Gerolsbach
Das Wort trifft die Kunst

Anja Ott zeigt in der Gerolsbacher Kunstschule Pennello, auf was es bei der Kalligrafie ankommt

18.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:57 Uhr
Anja-Viktoria Ott (rechts) zeigt noch einmal ganz genau, worauf es bei der Unziale ankommt. −Foto: Foto: Böhm

Gerolsbach (PK) Die Kalligrafie zu meistern, ist gar nicht leicht. Das lernten die Teilnehmer eines Workshops bei Anja Ott in der Kunstschule Pennello in Gerolsbach ziemlich schnell.

"Etwas runder der ganze Buchstabe und dafür die Unterlänge nicht so weit", korrigiert Anja Ott, und gleich entsteht eine neue Reihe von Buchstaben auf dem Übungsblatt der Workshop-Teilnehmerin. Die "Unziale" steht an diesem Tag bei Pennello auf dem Programm, eine reine Großbuchstabeschrift aus dem fünften und sechsten Jahrhundert. Üben und immer wieder üben gehört in der Kalligrafie einfach dazu.

Das kann ganz schön anstrengend sein. Doch nur durch die Wiederholungen und durch das Achten auf die Details wie Buchstabenbreite und -neigung, Rundungen, nur durch das Halten der Feder im richtigen Winkel entsteht das gleichmäßige Schriftbild, an dem man sich dann im fertigen Werk erfreuen kann. Im April fand der Pennello-Workshop "Wort und Kunst" in Lichthausen statt, geleitet von Anja-Viktoria Ott, die sich seit vielen Jahren mit Kalligrafie beschäftigt und derzeit im Gerolsbacher Rathaus auch einige ihrer Werke ausstellt.

Seit ihrem Studium in Eichstätt ist das künstlerische Gestalten ein wichtiger Teil von ihr, einerseits in ihrer Tätigkeit als Lehrerin für Kunst, Werken und Deutsch, andererseits in ihrer Arbeit als Künstlerin. Bei Pennello, der Gerolsbacher Kunstschule gibt sie schon seit Längerem verschiedene Kurse. Dort arbeitet sie viel mit Jugendlichen, die Schriftbilder gestalten und sogar kleinere Buchbindearbeiten erstellen. Doch neben den bereits bewährten Themen wie Acryl- und Mischtechnik, Materialmix, Holzarbeiten, abstraktes Arbeiten, findet das Thema Kalligrafie mehr und mehr seinen Platz bei den Pennello-Kursen.

Und bei Ott müssen es sowieso immer wieder Buchstaben und Schriftzeichen sein, ganz gleich ob beim Malen auf Leinwand, in der Drucktechnik oder gar bei Holzskulpturen. Auch in diesem Pennello-Workshop ist ihr die Verbindung von traditioneller Schrift mit modernen Elementen bis hin zu einer abstrahierenden Bildkomposition wichtig. Und sie findet den schmalen Grat zwischen Anleitung und dem Geschehen-Lassen dessen, was in den Köpfen der Teilnehmer schlummert und vielleicht nicht immer gleich heraus findet.

Der eine möchte lieber Grußkarten gestalten, der andere eher Bilder. Und im Laufe des Tages wird schnell klar, dass das korrekte Schreiben der altertümlichen Buchstaben nur ein Teil des Ganzen ist. Denn mit Tusche und Tinte lassen sich noch viele andere Effekte erzielen, ineinander laufende Buchstaben, mit Holz gezogene Linien, geschrieben mit Wasser und später eingefärbt. "Sucht euch das Wort, das Euch am wichtigsten ist", rät Ott, "und hebt es deutlich hervor."

Manch einer sitzt zunächst ratlos vor dem unbeschriebenen Papier, doch am Abend gehen die Teilnehmer mit ihren neuen Werken, vielseitigen neuen Eindrücken und Anregungen für das weitere Arbeiten nach Hause.

Sibylle Böhm