Eichstätt
"Das war auch eine Genugtuung"

Die Schernfelder Weltmeisterin Anna Knauer über den Titel, Enttäuschungen und mangelndes Vertrauen

13.08.2013 | Stand 02.12.2020, 23:47 Uhr |

 

Eichstätt (EK) Manchmal ist das so bei Frauen. Da gibt die Stimme, vielleicht ist es einfach die etwas höhere Tonlage, das ganze Glück des Momentes wieder. Wer Anna Knauer auf die Weltmeisterschaft anspricht oder ihr gratuliert, macht diese Erfahrung. Und weiß sogar am Telefon – es kann gar nicht anders sein – dass die Augen der Schernfelderin selig glänzen. Am Sonntag wurde die 18-Jährige Junioren-Weltmeisterin im Omnium und erfüllte sich damit selbst einen Traum. Dabei hatte sie eigentlich nicht bei dem Mehrkampf, der sich aus sechs verschiedenen Kurzzeit- und Ausdauerdisziplinen zusammensetzt, auf einen Titel spekuliert, sondern in der Einer-Verfolgung. Im Gespräch mit dem EICHSTÄTTER KURIER blickt Knauer noch einmal zurück und gibt einen Ausblick auf den Rest der Saison.

Welche Assoziationen hatten Sie vor der WM, wenn Sie an die Stadt Glasgow dachten?

Anna Knauer: Eigentlich ging es ums Radfahren. Es waren die Bilder der vergangenen Saison präsent, als die Team-Sprinterinnen bei Olympia gewonnen haben.

Und was bedeutet Glasgow heute für Sie?

Knauer: Es sind ganz verschiedene Emotionen, an die ich mich erinnere. Zum einen die Enttäuschung über den fünften Platz bei der Einer-Verfolgung, zum anderen die Freude über den Titel. Da kommt schon einiges zusammen. Am Schluss gab es außerdem eine Abschlussfeier, bei der Bilder aller Wettkämpfe zusammen mit schottischer Musik auf einer Leinwand abgespielt wurden. Das war auch noch ein bisschen emotional.

Sie stehen nun viel mehr im Mittelpunkt und sind damit ihrem Ziel, den Olympischen Spielen in Rio 2016, ein Stück näher gerückt.

Knauer: Ja, ich denke schon, vor allem kopfmäßig bin ich jetzt näher dran. Die Qualifikation für Rio beginnt im August des kommenden Jahres. Die Juniorinnen sind für mich nun abgeschlossen. Wenn ich das nächste Mal auf der Bahn fahre, dann bei den Frauen. Ich habe jetzt natürlich gezeigt, dass ich im Omnium bei den Frauen für einen Startplatz infrage komme.

Zu welchem Zeitpunkt wussten Sie in Glasgow, dass Sie Weltmeisterin sind?

Knauer: Als ich bei den 500 Metern im Ziel war und gesehen habe, dass ich die schnellste Zeit hatte, war alles klar. Dass ich Weltmeisterin geworden bin, war für mich aber erst am Montagabend daheim greifbar, als das halbe Dorf da war. So richtig realisiert habe ich es auch jetzt noch nicht.

Wie ist das im Radsport? Feiern auch die Mannschaftskameraden mit oder geht jeder abends seiner Wege?

Knauer: Es ist eine absolut tolle Atmosphäre in der Mannschaft. Bei einer WM gehören alle zusammen. Die waren bei meinen Rennen sogar alle auf der Bahn und haben zugeschaut.

Gefeiert wurde aber auch Montagnacht in Schernfeld. Es schien so, als würde sich der ganze Ort über Ihren Titel freuen?

Knauer: Ja, das war der Hammer. Ich hatte mir schon gedacht, dass ein paar Leute da sind. Aber als es dann 150 Leute waren, ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, dass ich etwas ganz Besonderes geschafft habe.

Welche Bedeutung hat der WM-Titel für Sie persönlich?

Knauer: Sehr viel nach diesem Frühjahr, das so richtig schwer war mit dem Abi und den schlechten Rad-Ergebnissen, die ich in Deutschland hatte. Aber es war auch eine Genugtuung gegenüber denjenigen, beim BDR, die an mir gezweifelt haben. Es war die Bestätigung, dass ich nicht alles falsch gemacht habe in diesem Jahr und auch die Bestätigung, dass ich etwas kann. Dieses WM-Trikot überzuziehen, ist für jeden Radfahrer ein Traum. Dass dieses Trikot jetzt neben meinem Bett liegt, ist noch nicht so richtig Wirklichkeit für mich.

Werden Sie sich künftig aufs Omnium konzentrieren? Schließlich ist dort die Konkurrenz kleiner als in anderen Disziplinen.

Knauer: Alleine auf das Omnium konzentrieren werde ich mich nicht. Ich habe mein Training immer nur auf der Straße absolviert, denn das macht mir auf jeden Fall mehr Spaß. Die Bahn nehme ich mit, aber bis 2016 möchte ich so weit sein, dass ich bei den Frauen auch vorne mit dabei bin. Mein Hauptaugenmerk liegt weiterhin auf der Straße.

Sie sind schon wieder unterwegs zum nächsten Rennen. Wie sehen Ihre Pläne für den Rest der Saison aus?

Knauer: Am Sonntag ist das Heimrennen in Weißenburg, in zwei Wochen eine Rundfahrt für die Bundesliga. Dann bin ich eine knappe Woche daheim, danach mit der Frauen-Nationalmannschaft eine knappe Woche in Frankreich und dann steht Ende September die

Straßen-WM der Junioren in Florenz an.

Siehe auch Artikel auf Seite 23

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