Schrobenhausen
Das Thema Spielplätze

Die Schrobenhausener Zeitung brachte engagierte Eltern mit Designer Günter Beltzig zusammen

27.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:14 Uhr

Diskutierten engagiert über die Schrobenhausener Spielplätze: Mütter und Väter aus Schrobenhausen bei einem Treffen mit Günter Beltzig. Im Bild (v.l.) Sabine Baum, Beltzig, Susanne und Otto Mitschke, André Ponndorf über dem Stadtplan - Foto: Petry

Schrobenhausen (SZ) Was wird aus den Schrobenhausener Spielplätzen? Der Stadtrat hat jetzt den Designer Günter Beltzig beauftragt, eine Bestandsaufnahme und ein Konzept zu machen. Etliche Eltern möchten mehr dazu wissen, die SZ brachte sie jetzt mit dem Designer zusammen.

Bei Facebook hatte sich vor einigen Wochen eine engagierte Diskussion über das Thema entsponnen. Und weil das Thema ganz offensichtlich die Menschen bewegt, hat die Schrobenhausener Zeitung ein Gespräch organisiert – Mütter und Väter trafen auf den Experten. Das fand jetzt statt, und es war spannend.

Günter Beltzig hat schon über 500 Spielplätze gebaut, in der ganzen Welt. Er kennt die Gegebenheiten und den Umgang damit in vielen Ländern. Seinen Erfahrungsschatz will er jetzt auch in Schrobenhausen einbringen.

Die Mütter und Väter, die jetzt die Gelegenheit zum Gespräch mit ihm nutzten, hatten viele Fragen. Beispiele:

Was kann man tun, damit auf den Kinderspielplätzen nicht immer Glasscherben herumliegen?

„Das ist ein gesellschaftliches Problem“, sagte Günter Beltzig. Sein Ziel sei es, für unterschiedliche Zielgruppen unterschiedliche Angebote zu machen. So müsse es unter den verschiedenen Spielplätzen auch Müttertreffs geben. Oder Angebote zum Bolzen. „Und nicht, wie gar nicht so weit weg passiert: einen Bolzplatz, auf dem Ballspielen verboten ist“, wie Familienvater André Ponndorf ergänzte. Sabine Baumann sah einen anderen Aspekt: „In Schrobenhausen gibt es ja nichts, wo Jugendliche abends hingehen können. Das Zoom schließt um 18 Uhr. Es ist doch ganz klar, dass sie sich ihre Plätze draußen suchen.“ Das wurde von den anderen Teilnehmern der Runde bestätigt.

Wann ist ein Spielplatz ein Spielplatz? Was für Vorgaben gibt es eigentlich?

„Es gibt zunächst einmal nur sehr wenige DIN-Normen, die zu beachten sind“, sagte Beltzig. Er selbst war lange Jahre Mitglied im Normenausschuss. Grundsätzlich solle es in Deutschland pro 1000 Einwohner einen Spielplatz geben. Ab wann ein Platz ein Spielplatz sei, das sei so nicht konkret geregelt. In Deutschland sei es üblich, dass Landschaftsarchitekten Spielplätze mitgestalten; spezielle Ausbildungszweige an Universitäten gebe es aber nicht.

Wie gefährlich dürfen Spielplätze sein?

Manche Eltern hätten sich über das große Kletternetz am Mittelalterspielplatz gewundert, berichtete Otto Mitschke, der sich wie auch seiner Frau Susanne intensiv mit der Thematik auseinandersetzt. „Ist das nicht gefährlich“, wollte er vom Designer wissen. „Kinder sollen an einem Spielplatz sehr wohl an ihre Grenzen gehen und auch Gefahren kennen lernen können“, sagte er. Fühlt sich ein Kind auf einem Spielplatz zu sicher, besteht umgekehrt die Gefahr, dass es irgendwann leichtsinnig wird, hat er festgestellt. Das Netz sei so angebracht, dass zwei-, dreijährige Kinder noch nicht richtig nach oben klettern können. Und die Größeren sollen die Chance haben, sich auszutesten.

Wie stehen denn die Chancen für einen integrativen Spielplatz?

„Es ist ja so, dass man, wenn man an Behinderte denkt, häufig den querschnittsgelähmten Motorradfahrer im Rollstuhl im Kopf hat“, sagte er – zustimmendes Nicken. Das sei bei Kindern aber gar keine häufige Behinderung. Die Spielgeräte auf den meisten Spielplätzen funktionieren bei 95 Prozent aller Behinderungen, sagte Beltzig.

Man müsse bei der Planung aber sehr genau aufpassen. Ein Kind, das spastisch gelähmt sei, könne sich zum Beispiel unter Umständen mit Hilfe an einer Stange hochziehen. Zu tief dürfe die aber nicht angebracht sein, weil ein blindes Kind womöglich dagegen laufen könnte. Grundsätzlich, so Beltzig, gebe es aber viele Möglichkeiten, in diesem Bereich etwas zu machen.

Was passiert jetzt mit den Schrobenhausener Spielplätzen?

Nach einer Bestandsaufnahme und einer Analyse der Bevölkerungsstruktur in der jeweils näheren Umgebung wird es Begehungen der vorhandenen Plätze geben, sagte Beltzig. Zusammen mit den Nutzern wolle er dann Konzepte entwickeln. Einige Spielplätze werden dann wohl nicht mehr weiter betrieben, die Geräte abgebaut. Die Plätze bleiben aber als Grünflächen bestehen; bebaut werden dürfen sie nicht. Wenn die Analysen abgeschlossen sind, möchte Beltzig auf die Bevölkerung zugehen und gemeinsam in die Detailplanungsphase gehen.