"Das war ein Machtkampf, inszeniert von Franz Götz"

29.04.2008 | Stand 03.12.2020, 5:57 Uhr

"Ein Unruheherd in der SPD-Fraktion ist weg": Manfred Schuhmann, für ein Jahr als Vorsitzender gewählt. - Foto: Richter

Ingolstadt (DK) Was OB-Kandidat Sepp Mißlbeck im Wahlkampf als Ziel der FW ausgegeben hat – die SPD im Stadtrat zu überholen –, ist am Montagabend durch den Paukenschlag von Franz Götz und Andreas Schleef eingetreten. Mit dem Chef der noch verbliebenen acht SPD-Stadträte, Manfred Schuhmann, sprach Reimund Herbst.

Herr Schuhmann, der Selbstzerstörungsprozess der SPD hat eine neue Stufe erreicht. Wer trägt dafür die Verantwortung

Manfred Schuhmann: Am Montag ist x Mal versucht worden, den Kontakt mit Andreas Schleef und auch Franz Götz herzustellen, entweder waren die Telefone ausgeschaltet oder man wurde weggedrückt. Anton Böhm hat in einer enorm engagierten Art und Weise versucht, die Fäden beziehungsweise die Personen noch einmal zusammenzuhalten. Dem Andreas Schleef ist das Angebot gemacht worden, dass er den Sitz im Sportausschuss von Sabine Leiß kriegt. Am Abend haben wir in der Fraktion versucht, den Zusammenhalt zu wahren. Dann kam von Schleef aber die SMS "zu spät". Am späten Abend haben wir vom DONAUKURIER erfahren, dass beide austreten.

Und wer trägt jetzt die Verantwortung

Schuhmann: Die Verantwortung tragen sicher mehrere. Man hinterfragt sich natürlich selber auch, was man hätte tun können, um das zu verhindern. Ich muss aber bei der Darstellung bleiben: Das war ein Machtkampf, initiiert und inszeniert von Franz Götz, wahrscheinlich sein letzter, und den hat er verloren – bei allen Begabungen und Fähigkeiten, die er hat.

Sind Sie auch erleichtert, dass Götz die SPD-Fraktion verlassen hat

Schuhmann: Jetzt ist ein Unruheherd weg, der die Fraktion über Jahrzehnte immer wieder beeinträchtigt hat. Manche empfinden das jetzt als Befreiungsschlag.

Die Ingolstädter SPD-Wähler könnten es auch als Betrug empfingen, wenn durch interne Machtkämpfe ihre Partei zur drittstärksten Kraft im Stadtrat abgesunken ist.

Schuhmann: Das für uns alle Verwunderlichste ist eigentlich das Verhalten von Andreas Schleef, der sich offensichtlich völlig hat umdrehen lassen. Erst schimpfen und dann noch sein Versuch, sich in die Märtyrerrolle zu begeben. Die Partei hat ihn auf Platz drei der Stadtratsliste gesetzt, aber er ist während des Wahlkampfs praktisch null in Erscheinung getreten. Er hat nur mal erklärt, dass er sich mit dem OB-Kandidaten nicht in der Öffentlichkeit zeigt. Dieses Verhalten ist für uns nicht nachvollziehbar.

Wie ist die Stimmung in der Restfraktion der SPD

Schuhmann: Alle sind der Meinung, dass wir jetzt versuchen müssen, wieder eine arbeitsfähige Fraktion herzustellen, den Wählerauftrag zu erfüllen, den Auftrag der Partei zu erfüllen und die Signale so zu stellen, dass dann – das war ja immer mein Angebot – die Fraktion in jüngere Hände übergehen kann.