Hohenwart
Das wäre die Bürgerversammlung gewesen...

21.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:06 Uhr
Das kann sich schon mal sehen lassen: Die Marktgemeinde hat sich heuer (v. l.) an der B300 einen Bauhof, am Marktplatz einen Verwaltungsbau und an der Schenkenauer Straße ein Wohnhaus für sozial schwächer gestellte Bürger gebaut. Bezogen ist bisher nur der neue Bauhof. −Foto: Hofmann

Auch das ist in Corona-Zeiten anders: Wegen des Lockdowns können keine Bürgerversammlungen stattfinden. Hohenwarts Bürgermeister Jürgen Haindl informiert deshalb in diesem Jahr in unserer Zeitung über die finanzielle Lage und die Projekte der Marktgemeinde.

 

Hochbau: Ein Großprojekt haben der Markt und der Landkreis (beziehungsweise dessen Abfallwirtschaftsbetrieb) gemeinsam geschafft: den neuen Wertstoffhof und Bauhof direkt an der B-300-Ausfahrt Thierham. Seit dem 21. November sind die beiden Anlagen in Betrieb. Mitten im Marktkern entsteht ein Neubau für die Gemeindeverwaltung. "Pünktlich vor dem ersten Schnee wurde der Rohbau fettiggestellt", freut sich Jürgen Haindl. Im dritten Quartal 2021 soll die Verwaltung in ihr neues Domizil umziehen. Dann wird das historische Rathaus saniert. Schon früher bezugsfertig sind die Sozialwohnungen in der Schenkenauer Straße: Hier sollen im ersten Quartal die ersten Mieter einziehen.

Tiefbau: Baugebiet und Straße Am Peuernfleck in Freinhausen sind saniert worden, ebenso die Gemeindeverbindungsstraße von Hohenwart in Richtung Hohenried. Auch die Straße zwischen Thierham und Seibersdorf wird noch in diesem Jahr fertig.

 

Abwasser: Neben den Planungen für das konkrete Projekt, die Kläranlage in Deimhausen umzubauen und das Abwasser nach Hohenwart zu pumpen, wurde ein Kameraroboter in die Kanäle von Klosterberg, Hohenwart und Thierham gesetzt, um Bilder vom Zustand der Rohre und Anschlüsse zu bekommen. Dieser Daten werden für den digitalen Generalentwässerungsplan benötigt. Die gesplittete Abwassergebühr wurde zum 1. Oktober 2020 eingeführt.

Finanzen: Für 4,3 Millionen Euro wollte die Marktgemeinde in diesem Jahr neue Kredite aufnehmen, um den Rathausneubau und den sozialen Wohnungsbau finanzieren zu können. Das Darlehen für den Wohnungsbau muss allerdings erst 2021 abgerufen werden. Auch die Entnahme aus der (immer noch recht üppig gefüllten) Rücklage fällt heuer wohl geringer aus als kalkuliert: Statt 6,6 Millionen müssen nur 5,5 Millionen Euro vom Sparbuch geholt werden. Den coronabedingten Einbruch bei der Gewerbesteuer (rund 1 Million Euro minus) gleicht der Freistaat aus, die Rückgänge bei der Einkommenssteuerbeteiligung (minus 400000 Euro) muss der Markt alleine schultern. "Für die künftige Finanzplanung gilt somit äußerste Vorsicht und die Devise, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen", sagt Haindl und kündigt an: "Der Gemeinderat wird sich besonders in dieser finanziell schwierigen Zeit intensiv mit den Finanzen befassen."

 

Klimaschutz: Ein Projekt, das Jürgen Haindl besonders am Herzen liegt, ist, den geplanten Bau von Windrädern im Bereich zwischen Hardt und Ehrenberg mit einem System zur Wasserstofferzeugung zu verbinden. Auch sollen die Bürger Vorteile durch die Anlagen haben, sei es nun eine finanzielle Beteiligung oder ein günstigerer Bezug des dort erzeugten Stroms. Generell ist dem Bürgermeister "die energetische Vorbereitung Hohenwarts für die Zukunft ein wichtiges Ziel". Im zu Ende gehenden Jahr haben, als erste kleine Schritte, Hohenwarter Grundschüler mitgeholfen, am neuen Bauhof und Wertstoffhof Bäume und Sträucher zu pflanzen. Neben den Fußballtrainingsplätzen wurde eine Blühfläche angelegt, zudem wurden viele Gespräche mit Fachleuten und Ingenieuren zu Themen im Bereich erneuerbare Energien, Klimaschutz und Nachhaltigkeit geführt.

Kinderbetreuung und Bildung: Die Kinderkrippe Selige Richildis wurde mit Containern provisorisch erweitert, für den Neubau, der bis Ende 2023 fertig sein muss, sind bereits die Planungen angelaufen. Etwas länger dauert es mit der Schule. Nach intensiven Debatten in den vergangenen Wochen steht nun fest, dass sie neu gebaut wird - im Gespräch sind Gesamtkosten von 44 Millionen Euro, von denen die Marktgemeinde rund 26 bis 27 Millionen Euro tragen müsste. Im neuen Jahr geht es mit der Detailplanung weiter. Fertig sein sollen die neuen Gebäude zum Schuljahreswechsel 2024.

 

Wirtschaftsförderung: Die Nachfrage nach Gewerbegrund - vor allem auch von einheimischen Firmen - sei weiterhin groß, sagt Haindl, deswegen wird die Erweiterung des Gebiets Ziegelstadläcker vorangetrieben. "Die wirtschaftliche Entwicklung der Marktgemeinde könnte momentan nicht besser sein", meint der Bürgermeister trotz Corona. Schon jetzt gebe es mehr als 2000 Arbeitsplätze.

Kultur und soziales Engagement: Haindl dankt den Aktiven in diesen Bereichen, auch wenn es wegen Corona in diesem Jahr nicht so viele Veranstaltungen geben konnte wie sonst in Hohenwart üblich. Immerhin habe man einen Ferienkalender und ein Benefizkonzert der Marktkapelle auf die Beine gestellt.

Persönliche Einschätzung: "Viele der großen Projekte waren bereits von unseren Amtsvorgängern angestoßen worden und konnten von uns weiterentwickelt und abgeschlossen werden", sagt Jürgen Haindl. Nicht nur er ist seit 1. Mai neu im Amt, sondern auch mehr als die Hälfte der Marktgemeinderäte. Haindl dankt seinen Stellvertretern Thomas Rolnik (FW) und Andrea Widl (CSU) für die gute Zusammenarbeit. Der Marktgemeinderat habe in den vergangenen Monaten "ein gewaltiges Pensum geleistet", die Diskussionen und die Zusammenarbeit im Gremium seien "sachlich und konstruktiv". Seine Arbeit als Bürgermeister mache ihm viel Freude, "mir gefällt es mit jedem Tag besser, die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen zu dürfen". Das liege auch daran, dass er im Rathaus ein "hochmotiviertes, engagiertes, cleveres" Team um sich weiß. Auch den Hohenwarter Bürgern dankt Haindl "für ihre grundsätzlich positive Haltung".

SZ

Bernd Hofmann