Neuburg
Das "System Simon" ist zu den Akten gelegt

Zum Abschied wird der Werkleiter mit viel Lob konfrontiert – Gelbe Tonnen sind gut gefüllt

07.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:06 Uhr

Er geht als Sieger: Der Werkausschuss des Landkreises sagte Franz Josef Simon Ade. In 23 Jahren hat er viele Themen polarisiert - Foto: r

Neuburg (r) Das Geschimpfe und Genörgle und die vielen Leserbriefe, „das hat mich nie gekratzt“, winkt Franz Josef Simon ab, „aber ich habe mich wohlgefühlt, wenn ich die Beschlüsse des Kreistages gut ausführen konnte“. Nach 23 Jahren beim Landkreis Neuburg-Schrobenhausen geht der „Müllzar“ jetzt mit 65 in den Ruhestand.

In seiner letzten Werkausschusssitzung sah sich Franz Josef Simon mit ungewöhnlich viel Lob konfrontiert. Landrat Roland Weigert und Werkreferent Benno Baur würdigten die Arbeit der Kreisbetriebe und den Einsatz ihres Leiters. Über Jahre hinweg habe Simon Unbill von den Kreispolitikern ferngehalten, so der Landrat, „er war Schwert und Schild zugleich.“ Nichtsdestoweniger sei „das System Simon“ nun weitgehend beendet.

1991 von Landrat Richard Keßler aus der Stadtverwaltung Ingolstadt geholt, hatte der Entsorgungsfachmann mit Elan sein „Imperium“ aufgebaut. Kein Sachgebiet sollte es sein, sondern eine Abteilung und später eigene Kreisbetriebe, ein Modell, das andere Landkreis übernommen haben. Der Werkleiter ärgerte die Bürger, von Umweltaposteln abgesehen, mit seinem Sortierungswahn, der zeitweise bis zu 28 Fraktionen auf den neu eingerichteten Wertstoffhöfen verlangte.

Keine Papiertonne, keine Gelbe Tonne – Neuburg-Schrobenhausen durfte deutschlandweit eine Alleinstellung auf dem Müllsektor beanspruchen. Und die kreiseigene Biokompostierungsanlage endete als Millionengrab. „Ich fahre gern auf den Wertstoffhof, denn es ist auch ein Platz der Kommunikation“, sagte einst Landrat Richard Keßler. Seinem Müllmann hielt er den Rücken frei, aber intern musste Franz Josef Simon auch einiges einstecken.

Er trug es mit Fassung und nimmt die Gewissheit mit in den Ruhestand, dass kein anderer im Landkreis so viel zum Thema Müllvermeidung, Trennung, Recycling und damit auch zum Umweltbewusstsein beigetragen hat.

Zum Ende seiner Dienstzeit muss Franz Josef Simon feststellen, dass „es unheimlich ist, wie wenig Arbeit wir jetzt mit der Abfallwirtschaft haben“. Es liegt wohl in erster Linie (neben der privaten Papiertonne) an der Gelben Tonne, die Landrat Roland Weigert durchgesetzt hat. 2013 warfen die Benutzer mit 2500 Tonnen gleich 120 Prozent mehr Verpackungsabfälle in die neuen Behälter als sie 2012 persönlich zu den Sammelstellen gebracht hatten (1140 Tonnen).

Nachfolger Johannes Vollnhals aus Eichstätt kündigt keine großen Veränderungen an. Landratsstellvertreter Alois Rauscher ahnt es schon: „Wie langweilig werden die Sitzungen ohne Franz Josef Simon werden“ Der Pensionär warnte den Werkausschuss am Donnerstag schon mal, dass er jetzt mit Altbürgermeistern einen „Klub zum Kommentieren der Kreistagsentscheidungen“ aufmachen wolle. Neben der Fischerei strebt er die Jägerprüfung an, und Landrat Roland Weigert lud ihn bereits zur Pirsch und zum gemeinsamen Ansitz ein.