Nach
Das Warten auf den großen Knall

13.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:30 Uhr

Nach der Bundesliga-Niederlage gegen 1899 Hoffenheim und dem Wirbel um Robert Lewandowski wäre es - um es in den Worten des neuen Sportdirektors Hasan Salihamidzic zu sagen - vermutlich "Bayern-like" gewesen, den RSC Anderlecht zum Auftakt der Champions League aus der Allianz-Arena zu schießen. Doch statt mit einem Kantersieg gegen die europäisch zweitklassigen Belgier, die noch dazu fast 80 Minuten lang in Unterzahl spielten, die Gemüter wieder etwas zu beruhigen, brodelt es nach dem müden 3:0-Pflichtsieg munter weiter.

Die Frage scheint nur noch zu lauten: Wann kommt es an der Säbener Straße zum großen Knall?

Der Rekordmeister gibt aktuell ein fragiles Gebilde ab, in dem Spieler wie Lewandowski mit seinem umstrittenen Interview oder Franck Ribéry mit seinem divenhaften Ausraster nach der Auswechslung öffentlich ihren Unmut zeigen. Es wirkt, als stünden die einzelnen Befindlichkeiten über dem Mannschaftserfolg. Dies verdeutlichen auch die Aussagen von Arjen Robben. Ausgerechnet der Niederländer, dem selbst der Ruf eines Einzelgängers vorauseilt, schwang sich nach der Partie zum Chefkritiker auf, prangerte den mangelnden Teamgeist an und ließ damit tief ins Innenleben beim Rekordmeister blicken.

Trainer Carlo Ancelotti ist nun genauso gefragt wie Sportdirektor Salihamidzic, der Ribéry nach seiner kindischen Aktion immerhin zur Räson rief. Ancelotti könnte dabei allerdings sein Führungsstil zum Verhängnis werden. Schließlich schreibt der Italiener in seiner Autobiografie "Quiet Leadership", dass "eine Führungskraft nicht herumbrüllen oder mit eiserner Faust regieren muss, um ihre Autorität zu behaupten". Doch genau diese scheint dem 58-Jährigen immer mehr zu entgleiten.