Neuburg
Das Verbot und der Ärger

15.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr

Neuburg (kpf) Formal gibt es die sogenannten stillen Feiertage wie den Totensonntag und den Volkstrauertag. In der Realität regiert aber nicht überall die Stille, vielmehr werden sie für Theateraufführungen, Adventsmärkte und andere Veranstaltungen genutzt.

Das aber will das Landratsamt nicht. So haben Landrat Roland Weigert (FW) und sein Amt den geplanten Kunst- und Adventsmarkt in Lichtenau untersagt, zumindest den zweiten Veranstaltungstag, weswegen der Markt dann komplett abgesagt wurde. Die Enttäuschung bei den 19 Ausstellern war groß.

Genehmigungsbehörde ist zwar die jeweilige Gemeinde. Doch nimmt die es mit dem bayerischen Feiertagsgesetz nicht so genau, ist das Landratsamt als Aufsichtsbehörde gefragt. Und die verfährt nach dem bayerischen Feiertagsgesetz, das an den stillen Tagen öffentliche Veranstaltungen nur dann erlaubt, wenn der ernste Charakter der Tage gewahrt bleibt. "Das verträgt sich nicht mit Lustspielen, Zauberern und Magiern", findet Landrat Roland Weigert, der in insgesamt vier Gemeinden eingeschritten ist. Gleichwohl stoße das Verbot durch das Landratsamt immer wieder auf Kritik. "Man will diese Feiertage für kommerzielle Veranstaltungen nutzen", weiß der Landrat aus Erfahrung. Wegen der kirchlichen Feiertage hat er mit den beiden Dekanen Werner Dippel aus Burgheim (katholisch) und Thomas Schwarz, Ingolstadt (evangelisch), gesprochen und die Meinung der Kirchen eingeholt. Bei den staatlichen Feiertagen wie dem Volkstrauertag ist es nach Ansicht Weigerts Sinn der Sache, einmal inne zu halten. Es gelte, der 55 Millionen Toten des Zweiten Weltkrieges zu gedenken. Kriege, Gewaltherrschaft und Holocaust seien Anlass, in sich zu gehen und nachzudenken. Angesichts von Millionen Menschen, die auf dem Globus in Bewegung sind, um Gewalt, Krieg und Elend zu entfliehen, sei der Volkstrauertag hochaktuell. "Diesen einen Tag Leerlauf sollten wir bewusst akzeptieren. Es tut gut, wenn wir an dem Tag eine Auszeit nehmen", findet Weigert. Und der Tag sei auch geeignet, einmal darüber nachzudenken, "dass wir in Europa seit über 70 Jahren in Frieden und Freiheit leben können."