Pfaffenhofen
Das Virus und der Gelbe Sack

Schließung der Wertstoffhöfe stößt längst nicht bei allen Bürgern auf Verständnis

20.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:18 Uhr
Wohin mit dem Gelben Sack? Diese Frage treibt nach Schließung der Wertstoffhöfe im Landkreis Pfaffenhofen viele Bürger um. −Foto: Robert Michael, dpa

Pfaffenhofen - Die am Freitag erlassenen Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Gefahr sind umstritten und sorgen für jede Menge Diskussionsstoff. Doch das gilt auch für eine Entscheidung von deutlich geringerer Tragweite, die in dieser Woche vom Abfallwirtschaftsbetrieb (AWP) in Absprache mit Landrat Martin Wolf (CSU) getroffen wurde: Die vorläufige Schließung der Wertstoffhöfe löste bei so manchem Landkreisbürger sogar mehr Empörung aus als die wegen der Corona-Pandemie verhängte "Ausgangssperre light".

 

Vor allem, dass sie den Gelben Sack nun nicht mehr abliefern können, treibt Landkreisbürger auf die Palme. Und die vom AWP angeführte Begründung für die Schließung, die Mitarbeiter müssten vor dem Ansteckungsrisiko geschützt werden, mag nicht jeder nachvollziehen: "Ich weiß nicht, wie das an anderen Wertstoffhöfen läuft, aber an meinem Hof kuscheln weder die Mitarbeiter mit mir, noch kommen sie mir in irgendeiner Form nahe, während ich meine Gelben Säcke in den Container werfe", schreibt so ein Landkreisbürger an die Redaktion. Dass man Sperrmüll oder Grüngut jetzt nicht wegbringen müsse, sehe er ein, so der Leser: "Aber die Gelben Säcke, die mit der Zeit ein hygienisches Problem darstellen, da habe ich kein Verständnis!" Man könne doch eine Regelung finden, dass nur die Gelben Säcke abgegeben werden dürften.

Auch im Landratsamt gingen Beschwerden ein - wie zu erfahren war, auch von Bürgermeistern, die den Schließungsbeschluss kritisieren. Das Ganze wurde zur Chefsache. Landrat Wolf übernahm den Fall als "erster Verantwortlicher der Katastrophenschutzbehörde und des AWP" und wies in einer Rundmail an alle Bürgermeister noch einmal darauf hin, dass die Entscheidung zur Schließung zum Schutz der Mitarbeiter erfolgte und drei Gründe dafür sprachen: Die Mitarbeiter seien vielfach älter und wegen der wechselnden Winterwitterung nicht immer bei bester Gesundheit. Wenn sie Besucher der Wertstoffhöfe auf die Regelungen zum Sicherheitsabstand hingewiesen hätten, seien sie teilweise "im Zentimeterabstand aggressiv angegangen worden". Und: Nachbarlandkreise hätten Wertstoffhöfe zugesperrt, Bürger aus diesen Bereichen würden nun die Höfe im Landkreis Pfaffenhofen "mit Begeisterung nutzen", so der Landrat. Dennoch zeigt er sich kompromissbereit: Weil die Mitarbeiter an den Wertstoffhöfen Angestellte der jeweiligen Gemeinden sind, will er bei einem Treffen mit den Bürgermeistern am kommenden Dienstag eine "demokratische Entscheidung" finden. Ab Mittwoch könne es dann gegebenenfalls eine Neuregelung geben.

PK

Robert Schmidl