Das Umfeld ist gefordert

Kommentar

16.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:54 Uhr

Es war kein Dumme-Jungen-Streich, sondern tödlicher Ernst, ein wahrhaft teuflischer Plan. Ein Kind, das offenbar von Islamisten geködert und irregeleitet wurde, wollte in der Vorweihnachtszeit ein Blutbad mitten in Ludwigshafen anrichten.

Man kann nur von Glück sagen, dass die mörderischen Taten fehlgeschlagen sind, die Sprengsätze des gerade erst zwölfjährigen Deutsch-Irakers nicht gezündet haben. Viele Unschuldige hätten sterben können.

Attentäter auf Kindesbeinen kannte man bisher nur aus dem Nahen und Fernen Osten. Jetzt versucht die Terrormiliz des sogenannten Islamischen Staates, auch hierzulande Minderjährige zu instrumentalisieren und für ihren mörderischen Feldzug einzusetzen. Dabei nutzen sie das Internet, ziehen als Rattenfänger durch die digitale Welt, um Kinder und Jugendliche religiös zu radikalisieren. Der "Heilige Krieg" wird als Event stilisiert und verharmlost. Anleitungen und Aufträge für Terroranschläge über verschlüsselte Nachrichten im digitalen Netz direkt über Smartphone oder Tablets in die Kinderzimmer sind für Geheimdienste und Ermittler bisher Neuland und nur schwer zu verfolgen.

Die islamistischen Auftraggeber bleiben dabei im Hintergrund. Hier sind Eltern, Lehrer und Freunde gefordert, aufmerksam zu sein und genau zu beobachten, ob es augenfällige Veränderungen gibt. Und auch die sozialen Netzwerke stehen in der Verantwortung, genau hinzuschauen.

Natürlich können der Staat und seine unzähligen Sicherheitsbehörden Jugendliche und Kinder nicht völlig vor dem Einfluss von Islamisten und vor Radikalisierungsversuchen bewahren - schon gar nicht im Internet. Doch müssen sich Ermittler und Geheimdienste auf diese neuen Entwicklungen einstellen, entschlossener darauf reagieren und die dafür notwendigen Voraussetzungen erhalten.