösem Tick – und das vom Scheitel bis zur Schuhsohle, die es ihm auch noch hochbiegt.

Mit dem "Hallodri" von Peter Knarr bringt das Chiemgauer Volkstheater ein Erfolgsstück auf Tournee, das weit weniger vordergründig daherkommt als so manch anderes Stück dieses Genres. Verwechslungen ja, aber kaum der Liebe wegen, sondern aus purer Lust am trockenen Humor. Der Doktor (Jörn Hinrichs) ein "lästigs Wimmerl"? Da bleibt nur der Wunsch: "Hoffentlich werd i nie krank". Genau das aber schafft er beinahe, der Herr Doktor – redet er doch dem Xaver Obermeier ein, der (kranke) Johann Untermeier zu sein.

Zu dumm, dass der Wirt (Rupert Pointvogl), in dessen Rolle der Toni geschlüpft ist, zu früh aus München zurückkehrt, wo er eigentlich acht Tage im Gefängnis absitzen sollte. "Wein kaufen", entschuldigt ihn Ehefrau Eva (Michaela Heigenhauser). Da bricht das Kartenhaus aus Notlügen, das Toni dem Onkel gegenüber aufgebaut hat, zusammen. Aber was ein rechter Hallodri ist, der weiß auch das zu seinem Nutzen zu drehen – schließlich ist der Onkel selbst schuld, wenn er geizig auf seinem Geldsäckel sitzt.

Wohltuend unaffektiert spielt das gesamte Ensemble unter Regie von Biscan. Ob charmanter Leichtfuß Toni oder liebenswert-brave Kellnerin Leni (Cornelia Hammer), ob bodenständiger Hausknecht Sebastian (Christian Burghartswieser) oder versponnener Doktor Karl Moser (Jörn Hinrichs) – die Besetzung ist stimmig, die Chiemgauer überzeugen wieder einmal mit einem deftig-bayerischen Schmankerl, das dennoch nicht feiner Ironie und Hintersinns entbehrt.