Ingolstadt
„Das wird komisch“

Laurin Braun trifft heute mit dem ERC erstmals auf seinen Heimatklub Berlin und Kumpel André Rankel

27.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:26 Uhr
Laurin Braun −Foto: Johannes Traub

Ingolstadt/Berlin (DK) Wenn der ERC Ingolstadt am Donnerstagabend (19.30 Uhr, Saturn-Arena) die Eisbären Berlin empfängt, wird es für Laurin Braun eine ganz spezielle Partie sein.

Der 26 Jahre alte Angreifer trifft schließlich zum ersten Mal in seiner Karriere auf seinen Jugendklub, für den er zwischen 2005 und 2017 die Schlittschuhe schnürte und insgesamt viermal den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gewann. Vor dem Aufeinandertreffen sprachen wir mit Braun und André Rankel von den Eisbären Berlin über die ungewohnte Situation, dass sich die beiden Freunde erstmals gegenüberstehen werden.

Herr Braun, wie viele Sprüche haben Sie sich von Ihrem ehemaligen Teamkameraden schon anhören müssen?

Laurin Braun: (lacht) Bis jetzt noch gar keinen. Es ist alles sehr ruhig, das wundert mich eigentlich von André . . .

André Rankel: . . . „Lolle“ wird immer nervös, wenn man ihn unter Druck setzt. Das wollte ich ihm ersparen (beide lachen).

 

Herr Braun, Sie treffen zum ersten Mal in Ihrer Karriere auf Ihren Heimatklub. Wie fühlt sich das an?

Braun: Das sind schon gemischte Gefühle und wird komisch. Auf der einen Seite ist es natürlich schön, dass man seine Freunde wie André mal wiedersieht. Auf der anderen Seite ist es ungewohnt, weil ich eben gegen sie spielen muss.

 

Herr Rankel, wie geht es Ihnen, Laurin Braun nach zig Jahren bei den Eisbären in einem anderen Trikot zu sehen?

Rankel: Das ist natürlich erst mal komisch. Grundsätzlich freue ich mich aber für ihn, dass er sich in Ingolstadt wohlfühlt und gut spielt. Aber es ist auch klar, dass wir uns beim Spiel das eine oder andere Wortduell auf dem Eis liefern werden.

 

Sie haben gemeinsam mit Berlin viermal die deutsche Meisterschaft gewonnen und den Großteil Ihrer Profikarriere zusammen verbracht. Wenn Sie den anderen beschreiben müssten, was fällt Ihnen ein?

Braun: Ich würde André wie mich beschreiben. Er beißt, spielt hart – ist aber auch zwei Köpfe größer als ich und deshalb ist sein Schuss auch härter (lacht). Darauf müssen wir auf alle Fälle aufpassen.

Rankel: „Lolle“ war bei uns immer der Pitbull. Sobald er aufs Eis ging, kannte er kein Halten mehr. Er arbeitet extrem hart und gibt immer alles fürs Team. Deshalb war er für uns sehr wichtig. Und: Schießen kann er jetzt auch nicht so schlecht, wie er eben meinte.

 

Laurin Braun genießt bei den Fans schon nach wenigen Spieltagen große Beliebtheit. Hätten Sie ihm diese schnelle Integration zugetraut, Herr Rankel?

Rankel: Ja, definitiv. Ich habe ihm das nicht nur auf dem Eis zugetraut, weil er einfach die Voraussetzungen hat, um ein guter Eishockeyspieler zu sein. Auch abseits des Eises ist er immer offen, ehrlich und für einen lockeren Spruch gut. Es freut mich, dass es so schnell geklappt hat, aber ich habe nie daran gezweifelt.

Kommen wir zum Sportlichen: Ingolstadt und Berlin sind mit vier Siegen aus sechs Spielen vielversprechend in die Saison gestartet. Wie zufrieden sind Sie damit?

Braun: Ich bin super zufrieden. Die beiden Freitagsspiele (2:4 gegen Straubing und 3:5 gegen Krefeld, d. Red.) , die wir hergeschenkt haben, waren natürlich nicht gut. Aber wir haben uns gesteigert und stellen mit zwölf Gegentoren die beste Defensive der Liga. So kann es weitergehen.

Rankel: Wir können mit den Punkten zufrieden sein, die wir geholt haben. Wir können aber noch weitaus besser spielen.

 

Wo sehen Sie noch Potenzial?

Rankel: Wir haben viele Neuzugänge. Dass alle Abläufe noch nicht optimal klappen, ist dann auch normal. Wir wollen in den nächsten Spielen noch kompakter spielen.

 

Zwei Neuzugänge kamen vom ERC: Thomas Oppenheimer und Martin Buchwieser. Wie ist Ihr Eindruck von beiden?

Rankel: Sie sind zwei von vielen Neuen. Nicht nur sie beide haben sich gut integriert. Das sieht man auch an unserem Tabellenstand. Wir freuen uns, dass wir sie haben.

 

Wirft man einen Blick auf die Statistiken, trennen beide Teams nur Kleinigkeiten. Worauf wird es im direkten Duell ankommen?

Braun: Genau auf diese Kleinigkeiten. Wer bringt die Scheibe schneller und öfter aus der eigenen Zone, ohne sie zu vertändeln? Wer schafft es, sein System durchzuziehen? Wer macht weniger Fehler?

Rankel: Es wird wichtig sein, von Anfang an dagegenzuhalten. Es ist in Ingolstadt schon so, dass sie in der Anfangsphase immer sehr stark sind.

 

Abschließend darf eine Frage natürlich nicht fehlen: Wie geht das Duell aus?

Braun: (lacht) Es wird knapp, aber ich will natürlich gewinnen. Ich tippe auf ein 3:2.

Rankel: Ich tippe ungern auf ein Ergebnis. Wir wollen wie in jedem Spiel drei Punkte holen. Ob es ein 5:3 oder 1:0 wird, ist mir völlig egal.

Braun: Solange du nicht triffst, André, bleiben wir auch Freunde (lacht).

Rankel: Solange wir gewinnen, ist alles in Ordnung (lacht).

 

Das Gespräch führte

Julian Schultz.

ERC INGOLSTADT IN KÜRZE

Personal: Durch die verletzungsbedingten Ausfälle von Angreifer Brett Olson und Verteidiger Benedikt Schopper ist Trainer Tommy Samuelsson gegen Berlin zu Umstellungen gezwungen. Für Schopper wird erstmals in dieser Saison Simon Schütz zum Einsatz kommen, im Angriff bleibt einzig die Reihe John Laliberte, Brandon Buck und Greg Mauldin unverändert. Top-Torschütze Thomas Greilinger stürmt an der Seite von Petr Taticek und Mike Collins. Zudem bilden Laurin Braun, Darin Olver und Kael Mouillierat sowie Dennis Swinnen, Jacob Berglund und David Elsner eine Formation. Im Tor dürfte Timo Pielmeier nach seinen starken Leistungen am Wochenende den Vorzug vor Jochen Reimer erhalten.

 

Gegner: Mit Thomas Oppenheimer und Martin Buchwieser stehen zwei ehemalige Ingolstädter in Diensten der Eisbären Berlin. Vor allem Oppenheimer startete ordentlich in die neue Saison, der Angreifer liegt mit fünf Punkten (zwei Tore/drei Vorlagen) in der internen Topscorer-Liste auf dem zweiten Rang. Fehlen werden Constantin Braun (Depressionen) und Frank Hördler (Zerrung). Im Tor soll Berlins Nummer zwei, Marvin Cüpper, zum Einsatz kommen.

 

Bruderduell: Ingolstadts Darin Olver (32) trifft heute zum ersten Mal in seiner Profikarriere auf seinen drei Jahre jüngeren Bruder Mark Olver (29) in Diensten der Berliner. Vor zwei Jahren spielten die beiden Deutsch-Kanadier noch gemeinsam für die Eisbären. „Mit Darin zu spielen war ein Spaß. Gegen ihn zu spielen wird auch einer“, so Mark Olver in der „Berliner Morgenpost“. | szj