Das Weihnachtswunder von Erlangen: Leon ist wieder der gleiche Wirbelwind wie früher

25.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:17 Uhr
Überglücklich: Leon wird von Arzt Philipp Bornschlegl untersucht. Seine Mama Sandra hält ihn im Arm. Leon war vor Weihnachten in den Main-Donau-Kanal gestürzt und lag im Koma. −Foto: Pelke

Erlangen (DK) Dass der sechsjährige Leon heute wieder lachen kann, bezeichnen die Ärzte der Erlanger Kinderklinik als Wunder. Am Montag bedankten sich die überglücklichen Eltern gemeinsam mit ihrem gesunden Jungen bei allen Rettern, Ärzten und Pflegekräften in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Erlangen. Kurz vor Weihnachten wäre Leon beinahe im eiskalten Main-Donau-Kanal ertrunken.

Kurz vor Weihnachten war Leon beim Spielen in den eiskalten Main-Donau-Kanal gefallen. Erst nach quälend langen Minuten kann der verzweifelte Vater den untergegangen Jungen aus den trüben Fluten fischen. Die Ärzte kämpfen tagelang um Leons Leben. Am Heiligabend geschieht das „Weihnachtswunder von Erlangen“: Leon öffnete nach vier Tagen im Koma zum ersten Mal kurz die Augen. Am ersten Weihnachtsfeiertag wacht Leon vor den Augen der Eltern auf. „Hallo Mama, hallo Papa!“ seien seine ersten Worte gewesen.

Heute kann Leon schon wieder in die Schule gehen. Ohne bleibende Schäden hat der Erstklässler den Unfall überstanden. „Leon ist wieder derselbe Wirbelwind wie früher“, freuen sich Sandra und Marcus Jannar heute. Die Eltern erinnern sich dabei noch ganz genau an den „schlimmsten Tag in unserem Leben“.

Das Drama begann am frühen Sonntagnachmittag des vierten Advents. Der kleine Leon soll mit seinem gleichaltrigen Freund die kurze Streck entlang des Main-Donau-Kanals zum Schrebergarten der Eltern im Fürther Stadtteil Vach laufen. Plötzlich sei Leon ans Ufer gegangen, ausgerutscht und über die Kaimauer ins eiskalte Wasser gefallen. Der Freund alarmiert sofort den Vater. Passanten auf dem gegenüberliegenden Ufer zeigen dem verzweifelten Papa, wo der Junge untergegangen ist. Marcus Janner springt sofort in das gut zwei Meter tiefe Wasser und fischt im trüben Nass nach seinem Jungen. Verzweifelt habe er den Grund abgetastet, erinnert sich Marcus Janner.

Als die Polizeistreife eingetrifft, springt auch eine Polizistin ins Wasser und hilft bei der Suche. Nach endlosen Minuten greift der Vater endlich den Arm des regungslosen Jungen. Noch am Kanalufer beginnt ein zweiter Polizist mit den Wiederbelebungsmaßnahmen. Hubschrauber, Feuerwehr und drei Rettungswagen eilen zum Unglücksort herbei.

Derweil hat sich auch schon Oberarzt Hans-Georg Topf auf den Weg in die Kinderklinik des Universitätsklinikums Erlangen gemacht. Der Leiter der Intensivstation kann die medizinischen Maßnahmen an diesem Sonntagnachmittag vorbereiten, ohne dass wertvolle Zeit vergeht. „Ganz wichtig war, dass die Eltern sofort den Notarzt alarmiert haben“, sagt der Direktor der Kinder- und Jugendklinik, Professor Wolfgang Rauscher. „Das perfekte Zusammenspiel von Polizei, Rettungskräften und Ärzten hat Leon das Leben gerettet“, ist sich Professor Robert Cesnjevar, Leiter der Kinderherzchirurgischen Abteilung, sicher. Hans-Georg Topf nickt zustimmend: Die Rettungskräfte hätten den Jungen „optimal versorgt, weil sie ihn reanimiert und dann unterkühlt“ in die Uni-Klinik gebracht hätten.

Leon sei mit einer Körpertemperatur von 26 Grad Celsius eingeliefert worden. Die geringe Körpertemperatur habe die Organe bis zum Eintreffen im Krankenhaus gegen Funktionsverlust geschützt. „Wäre der Junge sofort an der Unfallstelle aufgewärmt worden, wäre das fatal gewesen“, erklärt Hans-Georg Topf weiter.

Zu diesem Zeitpunkt hängt das Leben des kleinen Leon freilich noch am seidenen Faden. In der Nacht versagt plötzlich die Lunge des Jungen. Aus der Kinderherzchirurgie wird Professor Robert Cesnjevar alarmiert, der den Jungen sofort an die Herz-Lungen-Maschine anschließt. Mitten in der Nacht können die Ärzte den betenden Eltern wieder ein wenig Mut machen. Leons Zustand stabilisierte sich langsam. Die Eltern verbringen Tag und Nacht am Krankenbett und hoffen, dass ihr Bub ohne bleibenden Schäden wieder aus dem Koma erwacht.

„In dieser Zeit gab mir meine Familie Kraft, sonst hätte ich es nicht durchgestanden“, sagte Sandra Janner am Montag in Erlangen. Gemeinsam mit ihrem Mann und dem kleinen Leon bedankte sich die Familie bei allen Rettern, Ärzten und Pflegekräften.

Leon kann den ganzen Wirbel übrigens überhaupt nicht verstehen. Denn erinnern kann sich der Kleine an die schweren Tage und Stunden zum Glück nicht mehr. „Er ist wieder der alte Rabauke und wir alle sind froh, dass er wieder gesund und munter bei uns ist“, sagten die überglücklichen Eltern.