Pfaffenhofen
Deftig, bissig, bayerisch

Rund 300 Gäste erleben beim zweiten Dellnhauser Gstanzlsingen ein Feuerwerk an Spontanität

09.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Ein Ensemble, das Spaß hatte und ebensolchen vermittelte. Im Vordergrund Eva-Maria Oberloher (von links), Magdalena Thumann, Marion Daschner und Sophie Knöferl, flankiert vom Weber Bene (links) und Erdäpfekraut (rechts). Im Hintergrund die Dellnhauser Musikanten. - Fotos: Steininger

Pfaffenhofen (PK) Deftiges Bayerisch und Humor satt kennzeichneten die zweite Auflage des Dellnhauser Gstanzlsingens am Freitagabend im Pfaffenhofener Stockerhof. So wie sich die zweite Veranstaltung präsentierte, ist die dritte Auflage im nächsten Jahr wohl unausweichlich.

"Schee, dass Ihr alle kemma seids!", freute sich Dellnhauser-Chef Michael Eberwein, als er von der Bühne auf den ausverkauften Saal im Stockerhof blickte. Tatsächlich hatten sich fast 300 Zuhörer eingefunden, um bei der zweiten Auflage des Dellnhauser Gstanzlsingens dabei zu sein. Wohl wissend, dass man durchaus zur Zielscheibe beißenden Humors werden kann, wenn das Auge der mit allen Wassern gewaschenen Gstanzlsänger auf die eigene Person trifft. Da hilft auch kein Wegducken, wenn man von Hubert Mittermeier alias Erdäpfekraut aus Rohr in Niederbayern oder vom Hochzeitslader Weber Bene aus Cham im Bayerischen Wald ins Visier genommen wird, von der Bühne aus oder beim Gang durch die Tischreihen. Die suchen sich ihre Opfer nach bewährten Kriterien aus: Glatzköpfe sind ebenso gefährdet wie Handynutzer während der Vorstellung, auffälliges Outfit wird bespöttelt oder tiefe Dirndlausschnitte kommentiert: "Entweder du machst zua oder du kimmst dro" sagt der Erdäpfekraut scherzhaft zu einer Dirndlträgerin, deren Dekollete von der Bühne aus tiefe Einblicke bietet. Damit ist die Richtung gleich vorgegeben: Etwas derb, herzhaft, bissig und voll bodenständigen Humors, eher nichts für Feingeister oder zartbesaitete Gemüter. Grundvoraussetzung allerdings sind eingehende Kenntnisse der bayerischen Sprache, ohne die man manchen Wortwitz gar nicht erst versteht. Dabei spielt es auch keine Rolle, dass das Versmaß oft nicht eingehalten wird, auf den Inhalt kommt es an. Das trifft auch zu auf den Weber Bene, einen Hochzeitslader par excellence, ebenso urwüchsig wie sein Pendant und auch ebenso spontan.

Natürlich haben die Gstanzlsänger bestimmte Standardtexte in petto, die auf jedes Publikum zutreffen, trotzdem aber müssen sie passende Reime aus dem Stegreif schmieden, wenn es sich anbietet. Das macht den guten Gstanzlsänger aus, und das beherrschen beide aus dem Effeff. "Humor ist, wenn man trotzdem lacht" gilt für die Opfer, die zur Zielscheibe werden, und dass Schadenfreude die größte Freude ist, kann man am Gelächter des Publikums unschwer nachvollziehen. Aber ernst nimmt das keiner, beleidigt ist auch niemand und die Stimmung ist prächtig, vom ersten Gstanzl an. Dafür sorgen nicht zuletzt die Dellnhauser Musikanten, alles Garanten für beste bayerische Volksmusik, die jedes Verserl musikalisch begleiten und die auch sonst für volksfestartige Atmosphäre sorgen.

Und nicht zuletzt die launige Moderation von Eva Maria Oberloher, eigentlich Lehrerin von Beruf, die für die Übergänge zuständig ist, wenn sie zum Beispiel die "Hanghena" ankündigt. Magdalena Thumann, Marion Daschner und Sophie Knöferl heißen die drei Holledauer Mädels, die frisch-fröhlich in der Kurz'n die Bühne entern und bayerisches Musikkabarett bieten. Das hat manche Längen in den Wortbeiträgen, strafferes Tempo und etwas weniger wäre da manchmal mehr. Aber wenn's musikalisch wird, glänzen die drei mit witzigen, teils ironischen Texten und dreistimmigem Gesang mit Titeln wie "Depperte Kuah" oder "Mordspartie". Umjubelter Höhepunkt aber ist die Coverversion von Spider Murphy's "Pfüati Gott Elisabeth". "Pfüat eich Gott, ihr lieben Leit", singen sie, und die Zuhörer singen begeistert mit.

Dann aber folgt der Gstanzlwettstreit der eigentlichen Protagonisten: Ein Feuerwerk an Spontanität und bissigem Humor, bei dem sich der Erdäpfekraut und der Weber Bene gegenseitig auf den Arm nehmen, zur Gaudi des Publikums. Als am Ende die Dellnhauser mit dem Radetzkymarsch die Veranstaltung krönen, steht bei vielen Zuhörern endgültig der Entschluss fest, sich im nächsten Jahr frühzeitig die Eintrittskarten zu sichern.