Lohwinden
Das Wunder vom stummen Hirten

Lohwindener Wallfahrt geht zurück auf eine Heilung vor 350 Jahren Jubiläum wird groß gefeiert

06.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:43 Uhr

Foto: Karin Trouboukis

Lohwinden (WZ) Sie ist ein besonderer Ort. Die Lohwindener Kirche ist mehr als ein gefragtes Fotomotiv, sie ist Zentrum einer Wallfahrt, die auf eine wundersame Heilung vor 350 Jahren zurückgeht. Zum Jubiläum kommen Bischof Rudolf Voderholzer und auch Finanzminister Markus Söder in das 80-Seelen-Dorf.

Die kleine Kirche ist umringt von Hopfengärten und Spargelfeldern. Eingebettet zwischen viel Grün reckt sich der schmucke Turm des weiß-grauen Kirchleins stolz in die Höhe in der Talsenke zwischen dem Bahnerberg und dem Wolnzacher Lehrpfad. Oft sticht die Kirche Profifotografen ins Auge, war schon Motiv für Brauereiposter oder Prospekte über die Hallertau. Doch ihre hübsche Optik ist nur die Hülle für eine der bedeutendsten und heute noch aktiven Wallfahrten der Umgebung: Regelmäßig strömen Pilgergruppen nach Lohwinden, drücken sich auf die engen Holzbänke und beten um die Fürsprache der Jungfrau Maria.

Sie tun das in Anlehnung an ein Wunder, das aus dem Jahr 1666 überliefert ist: Ein stummer Hirte aus dem Salzburger Land stand im Dienste des Bauern Martin Schwegler. Vor einer Muttergottesfigur, die mitten in den Fluren von Lohwinden stand, verrichtete er täglich sein stummes Gebet und hielt stille Andacht. Bis er eines Tages beim Beten des "Ave Maria" wieder sprechen konnte - allerdings nicht Dialekt, sondern reinstes Hochdeutsch. Die Kunde vom Wunder verbreitete sich in Windeseile, Gläubige strömten zum Muttergottesbild. 1679 begann man schließlich mit dem Bau einer Kapelle, dem heutigen Chor der Wallfahrtskirche, Anfang des 18. Jahrhunderts entstanden Langhaus und Turm.

350 Jahre Lohwindener Wallfahrt - das Jubiläum steht im Mittelpunkt einer Festwoche, die am 27. Juni beginnt: Von Montag bis Freitag ist um 21 Uhr jeden Abend Marienlob, gestaltet von einem Chor der Umgebung, die geistliche Vorbereitung also für den Sonntag. Denn der eigentliche Festakt findet am 3. Juli statt, einem Tag, an dem Geistliches und Weltliches miteinander verschmelzen sollen. Das wünscht sich Pfarrer Przemyslaw Nowak, wenn er sagt: "Ich lade dazu natürlich alle Gläubigen ein, aber vor allem auch die Menschen, die auf der Suche sind." Die Lohwindener Wallfahrt sei "eine Perle", die so viel zu geben habe - und die es wert sei, erlebt zu werden.

Geistliches und Weltliches - das spiegelt sich auch in der Liste der Gäste, die ihr Kommen bereits zugesagt haben: Das Pontifikalamt wird Diözesanbischof Rudolf Voderholzer zelebrieren. "Er ist der erste Diözesanbischof überhaupt, der Lohwinden besucht", freut sich Pfarrer Nowak. Ganz aktuell hat auch der bayerische Finanzminister Markus Söder (CSU) sein Kommen versprochen. Auch er wolle die Lohwindener Wallfahrt erleben und werde beim Festakt auch ein Grußwort sprechen, so der lokale Landtagsabgeordnete Karl Straub (CSU) gestern gegenüber unserer Zeitung. Gefeiert wird der Festgottesdienst aber nicht in der Kirche - die wäre für die vielen erwarteten Gäste viel zu klein. Vielmehr wird im Hof der Familie Huber ein großes Festzelt aufgestellt - für den Gottesdienst und die weltliche Feier. Komplett abgeriegelt wird der Ort an diesem Tag für den Verkehr, ein Shuttledienst wird eingerichtet. Auch Klaus Nöscher wird sein Auto in der Garage lassen. Der Lohwindener Kirchenpfleger ist einer der 80 Bewohner von Lohwinden und eng mit der Wallfahrt verbunden. "Es ist eine reine Volkswallfahrt" weiß er; also eine, für die sich die Menschen aus ganz persönlichen Gründen entschieden haben. Viele von ihnen kommen regelmäßig, manche seit Generationen: Wallfahrergruppen aus Wolnzach, Niederlauterbach, Rohrbach, Gundamsried, Waal oder Scheyern - laut Überlieferung kamen die Scheyrer mit 109 Pferden - waren die ersten vor über 300 Jahren. Etliche Pilger haben sich oder ihre Anliegen in der kleinen Kirche verewigt. "Maria hat geholfen" steht auf zahlreichen Votivtafeln. "Wie damals, so geschehen auch heute noch Wunder hier", ist Pfarrer Nowak überzeugt. "Vielleicht sind sie nicht ganz so spektakulär, aber es gibt sie." Da ist auch Kirchenpfleger Klaus Nöscher ganz sicher. "Das hier ist ein echter Kraftort für viele", weiß er. Die Muttergottes halte ihre Hand über Lohwinden, das zeige sich immer wieder. Ein Beispiel: Der Blitz schlug 1995 in die Wallfahrtskirche ein, zerstörte die Elektroinstallation. "Ein Wunder", sagt Klaus Nöscher, "dass damals nicht der ganze Dachstuhl abgebrannt ist".