Kösching
Daten aus dem All für den Acker

AGRAR Stephan Nunner verlässt sich bei der Arbeit auf dem Feld nicht auf sein Auge, sondern auf GPS-Daten. Die Technologisierung der Landwirtschaft verringert unter anderem den Einsatz von Düngemitteln.

11.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr
Stephan Nunner die Fahrspur seines Schleppers exakt einhalten und verschiedene Arbeitsgänge besser und effizienter steuern. −Foto: Schöberl, Wolfgang, Kösching (Schöberl)

Die Digitalisierung in den Arbeitsprozessen hat auch viele Bereiche der Landwirtschaft erreicht. Vorteile in ökologischer und ökonomischer Hinsicht bringen beispielsweise GPS-Daten-gestützte Spurführungssysteme. Diese Steuergeräte können in bereits vorhandenen Traktoren nachgerüstet werden, neue Schlepper sind oft schon standardmäßig mit dieser Technik ausgestattet.

Landwirt Stephan Nunner aus Kösching etwa setzt in seinem Betrieb diese Technik ein und ist von den Vorteilen überzeugt. Mittels eines GPS-Empfängers wird über einen in der Fahrerkabine eingesteckten Tablet-Computer beim Überfahren eines Ackers immer die aktuelle Fahrzeugposition angezeigt. „Das ermöglicht mir, Überlappungen bei der Arbeit mit Schlepper-Anbaugeräten zu vermeiden.“ Zur korrekten Fahrspurberechnung benötigt das System zusätzlich noch die Arbeitsbreite des Anbaugerätes.
„Die Positionsbestimmung mittels GPS funktioniert auf etwa 30 Zentimeter genau“, erklärt Stephan Nunner. „Diese Toleranz ist zwar bei der Ausbringung von Mineraldünger mit dem Düngestreuer hinnehmbar, nicht aber bei der Aussaat und anderen Feldarbeiten, wo es um Toleranzen von ein bis zwei Zentimetern geht“, ergänzt er. Diese geringen Toleranzwerte werden über die sogenannten RTK-Daten (Real Time Cinematic) erreicht.

Dabei wird durch gleichzeitige Auswertung von Empfangsdaten mehrerer GPS-Satelliten permanent die genaue Schlepperposition errechnet und live an ein Empfangsmodul in der Fahrerkabine gesendet. Private Firmen und auch Maschinengemeinschaften oder Maschinenringe bieten mittlerweile die RTK-Datenberechnung und deren Upload als Dienstleistung an.
Diese Technik nutzt Nunner in seinen Maschinen noch für weitere Zwecke. Bei der Mulchsaat im Frühjahr erfolgt die Saatkornablage zum Beispiel bei Zuckerrüben fast immer in die im Herbst des Vorjahres ausgebrachte und im Winter gefrorene Gründüngungsmasse. „Mit bloßem Auge sehe ich im Schlepper gar nicht, wo ich zuletzt gefahren bin. Da ist die RTK-gestützte Spurpositionierung eine sehr große Hilfe“, sagt Nunner. Auch beim Wenden der Maschine erspart er sich unnötiges Rangieren. Es wird exakt jede zweite Maschinenbreite – abgestimmt auf den Wenderadius seines Schleppers – befahren, danach folgt die Aussaat in den Zwischenreihen.

Mittels der RTK-Positionsbestimmung optimiert der Köschinger auch die Düngung auf seinen Feldern. Alle vier Jahre lässt er durch einen Dienstleister von jedem Ackerschlag mehrere Bodenproben entnehmen. Diese werden auf ihren Nährstoffgehalt untersucht, die ermittelten Kennzahlen ordnet er den Feldern seines Betriebes zu. Mittels der digitalen Positionsbestimmung während der Probennahme weiß er später, wo seine Felder mit Nährstoffen ausreichend oder unterversorgt sind. Diese Daten überträgt er auf sein Tablet, das er in der Arbeitsstation im Schlepper einstecken kann. Die Software steuert den am Schlepper angebauten Düngerstreuer und reguliert beim Überfahren des Ackers automatisch die auszubringende Menge an Phosphor, Kali oder Stickstoff – exakt abgestimmt auf die angebaute Ackerfrucht.

Auch Josef Fuchs, der in Kösching einen Ackerbaubetrieb betreibt, schätzt diese Technik. Da der Einbau von GPS- und RTK-gestützten Systemen nicht ganz billig ist, sieht er durchaus Potenzial für den Einsatz bei überbetrieblichen Maschinengemeinschaften. Der Geschäftsführer des Maschinenrings Ingolstadt/Eichstätt, Andreas Kügel, betont ebenfalls die Vorteile der neuen Technik. Seit drei Jahren betreibe der Maschinenring daher bereits eine eigene Anlage, in der den landwirtschaftlichen Betrieben das RTK-Signal per Funk- oder Mobiltelefonempfang gegen geringes Entgelt angeboten wird, sagt er. Im Rahmen des „Digitalisierungspakt Bayern“ wird den Landwirten seit Oktober 2017 das RTK-Signal der Vermessungsämter zudem beinahe kostenlos zur Verfügung gestellt – für nur 50 Euro für drei Jahre.