Ja,
DauerhaftesFasten

22.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:39 Uhr

Ja, die Fastenzeit - eine Zeit der Enthaltung, der Buße und des Leidens. Christen in aller Welt üben sich im Verzicht, praktizieren "Facebookfasten", essen keine Süßigkeiten, meiden Alkohol und sonstige sündige Freuden.

Und das, wie einst Jesus in der Wüste, ganze 40 Tage lang. Von Aschermittwoch bis Karsamstag. Respekt. Aber als Eichstätter kann man darüber nur müde lächeln! Denn wir hier in unserer schönen Bischofsstadt, wir sind Hardcore-Katholiken. Wir fasten und leiden 365 Tage im Jahr! Das wurde uns jüngst sogar von einem Finanzexperten des Bayerischen Städtetags bescheinigt: Eichstätt leide unter einer "dauerhaften strukturellen Härte", erklärte dieser den Stadträten.

Strukturelle Härte ist aber beileibe nicht das Einzige, unter dem Eichstätt dauerhaft leidet! Das Wehklagen höre sogar ich hier oben auf der Burg, es ist wie ein Tinnitus, der immer ein leises Hintergrundrauschen zu den Klängen des städtischen Lebens bietet. Die Eichstätter leiden unter ständiger Parkplatznot und den sich daraus ergebenden endlos langen Wegen zum Einkaufsbummel. Sie leiden unter schlechter Internetverbindung und fehlendem Handyempfang. Sie leiden unter Baustellen, die den Verkehr in der Innenstadt (und bald auch auf der B13) quasi zum Erliegen bringen und die Einzelhändler in Existenznot. Und erst der schlechte Zustand der Straßen, auf denen noch nicht gebaut wird! Eine wahre Selbstgeißelung ist es zum Beispiel, mit einem Zweirad über den Residenzplatz zu rumpeln. Unter Finanznot leidet inzwischen nicht nur die Stadt, sondern sogar die Diözese! Gut, dafür wird wohl der ein oder andere Buße tun müssen, wie man so hört. Aber auch, wenn es ein Zuviel statt einem Zuwenig gibt, ist das Leid groß: Die Eichstätter leiden unter einem derartigen Kinderüberschuss, dass es zu Engpässen bei den Betreuungsplätzen kommt. Ob da nicht eine andere Form der Enthaltung gut täte?

Mit Enthaltung kennen zumindest meine Veteranen und ich uns bestens aus, seit 300 Jahren leben wir in einer kalten und zugigen Männer-WG. Wir leben also eine dauerhafte Fastenzeit und ja, wir leiden auch manchmal unter einer gewissen strukturellen Härte. Daher haben wir eine bewährte Überlebensstrategie für Zeiten des Mangels entwickelt: Sexy Hofmühlbier, der Besuch des einen oder anderen Bockbierfestes und auch eine Tour zu den Steckerlfischessen der Region rettet einen durch die längste Fastenzeit. Probieren Sie es ruhig einmal selbst aus.

Nicht verzagen!

Ihr Schlossleutnant

Lorenz Krach