Das Vermessungswesen in Bayern

16.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:20 Uhr

Über die Geschichte und Arbeit seiner Institution sprach Günter Nagel (Mitte), Präsident des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation, berichtete bei den Lions. - Foto: mbs

Schrobenhausen (mbs) Mit dem Vermessungswesen in Bayern befasste sich der Lions Club Schrobenhausen-Aichach. "Vom Messtischblatt zur virtuellen Landschaft" überschrieb Günter Nagel, Präsident des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation, seine Darstellung.

Zum Vortrag im Spiegelsaal der Sparkasse hatte Hausherr Thomas Schwarzbauer, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, auch Vertreter der Kommunalpolitik gebeten, die mit Vermessung und Feldgeschworenen immer wieder zu tun haben; mehrere Bürgermeister informierten sich über die neuesten technischen Verfahren. Ob Gemeinden oder größere Räume – in der heutigen Zeit werden mit Luftbildmessungen hoch auflösliche Bilder hergestellt, die auch die Grundlage für digitale Flurkarten bilden. Bayern wird regelmäßig in einem Drei-Jahres-Rhythmus überflogen, um in immer neuen Lauftaufnahmen Aktualität herzustellen.

Die Nutzung hat sich gegenüber früher stark erweitert; im Verwaltungsbereich können diese Ergebnisse heute praktisch im Denkmalschutz oder bei der Kontrolle von Überschwemmungsgebieten genutzt werden. Neueste digitale und Satelliten-Technik ist im täglichen Leben in Gebrauch – das GPS-System für den Navi im Auto und anderweitige Nutzung im Wirtschaftsleben. Das Vermessungswesen der Bundesrepublik ist in der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder geordnet, in Bayern untersteht das Landesamt dem Finanzministerium. Darunter sind die 51 Vermessungsämter mit 22 Außenstellen angesiedelt.

Dass die Erde keine optimale Kugel ist, sondern ein durch den Schleudereffekt abgeplatteter "Apfel", wurde von Isaac Newton festgestellt, aber erst durch Vermessung der Französischen Akademie der Wissenschaften nachgewiesen. Die Geschichte der Vermessung in Bayern beginnt mit der Landestafel des Philipp Apian (1531 bis 1589). Seine 24 Holzschnitte der verschiedenen Regionen wurde von Peter Weinerus fortgeführt. Der heutige Blick auf das Land geht auf die ersten topografischen Karten zurück, die seit 1801 erarbeitet wurden; damals hatte Napoleon entscheidende Anstöße gegeben.

Im 19. Jahrhundert wurde die Technik der Landvermessung auch von einigen bayerischer Wissenschaftlern und Erfindern maßgeblich vorangebracht. Reichenbach und Fraunhofer sorgten für neue Geräte, Pater Ulrich Schiegg erneuerte das Flurkartenwesen. Seit der Erfindung des Steindrucks durch Aloys Senefelder können exakte Druckvorlagen für Landkarten hergestellt werden.

Zur Historie gehört auch der schon früh einsetzende Gebrauch von Grenzsteinen, die zum einen so schwer sein sollten, dass man sie kaum versetzen konnte, zum anderen sorgte die Siebenergeheimnisse der Feldgeschworenen für eine gewisse Sicherheit. Außerdem gibt es manches Kuriosum: So ist in Europa die Messung der Höhe von Erhebungen "über dem Meeresspiegel" keineswegs einheitlich. Misst Deutschland nach dem Amsterdamer Pegel, so beziehen sich die Österreicher auf den 30 Zentimeter tiefer liegenden Adriapegel.