Ingolstadt
"Das wird sehr emotional"

"Bomber" Moritz Hartmann wird vor dem Spiel gegen Kaiserslautern vom FCI verabschiedet

11.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:25 Uhr
Eine FCI-Ikone sagt "Servus": Moritz Hartmann läuft am Sonntag letztmals für die Schanzer auf. −Foto: Weigel/dpa

Ingolstadt (DK) Im letzten Saisonspiel des FC Ingolstadt gegen den 1. FC Kaiserslautern (Sonntag, 15.30 Uhr) im Audi-Sportpark wird der Fußball eher zur Nebensache. Schließlich werden gleich fünf Spieler von den Schanzern verabschiedet, darunter eine Vereinsikone: "Bomber" Moritz Hartmann.

Auf 219 Einsätze und 58 Tore im Profi-Team der Ingolstädter kann der 31-jährige Stürmer zurückblicken. Seit 2009 prägte er den Weg des FCI von der 3. Liga in die Bundesliga entscheidend mit. Entsprechend nahe geht dem Rekordtorjäger in der Schanzer Vereinsgeschichte der Abschied. "Es fühlt sich komisch an. Es wird bestimmt sehr emotional für mich", sagt Hartmann im Hinblick auf Sonntag mit gemischten Gefühlen. "Ich habe ja schon einige Spieler gehen sehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie das sein wird. So eine Situation habe ich selbst noch nicht erlebt", meint der ehemalige Kölner, der längst in Ingolstadt sesshaft geworden ist. Den letzten Beweis liefert er am kommenden Freitag. Dann nämlich heiratet er seine langjährige Lebensgefährtin Anna. Auch Tochter Maja kam vor 16 Monaten in der Schanz zur Welt.

Kapitän Marvin Matip, acht Jahre lang Weggefährte des "Bombers", widmete ihm in einem sozialen Netzwerk bereits persönliche, einfühlsame Abschiedsworte. "Wir haben zusammen gekämpft, viel gelacht, gestritten, gefeiert, aber auch bitter gemeinsam geweint. Was entstand, war eine tiefe Freundschaft, die weiter bestehen wird", schreibt Matip. Auch Trainer Stefan Leitl, der sich seinem ehemaligen Mitspieler besonders verbunden fühlt und ihm deshalb die Mitteilung, dass es für Hartmann im Verein nicht weitergeht, nicht überbringen wollte ("Das habe ich weitergeschoben"), würdigt die Verdienste des Torjägers. "Er hatte nach seiner langen Leidenszeit den Ehrgeiz, sich zurückzukämpfen, und er hat gezeigt, dass er in dieser Manschaft spielen kann. Aber seinem persönlichen Anspruch, immer zu spielen, können wir bei unserer Konkurrenzsituation nicht mehr gerecht werden", meint Leitl und wünscht ihm viel Glück bei der Wahl seines neuen Klubs. "Ich glaube, dass er einen guten Verein finden wird, wo er noch zwei, drei Jahre spielen kann." Wo seine Zukunft liegt, ist aber selbst für Hartmann noch unklar, obwohl der Abschied für ihn nicht so überraschend kam. "Ich habe es schon kommen sehen, weil ich zuletzt wenige Einsätze hatte, das war nach dem Bielefeld-Spiel wie abgeschnitten. Aber es ist noch einmal etwas anderes, wenn jemand vor einem sitzt, und sagt, dass es nicht weitergeht", sagt Hartmann mit spürbarer Enttäuschung. Doch Hartmann, der sich beim FCI nach teils gravierenden verletzungsbedingten Rückschlägen immer wieder zurückkämpfte, wäre nicht Hartmann, wenn er nicht weiterhin kämpferisch bliebe. "Ich will auf alle Fälle weiter spielen, so hoch es geht", meint er.

Mit Hartmann werden vor der Partie gegen die "Roten Teufel" auch Patrick Ebert, Alfredo Morales, Tobias Levels und Stefan Lex verabschiedet. Auch für Letzteren, der vor fast genau drei Jahren beim 2:1-Sieg gegen RB Leipzig die Schanzer in die Bundesliga schoss, ein besonderer Moment. "Ich habe in den viereinhalb Jahren alle Facetten des Profisports kennengelernt. Ich kam als praktisch völlig unbekannter Spieler , und dann wurde nach dem Aufstiegstor von den Fans ein eigenes Lied für mich im Stadion gesungen. Das ist schon Wahnsinn", sagt Lex, der insgesamt 84 Profi-Einsätze bestritt und in der Aufstiegssaison 2014/2015 mit neun Treffern bester Torschütze der Schanzer war. Auch Alfredo Morales (149 Spiele, 10 Tore seit 2013) und Tobias Levels (73 Spiele, 2 Tore seit 2014) waren jahrelang für die Schanzer im Einsatz.

Rücksicht darauf wird Trainer Stefan Leitl allerdings nicht nehmen. Ihm ist die Endplatzierung wichtig. "Wir wollen die bestmögliche Platzierung erreichen, sagt der 40-Jährige, der dem Heimpublikum im Hinblick auf die neue Saison mit einem positiven Erlebnis in Erinnerung bleiben will. "Wir gehen sehr konzentriert in die Partie und nehmen sie auch ernst. Wir haben es dieses Jahr nicht so oft geschafft, unsere Zuschauer zu Hause mit sehenswertem Fußball zu verwöhnen, deshalb sind wir da in der Schuld und wollen uns ordentlich verabschieden", kündigt Leitl offensivfreudige Schanzer an. Klar, dass dann auch der "Bomber" nochmals ein Thema sein wird und zu seinem 220. Einsatz im FCI-Trikot kommt. Wenn es für ihn dann noch zu einem Treffer reichen sollte, wäre Moritz Hartmanns Abschiedsvorstellung perfekt.