"Das Virus ist nicht weg!"

OB Christian Scharpf dankt und mahnt in der Corona-Krise - Mögliche Hilfe für die Ingolstädter Clubszene

18.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:09 Uhr
Wegen der Corona-Pandemie tagt der Stadtrat weiterhin auf Abstand im Festsaal des Stadttheaters. Dort war das Virus am Donnerstag auch vielfach Thema in den Diskussionen. −Foto: Eberl

Ingolstadt - Nach der einmal mehr langen Diskussion über die Kammerspiele arbeitete sich der Ingolstädter Stadtrat am Donnerstag weiter durch seine 28 Punkte (mit einigen Unterpunkten) umfassende Tagesordnung im öffentlichen Teil.

 

Mehrere Entscheidungen wurden getroffen und einige lobende Worte gesprochen. Hier zwei der großen Themen:

? Großer Dank in der Corona-Zeit: Die Führungsgruppe Katastrophenschutz ist aufgelöst, das Corona-Testzentrum am FC-Stadion wird abgebaut. Zeit, um im Stadtrat eine (Zwischen-) Bilanz der Corona-Krise zu ziehen. Das nutzte OB Christian Scharpf (SPD) für umfassenden Dank. Er zählte dabei alle auf, die etwa an dem Führungsstab beteiligt waren. Aber auch alle anderen Organisationen kamen vor, bis hin zu dem bürgerlichen Engagement mit Einkaufshilfen und vielem mehr. Vergessen wurden auch nicht der bisherige OB Christian Lösel und Bürgermeister a. D. Albert Wittmann (beide CSU), die in den ersten Tagen der Krise im Rathaus über alle Maßen in der Krisenbekämpfung aktiv waren. "Eine Mammutaufgabe", fasste OB Scharpf zusammen und weitete seinen Dank aus, wie etwa an die vielen Eltern für die teils schwierige Kinderbetreuung und generell "die ganze Bevölkerung", die sich vorbildlich verhalten habe.

Scharpf mahnte und appellierte aber auch, sich weiterhin verantwortungsvoll zu verhalten. "Das Virus ist nicht weg! "

 

Sehr persönliche Worte hatte vorher Stadtrat und Allgemeinmediziner Anton Böhm (SPD) zu Protokoll gegeben. Aus seiner Sicht habe das ganze Land einen unerwarteten Wandel erlebt. Denn für ihn habe "der Staat am Anfang versagt". In Bayern seien im Vergleich zu anderen Bundesländern kaum Intensivbetten verfügbar gewesen, da die Krankenhäuser krankgespart worden seien, sagte der erfahrene Mediziner. Aber in kürzester Zeit habe sich das Bild nicht nur bei der Ausstattung gewandelt, sondern auch eine nicht für möglich gehaltene Solidarität eingesetzt, so Böhm. "Nicht Geiz, sondern gesund bleiben, war geil. " Das führte ihn zu dem Hauptgrund seines Redebeitrags: Auch er mahnte an, jetzt im persönlichen Umfeld nicht leichtsinnig zu werden und bezog sich dabei auch auf die Demos wie die "Gesundheits-Spaziergänge": "Wer keine Maske trägt, ist unsolidarisch! " Der müsse sich darüber im Klaren sein, dass er eventuell das Virus an eine ihm nahestehende Person weitergebe und das drastische Folgen haben kann. "Der wird sein Leben lang wissen, dass er es war! " Böhm nahm für das Virus eine Anleihe aus dem Tierreich: "Der Löwe ist noch hungrig und sitzt im Busch! "

Allerdings sieht sich die Stadt für eine mögliche zweite Infektionswelle, die vielleicht durch die auffrischende Reiselust vieler Menschen irgendwann nach Deutschland schwappen könnten, inzwischen gut gerüstet. "Die Lager sind jetzt voll mit Ausrüstung - was am Anfang der Krise eben nicht so war", sagte Rechtsreferent Dirk Müller.

? Hilfe für die Clubszene: Mit einer ungewöhnlichen Idee konnte zu vorgerückter Stunde die Linke noch die Herzen aller anderen Stadträte erobern: Sie will kommunale Freiflächen tagsüber für die Clubszene öffnen lassen, damit Discobetreiber oder Gastronomen mit Tanzbetrieb dort Freiluftveranstaltungen aufziehen und Einnahmen generieren können. Bisher gebe es ja überhaupt keine Perspektive für diesen "Wirtschaftszweig", was Corona-Lockerungen durch die Staatsregierung betrifft. "Auch das ist Mittelstand! ", sagte Christian Pauling, der im Stadtrat den Posten des Lobbyisten für die jüngere Generation übernommen hat. Nicht nur die Betreiber seien dabei im Blick, "das ist ein ganzes Ökosystem" - mit Bedienungen, Barpersonal, Technikern und vielen mehr. "Die jungen Leute rechnen es Ihnen hoch an, wenn Sie das ermöglichen würden", warb Pauling im Gremium - mit Erfolg. Bis zur Sitzung des Kulturausschusses am 8. Juli soll die Verwaltung ein Papier zur Entscheidung auf den Tisch legen, wie das Projekt umgesetzt werden kann. "Wenig Kosten für uns und dann Umsatz mit wenigen Mitteln generieren", so der Grundsatz. Die Zeit eilt aber freilich: Nicht nur wegen der Corona-bedingt teils prekären Finanzlage der Clubs und Gastronomen, sondern auch wegen des Wetters: Der Sommer ist kurz! Und ab September, das ist klar, würde sich ein Start der mutmaßlichen Serie mit Freiluftveranstaltungen kaum mehr rentieren. Pauling stellte aber auch für die möglicherweise besorgte Bevölkerung klar: "Wir wollen, dass hier keine Regeln aufgehoben werden. " Alles soll und muss in geordneten, von der Stadt vorgegebenen Bahnen laufen.

DK


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